Dienstag, Februar 21, 2012

Resolution und Folien-Revolution

Am 14. Februar hat das estnische Parlament eine Resolution verabschiedet in der all denjenigen Dank ausgesprochen wird, die gegen die beiden Okkupationen und für die Wiederherstellung der Freiheit Estlands gekämpft haben, Dank ausgesprochen wurde. Das wurde also aus dem befürchteten Gesetz, das im In- und Ausland schon heftig kritisiert wurde, bevor das Wortlaut bekannt wurde. Wir werden wahrscheinlich nie erfahren, ob die jetzige Fassung der Resolution das Ergebnis der Kritik wurde, oder diese Form der Danksagung von Anfang an angedacht war. Durch die Formulierung als Resolution wurden mehrere Lesungen im Parlament unnötig. Ausserdem ist dieser Text derart beliebig, dass jeder sich damit identifizieren kann und beliebige Interpretationen wer nun eigentlich gemeint ist, möglich sind. Das Ergebnis der Abstimmung im estnischen Parlament war dementsprechend, 71 Ja-Stimmen, keine dagegen, keine Enthaltungen. Lediglich 10 anwesenden Mitglieder der Zentristen-Partei haben an der Abstimmung nicht teilgenommen, darunter viele Vertreter der russisch-sprachigen Minderheit. Nach ihren Gründen befragt, antworteten sie, dass sie im Fall einer Enthaltung oder gar Gegenstimme sich quasi gegen die Estnische Republik ausgesprochen hätten, was sie auf keinen Fall wollten. Allerdings ist ihnen der politische Kontext dieser Danksagung durchaus bewusst, so dass sie sich lieber aus der Affäre durch Nichtabstimmen rausgezogen haben.

Es gibt auch schon die ersten Interpretationen der Resolutionen in dem befürchteten Kontext. So sagte der ehemalige Bildungsminister, Mitglied der nationalistischen Regierungspartei IRL Tõnis Lukas, dass die Offiziere der Waffen-SS, die Träger des Eisernen Kreuzes Harald Riipalu und Harald Nugiseks, "ausreichende Beispiele als Kämpfer für die Freiheit Estlands sind, damit sie vom Staat anerkannt werden".
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Wie es aussieht haben immer mehr Einwohner Estlands die Schnauze voll von der Regierung Ansips. Der letzte Tropfen war die Äußerung Ansips über die Gegner der ACTA-Gesetzpaketes. Sie sollen weniger komische Körner essen und die Hüte aus Alu-Folie tragen, falls sie Gedankenkontrolle befürchten, sagte der Premierminister auf einer Pressekonferenz. Am Tag danach erlebte Estland die größten Proteste seit 2007. Über 1500 Menschen gingen auf die Strasse in Tallinn, gar 2000 in Tartu, viele davon mit Hüten aus Alu-Folie.

Eine Woche später gingen die Gewerkschaften auf die Strasse. Eines der Gründe sind die Pläne der Regierung den Arbeitgebern zu erlauben Tarifverträge einseitig zu kündigen und keine neuen anzubieten, was eigentlich der Tod aller Gewerkschaften bedeutet. Besonders aktiv waren die Gewerkschaften aus Nord-Osten Estlands, die mit 24 Bussen nach Tallinn gekommen sind. Deswegen war das Protest zweisprachig, estnische und russische Transparente wehten nebeneinander, die Sprecher sprachen estnisch und russisch zu den Demonstrierenden.

Doch der Hauptadressat der Forderungen der Premierminister Andrus Ansip zog es vor in Kanada an einem Ski-Marathon teilzunehmen. Der estnische Soziologe Juhan Kivirähk kommentierte es folgendermassen: "Wenn man nicht tagtäglich sich mit den Problemen der Bevölkerung auseinandersetzt, sie ignoriert, sie auslacht und diejenigen mit Füßen tritt, die diese Probleme aufzeigt, wie es der jetzige Premier mit Vorliebe tut - dann werden eines Tages diese Probleme i den Vordergrund treten und dann wird es viel schwieriger sie zu lösen".

Anfang März wird es wohl einen Streik der Lehrer geben. Womöglich werden andere Gewerkschaften diesen Streik unterstützen. Wenn am 28. Februar das Gesetz über Tarifverträge in zweiten Lesung vom Parlament unterschrieben wird, dann ist ein Generalstreik nicht ausgeschlossen.











Fotos sind aus dem livejournal von Ilja Nikiforov entnommen

Freitag, Februar 17, 2012

Und noch eine Petition

Eine aufmerksame Leserin meines Blogs hat mich auf noch eine Petition aufmerksam gemacht, Ansip soll zurücktreten. Das bemerkenswerte daran ist, dass schon über 6000 Leuten unterzeichnet haben, obwohl die Petition nur auf Estnisch verfügbar ist und nicht in der estnischen Presse publik gemacht wurde.

Leider reicht mein Estnisch nicht dazu aus, die Petition zu übersetzen, aber es geht um viele gebrochene Versprechen, die Ansip und die Reformpartei jeweils vor den Wahlen gegeben haben, um sie gleich danach zu brechen.

Wenn jemand Petition übersetzen könnte, wäre ich sehr dankbar.

Donnerstag, Februar 16, 2012

Diskriminierung andersrum

Am 18. Februar findet in Lettland eine Volksabstimmung um die Verfassungsänderung statt. Dabei geht um die Frage, ob die russische Sprache zur zweiten offiziellen Sprache Lettlands werden soll. In anderen europäischen Ländern haben viel kleinere Sprachminderheiten zumindest gebietsweise sprachliche Autonomie erreicht, wo ihre Sprache gleichberechtigt mit der Staatssprache ist. Aber auch mehrere offizielle Staatssprachen sind keine Seltenheit in Europa, weltweit ganz zu schweigen.

Doch hören wir uns doch mal die Argumente der Gegenseite an. Dazu ein Interview mit Anton Kursitis, der der Leiter der Kontroll-Abteilung der Zentrums der Staatssprache ist, also vergleichbar mit der estnischen Sprachinspektion (oder wie es umgangssprachlich oft heisst, der Sprachinquisition).

"Leute, die nicht russisch sprechen, werden in Lettland jetzt noch mehr diskriminiert, als während der Jahre der Okkupation, behauptet in einem Interview Latvijas Avīzе Anton Kursitis.

Auf der Tagesagenda des Sejms steht eine Korrektur des Arbeitsrechtgesetzes an, die den Arbeitgebern es verbietet grundlos Fremdsprachenkenntnisse bei seinen Angestellten zu fordern. Kursitis ist beunruhigt, denn der Progress der Korrekturen geht sehr langsam voran und betont, dass die Politiker nicht verstehen, dass man den Teil der Nation schützen muss, die kein Russisch spricht.

"Mir selbst tut es weh, dass die Vertreter der staatsbildenden Nation, die nicht Russisch verstehen, gezwungen sind auf der Arbeitssuche nach Europa auszuwandern. Leider verstehen das viele lettischen Politiker nicht oder wollen es nicht verstehen, dass man den Teil der staatsbildenden Nation, der nicht russisch spricht, beschützen muss, denn momentan wird sie mehr diskriminiert als zu der Zeiten der Okkupation" - behauptet Kursitis. Er denkt, dass diese Korrekturen sinnvoller wären, als "Verschwendung von Millionen von Lats für die mythischen Integrationsprogramme".

"Wenn in Firmen Letten und Russen arbeiten, dann sollten die Betriebsversammlungen teilweise in beiden Sprachen ablaufen. Bisher wird in solchen Firmen alles ausser der Buchhaltung und der Dokumentation in Russisch gemacht. Es gibt keine Integration, weil die lettische Minderheit weder in Riga, noch in Daugavpils die russische Mehrheit integrieren kann" - sagt der Wächter der Sprache.

Gleichzeitig griff er die Letten an, die ihre Rechte nicht verteidigen. "Die Letten sind wunderbare Diener, aber schwache Landesherren in ihrem Land. Ich bin sehr betroffen von dem Begriff "Lettische Gemeinde" in Lettland. In anderen Ländern wäre die staatsbildende Nation beleidigt, wenn man sie auf die Ausmasse einer Gemeinde geschrumpft hätte, doch in Lettland muckt kaum einer auf. Ich habe nicht gehört, dass unsere höchsten Repräsentanten auf solche Beschuldigungen reagiert hätten" - kommentiert Kursitis.

Er vertrat die Meinung, dass nach dem Referendum am 18. Februar beide Seiten enttäuscht sein werden. Die einen bekommen nicht den Status einer Staatssprache für Russisch, die anderen behaupten nicht die lettische Sprache als die einzige.

"In den Klagen, die wir bekommen, spüren wir dass die Stimmung in der Gesellschaft angespannter wird. Früher beklagte man bei uns Situationen wenn jemand in Dienstleistungssektor nicht lettisch gesprochen hat, in der letzten Zeit gibt es immer mehr Situationen wenn gefordert wird: "Sprechen Sie in meiner, in russischen Sprache". Diese Leute meinen offensichtlich, dass es schon zwei Staatssprachen gibt. Unabhängig vom Ausgang des Referendums werden solche Fälle zunehmen" - vermutet Kursitis.

Samstag, Februar 11, 2012

Ban Neo-Nazis from Desecrating the Dignity of Lithuania’s Independence Day.

Greetings,

I just signed the following petition addressed to: Ambassador Zygimantas Pavilionis (Lithuanian Ambassador to the US)

Dear Ambassador Pavilionis,

It is my understanding that the municipality of Vilnius has issued a permit to the Lithuanian Nationalist Center and the Union of Lithuanian Nationalist Youth for a parade to take place in Vilnius on March 11, 2012 – Independence Day in Lithuania. These two neo-fascist organizations have blatant records of extremist public anti-Semitism. The theme of their parade will be "Homeland." Its participants will march from Cathedral Square along Gedimino Prospect to Lukiškių Square. Up to 2,000 individuals are permitted to take part in this march.

What kind of message is a neo-Nazi march on the main boulevard in the center of the capital of an EU/NATO/OSCE member nation, proceeding legally on the nation’s Independence Day?

Last year during the Independence Day neo-Nazi parade, Vilnius’s only functioning pre-war synagogue was defaced with the words “Juden raus.” The participants in the parade displayed fascist symbols and chanted Nazi German slogans against ethnic minorities. Last year there were about 1,000 participants; this coming March 11 permits no more than 2,000. Is this the chilling forecast of a spreading malignancy among Lithuania’s youth?

On one of the proudest and most meaningful days on the Lithuanian calendar, these affronts serve as terrifying and painful memories for the country’s small minorities of Jews and Roma, and to ethnic Russians, Poles and others who have been targets of abominable chants in previous years. They are also insults to all decent Lithuanian citizens as well as blemishes on their government who will tolerate these indignities. It is an affront to the free world that can only cause damage to Lithuania’s standing in the world.

Please ensure at the earliest time that these permits will be revoked. Please ban these neo-Nazi parades from the beautiful streets of the magnificent capital of Vilnius.

Respectfully,
Olga Zabludoff

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Ban Neo-Nazis from Desecrating the Dignity of Lithuania’s Independence Day

For the fifth time in the past five years a neo-Nazi parade (this year with a permit enabling a maximum of 2,000 participants) will march through the heart of Vilnius on March 11, Independence Day, one of the proudest and most significant days for the people of Lithuania. The neo-Nazi theme will be “Homeland.” Their display, if permitted by the government, will be taken by extremists throughout the region and Europe as a stamp of growing approval of neo-Nazi activities and a signal that the murder of about 95% of Lithuania’s Jewry during the Holocaust, largely by local collaborators, is taken lightly by today’s government.

Help us ban this blemish on a day reserved for the celebration of the internationally acclaimed bravery of the March 11th 1990 declaration of independence that was and continues to be a source of inspiration to all nations seeking freedom from oppression and foreign domination. Allow Lithuania a Day of Dignity. Help combat racism and anti-Semitism with your signature.

Sonntag, Februar 05, 2012

Stop the 16 March marches and Latvians revising history!

Den Marsch am 16. März und die Revision der Geschichte in Lettland aufhalten!

Geben Sie ihre Stimme für diese Petition.

Seit 1998 marschieren die ehemaligen Mitglieder der lettischen SS jedes Jahr am 16. März durch die lettische Hauptstadt Riga, um an ihre gefallenen Kameraden zu erinnern und sie als Helden zu ehren. Die Anzahl der Teilnehmer dieser Aufmärsche erhöht sich mit alarmierender Stetigkeit von Jahr zu Jahr, auch nehmen die Mitglieder der lettischen Regierung daran teil.

Am 16. Märt 2011 haben im Herzen der NATO, in Riga, mehr als 2,500 Leute, lettische Politiker unter ihnen, diejenigen Letten angedacht, die auf der Seite des Nazi-Deutschlands in Truppen der Waffen-SS während des Zweiten Weltkrieges gekämpft haben. Der lettische Premierminister sagte den örtlichen Massenmedien, dass er nicht denkt, dass der 16. März eine "besondere Bedeutung" hätte. "Tag des Legionärs wird von Radikalen beider Seiten benutzt, um gegeneinander Konfrontation zu betreiben".

Doch die Ausrufer der Petition sind der Meinung, dass Lettland, die internationale Gemeinschaft, die EU und die NATO diese Naziveranstaltung scharf verurteilen sollten, denn Veteranen der Waffen-SS werden in keinem Land der EU, wo Lettland seit 2004 Mitglied ist, als "Helden" verehrt.

Auf dem Photo sieht man die Mitglieder des Lettischen Parlaments Dzintars Rasnacs (dritter links), Raivis Dzintars (Mitte) und andere Teilnehmer während der Parade zum Monument der Freiheit in Riga, am 16. März 2011, um an diejenigen zu erinnern, die in zwei deutschen Waffen-SS Divisionen im zweiten Weltkrieg gekämpft haben.

Schon am 16.03.1999 hat in einer Pressemitteilung der Simon Wiesenthal Zentrum in Jerusalem den Legionärsmarsch verurteilt und folgendes verlauten lassen: "obwohl diese Einheiten nicht in Verbrechen gegen die Menschlichkeit verwickelt waren, haben viele der Soldaten in der lettischen Geheimpolizei gedient und haben aktiv am Massenmord an Zivilisten, hauptsächlich Juden teilgenommen… Der sture Wille der lettischen Veteranen der SS-Legion einen öffentlichen Marsch durchzuführen, um ihre Rolle als Kämpfer für den Dritten Reich zu glorifizieren, ist ein klarer Hinweis, dass viele Letten bis jetzt die Lehren aus dem Zweiten Weltkrieg gezogen haben… Nicht ein einziger der vielen lettischen Mörder, die mit den Nazis zusammengearbeitet haben, wurde zur Verantwortung gezogen, seit Lettland unabhängig wurde, viel zu viele Letten identifizieren sich mit denen, die mit den Urhebern des Holokausts auf einer Seite kämpften, als mit den Opfern."

Für mehr Informationen besuchen Sie stop16marchinriga.blogspot.com oder die Facebook-Gruppe Stop the 16 March marches in Latvia

Add your voice to this petition if you are not a British citizen and live outside the UK

If you are a British citizen or normally live in the UK add your voice to http://epetitions.direct.gov.uk/petitions/27795

Stop the 16th March marches in Riga, Latvia and Latvians revising history!

Since 1998, former Latvian SS have every year , on the 16th March, been marching in the capital city of Riga to commemorate and herald their fallen colleagues as war heroes. The marches have over the years increased in alarming numbers and
are now even condoned by Latvian officials. On March 16th, 2011 in the heart of NATO, in Riga, more than 2,500 people, amongst them Latvian politicians, paid tribute to Latvians who fought on the side of Nazi Germany in Waffen SS detachments
during World War II. The Latvian Prime Minister told local media he did not think March 16th had ,“a special significance.”Legionnaires’ Day is used by radicals on both sides, “to confront each other”. However, this petition believes Latvia, the international community, the UK government, the European Union and Nato should condemn the Nazi event in clearer terms, as Waffen SS veterans are not seen as legitimate “heroes” in any EU member state which Latvia has been granted status since 2004.

See http://www.vosizneias.com/78744/2011/03/16/riga-latvia-latvians-honor-waffen-ss-fighters/
for photo of members of Latvia's Parliament Dzintars Rasnacs (3-L), Raivis Dzintars (C) and other participants during parade close to Freedom Monument in Riga, 16 March 2011 commemorating those who fought in two German Waffen-SS divisions in World War II.

http://rt.com/politics/latvia-nazi-veterans-march/
16 March 2011


In May 2004 Latvia simultaneously joined NATO and the European Union. See http://www.unhcr.org/refworld/topic,4565c2253b,4565c25f467,4da56db3c,0,,,LVA.html

The UN Refugee Agency

Already in a press release 16.03.1999 the Simon Wiesenthal centre in Jerusalem condemned the march of the legionaries and
stated, ‘although these units were not involved in crimes against humanity, many of their soldiers had previously served in the Latvian security police and had actively participated in the mass murder of civilians, primarily Jews...The stubborn insistence of Latvia’s SS Legion veterans to conduct a public march to glorify their role as combatants on behalf of the Third Reich is a clear indication that many Latvians have still not internalised the lessons of WWII... not one of the numerous Latvian killers who collaborated with the Nazis has been brought to justice since Latvia obtained its independence, far too many Latvians feel free to identify with those who fought alongside the perpetrators of the Holocaust rather than with its victims’.

For full details concerning this matter go to http://stop16marchinriga.blogspot.com/ and or Facebook Group: Stop the 16 March marches in Latvia


Остановить марш ветеранов Ваффен-СС и их сторонников 16 марта и пересмотр истории второй мировой войны в Латвии !



С 1998 года ветераны Латышских дивизий Ваффен-СС каждый год, 16 марта,маршируют в столице Латвии - в Риге, чтобы помянуть своих павших товарищей как героев войны. Количество участников этих маршей с каждым годом увеличивается с тревожным постоянством и в них участвуют представители Латвийских властей.

16 марта 2011 года в Риге, столице государства-члена НАТО, более 2500 человек, и в том числе латвийские политики, воздали честь латышам, боровшимся на стороне нацистской Германии в подразделениях Ваффен-СС во время второй мировой войны. Премьер министр Латвии сказал представителям местных средств массовой информации, что он не думает , что 16 марта имеет какое либо «особое значение». «День легионеров используется радикалами с обеих сторон, для конфронтации друг с другом».

Однако авторы этой петиции уверены, что Латвия, международное сообщество, правительство Объединенного Королевства, Европейский Союз и НАТО должны резко осудить это, говоря ясным языком, про-нацистское мероприятие, так как ветераны Ваффен-СС не рассматриваются как законные «герои» ни в одной стране Европейского Союза, куда Латвия вступила в 2004 году.

Monica Lowenberg

Freitag, Februar 03, 2012

Kämpfer für die Unabhängigkeit Estlands (Fortsetzung 2)

Langsam wird es klarer, wer denn so alles als estnischer Freiheitskämpfer durchgeht. Diese Woche hat der estnische Präsident Ilves Staatsauszeichnungen für den Dienst für Estland vergeben. Insgesamt waren das 99 Auszeichnungen, doch nur 91 Namen wurden der Presse mitgeteilt. Auf der offiziellen Seite des Präsidenten sehen wir, dass neben solchen bekannten Personen wie George Walker Bush und Ljudmilla Aleksejeva, noch folgende Leute ausgezeichnet werden, deren Namen aus irgendeinem Grund nicht an die Presse weitergegeben werden:

Uno Jaks - vabadusvõitleja
Arnold Kruusamägi - vabadusvõitleja

vabadusvõitleja bedeutet Kämpfer für die Freiheit.

Geben wir doch mal den Namen Uno Jaks in Google ein und schauen wer das ist. Recht schnell findet man die Seite der Läänemaa Vabadusvõitlejate Ühendus, also der Organization der Freiheitskämpfer in Läänemaa. Als erstes fällt der Symbol der estnischen Legion auf, das Foto der Mitglieder ist zwar nicht da, aber unten sieht man die Namen. Es wird also ein Mitglied der estnischen Legion der Waffen-SS mit estnischen Ehrabzeichen ausgezeichnet. Ist übrigens nicht das erste Mal, wie ein Archiv eines Veteranen der Waffen-SS beweist, wurde schon 2002 ein gewisser Eldor Jaanisoo mit dem Adlerkreuz der V. Stufe ausgezeichnet. Auf dem Formular für die Begründung stand: "Dienst in der 20. Division SS". Und er ist bei weitem nicht der einzige.

Donnerstag, Februar 02, 2012

Kämpfer für die Unabhängigkeit Estlands (Fortsetzung)

Laut der estnischen Zeitung Postimees und der russisch-sprachigen DZD ist es möglich, dass das Gesetz über die Anerkennung der "Kämpfer für die Freiheit Estlands" schon am 24. Februar im Parlament verabschiedet wird. Nicht ganz klar ist es, ob mehrere Lesungen notwendig sind, denn bisher hat den genauen Gesetzestext noch niemand ausser den Mitgliedern des Koalition gesehen, angeblich ist er auch noch nicht fertig.

Der 24. Februar ist nicht zufällig gewählt worden, denn an diesem Tag feiert Estland den Tag der Unabhängigkeit. Es ist ziemlich vorhersehbar was mit denjenigen passieren wird, die an so einem Tag gegen ein Gesetz der die "Kämpfer für die Freiheit" ehrt, stimmen werden.

Es ist nicht klar, wer genau als Kämpfer für die Freiheit Estlands erklärt wird. Laut dem neuen Vorsitzenden der nationalistischen Regierungspartei IRL Urmas Reinsalu wird dieser Begriff äußerst breit ausgelegt. Genau das sollte eigentlich beunruhigen, denn eine breite Auslegung des Begriffes "Kämpfer für die Freiheit" wird die Veteranen der Waffen-SS einschliessen, die damit auf dieselbe Stufe, wie politische Gefangene und Dissidenten gestellt werden. Die Folgen habe ich bereits in meinem letzten Beitrag zu diesem Thema beschrieben, das Wort Waffen-SS wird gestrichen, stattdessen treffen sich auf Sinimäe die "Kämpfer für die Unabhängigkeit Estlands" und erzählen der jungen Generation über ihre "Heldentaten". Dasselbe gilt für die Armee, die sich als Nachfolgerin der braunen "Kämpfer für die Freiheit Estlands" sehen wird. Und jeder Protestierende wird als Feind der estnischen Freiheit dargestellt.

Das Ausland hat zwar schon reagiert, aber offenbar noch nicht genug. Es gibt nicht genügend politischen Widerstand im Land, deswegen muss der Druck aus dem Ausland kommen.

Sonntag, Januar 29, 2012

Facebook ist voll...

behauptet der estnische Verteidigungsminister Mart Laar. Auf die Frage warum er seinen kritischen Beitrag über ACTA (ein internationales Gesetzespaket gegen Copyright-Verletzungen) gelöscht hat, antwortete Laar "Kui on kadunud, siis ruum kippus otsa saama", was sinngemäß: "Es war weg, weil der Platz weg war": schreibt Õhtuleht. Darafhin bildete sich eine Facebook-Gemeinschaft, die ständig neue Späßchen auf Kosten des Verteidigungsministers betreibt. Mir gefällt das hier am besten, wobei die Vergleiche mit Chuck Norris auch nicht schlecht sind.

Donnerstag, Januar 26, 2012

Neue Schritte zur Anerkennung des offiziellen Status der russischen Sprache in EU

Der Vorstand der europäischen Partei European Free Alliance (EFA) unterstützt den Vorschlag der Abgeordneten des Europäischen Parlaments von der lettischen Partei Zaptschel (ЗаПЧЕЛ) Tatjana Zhdanok für die Durchführung einer europaweiten Unterschriftensammlung für die Anerkennung des offiziellen Status für die Sprachen der traditionellen Völker Europas, die keinen eigenen Staat auf dem Territorium der EU haben. Darüber berichtet der Pressedienst der Partei Zaptschel.

Das sind baskische, bretanische, walisische, gallische, katalanische, korsische, russische und friesische Sprachen.

Auf diese Weise fängt die Arbeit am Organisationsplan der Unterschriftensammlung an, der schon Ende März diesen Jahres bestätigt werden könnte. Die Sammlung von einer Million Unterschriften in nicht weniger als 7 Ländern der EU wird in Übereinstimmung mit dem am 1. April 2012 in Kraft tretenden Regelwerk der EU über die "Europäische Bürgerinitiative" durchgeführt. Die Mindestanzahl der Unterschriften in jedem Land wird durch bestimmte Quoten festgelegt. In Lettland müsste man z.B. 6000 Bürgerstimmen sammeln, in Großbritannien und in Frankreich jeweils 54000 Stimmen, in Spanien 37500, in Irland 9000.

Die Campagne der EFA zur Unterschriftensammlung für die Sprachinitiative wird in Großbritannien, Frankreich, Spanien, den Niederlanden, Deutschland, Lettland, Estland, Litauen und Irland durchgeführt. In Irland werden die Stimmen aller ständigen Einwohner berücksichtigt, also Bürger jeden EU-Landes. Das gibt den russisch-sprachigen Immigranten aus dem Baltikum in Irland die Möglichkeit für die Anerkennung der russischen Sprache als offizielle Sprache der EU abzustimmen.

Im Fall eines Erfolges für die Campagne wird der Gesetzesentwurf an die Europäische Kommission gereicht, die verpflichtet ist, es anzuschauen und an das Europaparlament und den EU-Rat weiterzuleiten. Doch kann sowohl die Europäische Kommission, als auch das Europaparlament und der EU-Rat Einwände gegen das Projekt erheben und zwar bis zu zwei Monate nach seiner Registrierung. Im Falle des Fehlens einer Begründung des Einwands, oder Fehlen der Einwände, tritt das Gesetz in Kraft.

Unter der Berücksichtigung, dass fünf Parteien, die in EFA Mitglieder sind, auf regionalen Ebenen regieren und es alleine in Spanien und Frankreich über 9 Mio. Katalanen leben, hat die Sprachinitiative der EFA reelle Chancen auf Erfolg.

Ein offizieller Status in Institutionen der EU bedeutet nicht, dass die russische, katalanische oder walisische Sprachen auf dem gesamten Territorium der EU zu offiziellen Sprachen werden. Sie werden zu offiziellen Arbeitssprachen der Institutionen der EU, also der Europäischen Kommission und des Europäischen Parlaments, als auch Sprachen der offiziellen Kommunikation der Einwohner der EU mit diesen Organisationen.

http://evrokatalog.eu/efa-podderzhal-jazikovuju-kampaniju

Samstag, Januar 14, 2012

Veteranen der Waffen-SS als Freiheitskämpfer? (lange Version)

Bei dem letzten Veteranentreffen der Waffen-SS auf Sinimäe kamen schon die ersten Gerüchte auf, dass der Verteidigungsminister Mart Laar plant die Veteranen der Waffen-SS oder allgemein estnische Soldaten, die deutsche Uniformen im zweiten Weltkrieg getragen haben, zu Kämpfern für die Freiheit Estlands zu erklären. Die Veteranen sagten, dass wenn "unser" Mart sich einer Sache angenommen hat, dann wird er sie auch zu Ende bringen.

Am 27. Dezember 2011 zeigte delfi.ee einen Artikel, dass ein entsprechendes Gesetz in Vorbereitung sei und im Frühling dem Parlament und der Öffentlichkeit vorgestellt werden soll. Ein ähnliches Gesetz wollte man schon 2005 durchs Parlament schleusen, doch die Regierung vertagte es. Am 30. März 2006 hat das Justizministerium befunden, dass dieses Gesetz für Unruhen in estnischen Zivilgesellschaft sorgen könnte, die auf verschiedenen Seiten gekämpft hat. Auch der Versuch im Jahr 2010 das Gesetz zu verabschieden ist gescheitert. Doch jetzt ist die Verabschiedung eines solchen Gesetzes ein Teil des Koalitionsvertrages zwischen IRL und der Reformpartei: "Unterstützen wir diejenigen, die für die Unabhängigkeit Estlands gekämpft hat mit dem Beschluss des Riigikogu (also des Parlaments)"

Am 03. Januar 2011 veröffentlichte die englische Zeitung DailyMail einen Artikel über das Vorhaben. Interessanterweise wurde der Artikel recht bald wieder von der Webseite runtergenommen, es finden sich aber noch einige Verweise auf die Existenz dieses Artikels auf der Webseite. Glücklicherweise wurde der Text kopiert und kann hier in voller Länge gelesen werden. Warum der Text runtergenommen wurde, kann man nur spekulieren, DailyMail gibt keine Kommentare ab.

Am 12. Januar veröffentlichten auch die deutschen Zeitungen umfangreiche Artikel zu dem Thema, die sich sehr kritisch mit dem Vorhaben der estnischen Regierung auseinandersetzen. Da wird von der Auferstehung der braunen Ungeheuer gesprochen und Blinder Ehrung der Waffen-SS, auch die grünen Politiker protestieren scharf. Selbst die konservative Welt glänzt mit Fakten, die ich bisher in der westeuropäischen Presse vermisst habe. In der Haaretz wurde ein Artikel von Efraim Zuroff veröffentlicht, in dem er aufruft nicht die Schuldigen zu rehabilitieren.

Dem Verteidigungsministerium wurde es schliesslich zu bunt und am 5. Januar 2012 wurde ein Artikel auf den Seiten des Verteidigungsministeriums veröffentlicht, der die erschienen Presseberichte richtigstellen soll. Das ist eine gute Zusammenstellung der Geschichtsbetrachtung in Estland, deswegen lohnt es sich genauer angeschaut zu werden:


Regarding the article “Laar intends to recognize men who fought in German uniform officially as freedom fighters” published in the Estonian online newsportal Delfi on December 27th 2011, the Estonian Ministry of Defence would like to make the following statement.

The government of the Republic of Estonia has not drafted nor will it draft something as absurd as a bill that would allow for honours to be given to Nazi collaborators.

The government of Estonia has given a task to the Ministry of Defence to prepare a bill to give recognition to persons who have fought for the restoration of the independence of Estonia. The fight against Nazi and Soviet totalitarian regimes was also a part of the Estonian fight for freedom and the decision of the government to honour the struggle for the restoration of Estonian independence is a natural and unequivocal choice. A number of member states of the European Union have approved similar bills to honour their resistance fighters. The exact wording of the bill will be drafted by spring of this year.


Gab es also noch eine dritte Gruppe von Menschen, die weder für in der deutschen, noch in der Roten Armee für die Unabhängigkeit Estlands gekämpft haben?


In addition, the Estonian Ministry of Defence would like to emphasize the following.

Estonia has been terrorized by the regimes of Nazi Germany and communist Soviet Union. The Republic of Estonia has officially condemned the atrocities and crimes of Nazism and Communism and has the intention to continue this policy. Estonia is pleased to notice that the same principles have been followed in Europe. The European Parliament has decided to condemn the crimes of the Communist regime along with the crimes of the Nazi regime.

In 1939 the Soviet Union and Nazi Germany concluded the Molotov-Ribbentrop Pact, the secret protocols of which divided Central and Eastern Europe into respective spheres of influence. The same year Germany launched the Second World War with its attack on Poland and the Soviet Union started to fulfil its role by invading Poland from the east, at the same time concentrating large forces on the borders of the three Baltic States and Finland. The Soviet Union occupied Estonia along with Latvia and Lithuania in 1940.

The Soviet occupation was followed by Estonia’s occupation by Nazi Germany in July 1941. In September 1944 Estonia was again occupied by the Soviet Union. Estonia regained its independence in 1991. For the most part Estonians were forcedly mobilised by the totalitarian regimes that occupied Estonia what is against international law. Direct human losses during the Soviet and Nazi German occupations reached 180 000, which is 17.5 per cent of the nation’s population, and 90 000 of these people were killed.


Interessant ist der Satz über "forcedly mobilised". Was die Esten in der Roten Armee angeht, ich kann mich nicht daran erinnern, dass z.B. Arnold Meri gezwungen war in der Roten Armee zu dienen. Und wenn jemand gezwungen wird in Waffen-SS zu dienen, warum zieht man 70 Jahre später immer noch mit Stolz seine Uniform an, zeigt seine Orden und lässt sich verehren? Nach einem Treffen der Selbsthilfegruppe der Anonymen Waffen-SS Veteranen sieht das Treffen auf Sinimäe nicht aus. Unklar ist der letzte Satz, direct human losses waren 180 000 und 50% davon wurden getötet. Erstens, was passierte mit den anderen 50% und zweitens von wem wurden die anderen 50% getötet? Und natürlich wurde kein Wort über die Taten der estnischen Kollaborateure verloren, schuld sind nur die anderen.

Dieses Statement fügt sich nahtlos in die Politik, die auch der estnische Präsident Ilves betreibt. Die israelische Zeitung Haaretz schreibt über den Besuch von Ilves in Israel, wo er die Leiden von Juden während des Holokausts und der Esten während der beiden Okkupationen als gleich darstellt.

Aber abseits von den Betrachtungen der Vergangenheit, was würde es denn bedeuten, falls so ein Gesetz wirklich verabschiedet wird und zwar in der Form wie befürchtet? Das allerkleinste Problem wird sein, dass die Veteranen mit dem neuen Status evtl. besser vom Staat behandelt werden, höhere Rente usw. Der Status ihrer Zusammentreffen wird komplett geändert, es ist nicht mehr das Treffen der Veteranen der Waffen-SS, sondern das Treffen der Kämpfer für die Freiheit Estlands. Alle, die dagegen protestieren, protestieren gegen die estnische Unabhängigkeit, sind also für eine neue Okkupation, evtl. ist so was schon strafbar. Die estnische Armee wird neue Helden haben, auf die sie sich bezieht und in die Tradition einschliesst, schliesslich verteidigt ja die Armee die Freiheit Estlands. Die Schulkinder werden auch neue Helden haben, die tapfer gegen die Russen gekämpft haben, die Fälle, wo die Kinder ihre russisch-sprachigen Eltern als Okkupanten beschimpfen, werden sich also häufen.

Abschliessen möchte ich mit dem Zitat aus der TAZ: Die Heroisierung der SS- und der Waffen-SS-Angehörigen zu Freiheitskämpfern ist somit nicht nur eine Beleidigung der Opfer - sondern auch ein gefährliche Geschichtsverdrehung, die einzig und allein der Auferstehung des braunen Ungeistes von anno dazumal dient.

Freitag, Januar 13, 2012

Mitglieder der Waffen-SS als Freiheitskämpfer?

Eigentlich wollte ich einen längeren Text zu dem Thema schreiben, aber da waren andere schneller. Ich bin ehrlich erstaunt und begeistert, mit welchen Fakten die deutschen Journalisten auf einmal glänzen können. Warum wurden bei Interviews mit estnischen Politikern, sie nie damit konfrontiert?

Auferstehung der braunen Ungeheuer
Die SS als Freiheitskämpfer
Estland denkt über Ehrung der Waffen-SS nach
Blinde Ehrung der Waffen-SS
Grüne protestieren gegen Ehrung von SS-Mitgliedern

Bin mir sicher, dass da noch mehr kommen wird.

Nachtrag: Die britische DailyMail hat schon am 3. Januar eine Story zu diesem Thema veröffentlicht. Nach der Information von Algemeiner verschwand der Artikel nach einem Tag von der Seite, angeblich nach der Intervention der estnischen Regierung. Der volle Text kann hier gelesen werden.

Donnerstag, Januar 12, 2012

Stellenausschreibung für Journalisten

Das Netzwerk für Osteuropa-Berichterstattung n-ost setzt sich mit einem europaweiten Korrespondentennetz in Berlin für eine hintergründige und differenzierte Berichterstattung aus Osteuropa ein. Mit seinem Artikel- und Radiodienst beliefert n-ost Print- und Online-Medien sowie Rundfunkanstalten in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Die Organisation führt medienpolitische Projekte, Fachkonferenzen und Recherchereisen durch und verleiht jährlich den n-ost Reportagepreis.

Im Auftrag der Bundeszentrale für politische Bildung (bpb) erstellt n-ost die tägliche europäische Presseschau euro|topics. Auf www.eurotopics.net bietet die Presseschau täglich Kommentarausschnitte aus den 27 EU- Ländern und der Schweiz in drei Sprachen (Deutsch, Englisch, Französisch).


Für euro|topics sucht n-ost ab dem 1. Februar 2012

eine/n Estland-Korrespondent /in


Voraussetzungen:

· journalistische Ausbildung (Journalistik-Studium, Volontariat oder vergleichbare Ausbildung) sowie journalistische Erfahrung (bevorzugt im Online- oder Agenturbereich)
· Fähigkeit, auf den Punkt knackige Teaser zu schreiben
· Breite und fundierte Kenntnis aktueller europäischer Themen
· sehr gute Estnisch-Kenntnisse und Beherrschung von Deutsch auf muttersprachlichem Niveau
· ausgeprägte Kommunikationskompetenz und Offenheit für die gemeinsame Arbeit in einem internationalen Netzwerk unter dem Dach einer medienpolitischen NGO
· Lust, früh zu arbeiten, aber auch früh fertig zu sein
· Fähigkeit, auch unter hohem Zeitdruck zuverlässig zu arbeiten
· Wohnsitz und Lebensmittelpunkt in Estland
· Bereitschaft, sich mit dem Online-Redaktionssystem vertraut zu machen
Bewerber, die zusätzlich sehr gute Lettisch- und/oder Litauisch-Kenntnisse haben, können sich gleichzeitig auf die entsprechenden Stellen für Lettland bzw. Litauen bewerben, die wir zeitgleich ausschreiben.


Stellenprofil:

· tägliche Auswertung meinungsbildender estnischer Online- und Printmedien (inklusive wichtiger Blogs)
· tägliche Ausarbeitung und Übersetzung von ein bis zwei Zitaten aus den wichtigsten Meinungsartikeln, Reflexionen, Essays und Kommentaren (jeweils rund 1.000 Zeichen)
· Schreiben von Teasern bzw. Einleitungen und Überschriften

Wir bieten:

· Zusammenarbeit mit einem europaweiten Team
· Honorarvertrag über eine monatliche Pauschale.

Wir freuen uns über aussagekräftige Kurzbewerbungen (max. eine Seite Motivation und kurzer tabellarischer Lebenslauf, Angabe von zwei Referenzen) als ein (!) PDF-Dokument (maximal 1 MB) bis 19. Januar 2012, 10 Uhr, per E-Mail an bewerbung@n-ost.or g.

Rückfragen an Christian Mihr: +49-(0)30-2593283-0

Mittwoch, Januar 11, 2012

Leise rieselt der Schnee

ich komme gerade aus zugeschneitem Estland, wo ich vier Tage mit meiner Freundin, die vor 11 Jahren zum letzten Mal Estland besucht hat, und einem Freund, der zum ersten Mal in Estland war, verbracht habe. Deswegen sind viele Beobachtungen nicht nur meine, sondern auch ihre.

1. Estland ist teuer. Was schon 2007 spürbar war, ist jetzt endgültig zur Wirklichkeit geworden. Insbesondere die Preise in der Tallinner Innenstadt für Essen, Kleidung, Eintritte sind so gestiegen, dass selbst deutsche Touristen sich zweimal überlegen müssen, was sie unternehmen und wo sie essen gehen. Dieses Gefühl kenne ich von keiner anderen osteuropäischen Stadt, hier ist Tallinn skandinavisch geworden. Am teuersten sind interessanterweise die estnischen Erzeugnisse (nicht alle, aber die Ausnahmen bestätigen die Regel)


Tafel estnische Schokolade für 5,29 EUR gefällig?

2. Tallinn ist voll mit russischen Touristen. Deutsche gibt es kaum, Englisch hört man auch recht selten, aber dafür Russisch an jeden Ecke. Die Macht des Faktischen ist deutlich spürbar, so haben die Buchhandlungen die Waffen-SS Kalender aus der Vitrine geräumt, und dafür estnische Kochbücher auf Russisch platziert. Bedienungen, die nicht russisch sprechen, sind die Ausnahme geworden, alle Restaurantmenüs gibt es auch in russischen Sprache. Am Rathausplatz beim Weihnachtsmarkt ist der estnische Weihnachtsmann gezwungen sich mit den Kindern auf Russisch zu unterhalten, sonst versteht ihn dort niemand.

3. Auch die estnische Elite beginnt zwischen den "nützlichen" und "unnützen" Russen zu unterscheiden. Die "nützlichen", das sind diejenigen, die Geld in das Land bringen, denn nur die Touristen-Russen akzeptieren es ohne Murren, die teueren Preise zu bezahlen und kommen sogar evtl. wieder. Die "unnützen" Russen leben in Lasnamäe, verbreiten Geschlechtskrankheiten und machen Arbeit, die sonst kein Este tun würde, so O-Ton einer jungen Estin, die irgendwie ins Fernsehen geschafft hat.

4. Tallinn hat sich sehr herausgeputzt und sieht besonders im Schnee wunderschön aus. Manchmal ist es schon zu viel an Weihnachtseffekten, man muss nicht unbedingt die Dächer der Viru-Tore mit roten Lichterketten bedecken, aber der Weihnachtsmarkt, der Weihnachtsbaum sind sehr gelungen. Nur lasst bitte beim nächsten Mal die armen Rentiere aus dem 5x5m grossen Käfig raus, 6 Wochen darin ist reinste Tierquälerei.

5. Letztes Mal habe ich moniert, dass es keine estnischen Märchen in russischen Sprache in den Buchhandlungen gibt. Es gibt auch keine estnischen Klassiker in deutschen Sprache. Mein Freund wollte Jaan Kross auf deutsch kaufen. No luck.

6. Estland entwickelt sich zu einem Land für Feinschmecker. Das nötige Kleingeld vorausgesetzt kann man Elchleber probieren, Vorschmack (eine Art Labskaus) mit Elementen der Molekularküche degustieren, oder auch Wildschweingulasch essen. Selbst Bärenfleischkonserven bestehen aus 85% Bärenfleisch, in Russland sind es ca 15%, obwohl in Russland viel mehr Bären leben. Sehr empfehlenswert ist Lido in Solaris, wo man für wenig Geld recht gut essen kann und braucht nicht auf die Bedingung zu warten.

7. Die coolste Bar in Tallinn ist immer noch die DM Baar (für Uneingeweihte DM steht für Depeche Mode). Jeder, der zwischen 1970-1980 geboren wurde, wird mir zustimmen.

8. Wintersportanfänger kommen am Sängerfestplatz auf ihre Kosten, es gibt da Schneekanonen und sogar ein Miniskilift, also kann man da schon die ersten Schritte auf dem Snowboard ausprobieren. Wer Langlauf bevorzugt, kommt erst recht auf seine Kosten. Wir haben viele Touristen aus Russland gesehen, die in Estland Skilaufen. Wahrscheinlich denken sie, dass sie sich hier nicht verlaufen können und nicht vom Bären gerissen werden. Man kann sich auch täuschen, angeblich leben noch 500 Bären in Estland.

9. Im estnischen historischen Museum läuft gerade die Ausstellung 11.000 Jahre estnische Geschichte. Das ist der neue Rekord, wie alt das estnische Volk nun eigentlich ist. Den letzten Rekord hat der estnische Präsident Ilves aufgestellt, der in seiner Neujahrsansprache von 750 Jahren Warten auf die Freiheit gesprochen hat. Zur Ehrenrettung der Ausstellung muss man sagen, dass dort gesagt wird, dass erst 1805 die Esten sich als ein Volk zu fühlen begannen.



10. Noch ein Geheimtipp für die Liebhaber des Jugendstils. Die Standesamtmitarbeiter werden mich verfluchen, aber der Tallinner Standesamt ist definitiv ein Besuch wert. Einfach sich einer Hochzeit anschliessen, den wunderschönen Jugendstil-Leuchter anschauen und ja keine Gegenstände auf das Klavier legen, denn wie auf dem aufgeklebten Schild steht, ist das Instrument alt und wertvoll, für alle Schäden haftet das frischgetraute Ehepaar und wir wollen ja nicht ihnen ihren schönsten Tag vermiesen.

Donnerstag, Januar 05, 2012

Vene kool Eestis ühenduse jõulueelne pöördumine eesti rahvale

Nachdem keine estnische Zeitung den Weihnachtsgruss des Vereines zum Schutz der Russischen Schulen drucken wollte, hier ist die estnische Version:


Eesti haridusreform käib kogu hooga. Sealhulgas ka vene õppekeelega koolide üleviimine eesti õppekeelde. Näib, et kõik õige: ühine riik, üks riigikeel, üks haridussüsteem, ühised õppekavad. Aga see näilisus meenutab pigem sedasama sirget teed helgesse tulevikku, mis on alati viinud käijaid hoopis põrgusse. Ajalooliselt tõestatud, et vaid üksikriikidel ning ülipingutustega õnnestus sealt välja rabeleda. Kas väiksel ja vaesel Eestil selleks vajalikku jõuvaru leidub?

Kuni 5% elanikkonnast neile võõrasse keelde üleviia, sellesse „integreerida“, ehk ausalt öeldes – lasta nad assimileeruda 95%-ga on veel ettekujutatav tegu. See on tilk meres, ning ka selle ideaalne lahustamine nõuab suurt meisterlust ja pingutamist. Kui rääkida 1/3 elanikkona lahustamisest vaid kahekordselt seda ületavas koguses, sellest võib saada ainult mingi ettenähtamatu omadustega plahvatamiskaldumustega elujõutu mürk. Ning ise ei märka, kui selleks agressivseks tehisseguks muutub kogu uus Eesti põlvkond.
Iga rahva keel on selle iseloomu peegel. Me oleme nii erinevad, et niisama meid sobitada ühte, kumbagi raskelt vigastamata ei ole võimalik.Lihtsalt ei saa. Kooliaeg on loodud kõigepealt isiksuse arendamiseks. Ning kogu maailma pedagoogika üks põhimõtteid on see, et üldjuhul lapseareng peab toimuma emakeeles (kodukeeles). Kui laps selgelt aru ei saa, siis ka õpetada ei saa. Rääkimata sellest, et lapse päritolu süüdistavas õhkkonnas on võimatu üleskasvatada vaba, loominguline, elurõõmu tundev ning vaimselt terve isiksus.

Selles kontekstis on suureks patuks osutunud kõik need pealetungivad kümblused, lõimumised ja keeleinspektsiooni tegevus. Võõrsilt sissevoolava raha eest on loodud rangelt toimiv „riik riigis“, ning õppetaseme parendamise, efektiivsete metoodikate väljatöötamise asemel selle peategevuseks sai mõtetu repressioon. Kes, millal ja mis tingimustel hakkab neid veksleid kinni tasuma? Või see juba käib rahva mahasurumise, laialiajamise ning riigi ja riikluse laristamise kujul?

Eesti haridus on muudetud siiamikaksikuks, kus ühe (vene) tite peksmine ja suretamine viib kahtlemata ka selle teise (eesti) lahutamata osa hävitamisele. See lühinägelik, kurjust ja lõpmatut kättemaksu täis poliitika hävitab eelkõige eesti riiklust ja eesti keelt. Rahvusvähemusest laste mõnitamine, nende piinamine on üks ülimatest kuritegudest.

Nii madalale ei langenud isegi igast otsast nüüd kirutav nõukogude võimud: sõltumata rahvusest ja emakeelest, tol ajal kõigile lastele oli jäetud võimalus õppida emakeeles, arendati kõrgharidust, teadust, soodustati rahvakultuuri.

Samamoodi kui eesti rahvale on elutähtis eesti keele ja kultuuri säilitamine ning edasine areng, nii ka meile on elutähtis meie laste saatus ja meie identiteedi oma järeltulijaile edasiandmine. Meil ja teil, mõlemal osapoolel võtmesõnaks on ja jääb emakeelne haridus. Emakeel ja emakeelne haridus on need viimased põhiväärtused, mida peab teineteisele alles jätma, sest pärast nende mahamurdmist tulevikku jääb ainult pimedus ja kaos.

Oleme suures mures vene kooli saatuse pärast. Kutsume üles Riigikogu saadikuid, Valitsuse liikmeid, kogu eesti rahvast – igaüht oma isiklikule südametunnistusele: mõelge ja lõpetage see ebaõiglane laste kohtlemine! Ei või olla laps süüdi selles, et on sündinud siin ning mitte-eestlasena. Jõuluaeg on rahuaeg, las ta paneb teid ka selle üle mõtisklema.

Samas oleme tänulikud kõigile nendele eestlastele, kes vaatamata kogu propagandale on mõistusele jäänud ja vene kooli kaitseks oma allkirjad andnud. See annab loota, et nii Eestimaal ja kõigil eestimaalastel, kui ka haridusel Eestis on veel inimväärset tulevikku!

Lugupidamisega
MTÜ Vene Kool Eestis
e-post: russovet24@gmail.com
web: www.venekool.eu

Freitag, Dezember 23, 2011

Das war 2011

Das Jahr 2011 geht zu Ende. Ich kann mich nicht an ein Jahr erinnern an dem weltweit mehr Ereignisse passiert sind, als in diesem, es waren Katastrophen wie in Japan und Thailand, britische königliche Hochzeit, Revolutionen, Regierungsumstürze, schrecklicher Amoklauf in Norvegen, Todesfälle von mehreren berühmten Personen, Eurokrise und noch vieles mehr. Die Zukunft ist ein Stück unvorhersehbarer geworden, viele der Ereignisse sind noch nicht ausgestanden und es gibt noch Tendenzen, die zeigen, dass das nächste Jahr kein Deut ruhiger wird.

Doch zurück zum Thema diesen Blogs. Das wichtigste Ereignis in Estland waren zweifellos die Wahlen des Parlaments. Nach vielen unpopulären Entscheidungen der letzten Regierung war es bis zuletzt unklar, ob die Opposition davon profitieren kann oder nicht. Doch recht pünktlich zur Wahl warnte der estnische Verfassungsschutz KAPO davor, dass die führende Oppositionspartei der Zentristen Parteispenden aus Russland erhalten haben könnte, erwartungsgemäß stürzte die Partei in Umfragen ab. Gewonnen haben die Regierungsparteien und alles blieb bei altem, von ein paar Ministerwechseln mal abgesehen. Ein Putschversuch bei den Zentristen verlief sich auch, Savisaar blieb an der Macht, die Opponenten kuschten sich. Die Spenden aus Russland wurden nach den Wahlen von niemandem mehr erwähnt.

Eine gesonderte Diskussion wert waren die E-Wahlen, mehrere unabhängige Experten aus USA und Norwegen bescheinigten dem estnischen E-Wahlen systembedingte Schwächen, die leicht ausgenutzt werden können. Zudem haben einige Hacker-Skandale in Estland gezeigt, dass Potential durchaus vorhanden wäre. Wie die aktuelle Entscheidung zu E-Wahlen in Österreich zeigt, um vertrauenswürdig zu sein, müssen die E-Wahlen mit sehr hohem Aufwand durchgeführt werden.

Weitere Themen waren die Einführung des Euros, das Aufleben der Wirtschaft und die demographische Situation, bzw. die Frage gehen oder bleiben. Die Einführung des Euros machte den Vergleich zwischen den skandinavischen Nachbarn und Estland sehr transparent, in tabellarischen Form kann man sofort sehen, wie schwach der soziale Sektor in Estland ist, wie niedrig sind die Gehälter und wie ähnlich teuer die Waren. Das öffnete wohl recht vielen die Augen, die Auswanderungstendenzen und auch der Umzug innerhalb Estlands verstärkten sich. Die Wirtschaft wuchs sehr ordentlich um mehr als 8%, die Staatsfinanzen blieben in Ordnung, was viele Kommentatoren der westlichen Wirtschaftszeitungen und auch die Rating-Agenturen mit wohlwollen kommentierten, die Esten verglichen ihre Sozialleistungen mit denen von Griechen und fragten sich, wer hier wem helfen muss.

Ein Riesenthema für die russische Gemeinde Estlands waren die russischen Gymnasien. Seit dem Anfang des neuen Schuljahres müssen alle Gymnasien Estlands mind. 60% der Kurse auf Estnisch anbieten, 40% können auf Russisch sein, oder einer anderen Sprache. Die Tatsache, dass es keine Lehrer gibt, keine speziellen Schulbücher und auch die Schüler unzureichend vorbereitet sind, interessierte niemanden. Am 22. Dezember wurde ein Gesuch von 15 russisch-sprachigen Schulen abgelehnt, die Reform an ihren Schulen zumindest zu verschieben. Laut Yana Toom, einer der lautesten Gegnern der Reform passiert in vielen Schulen folgendes: Lehrer liest vom Papier auf estnisch vor, weil er nicht frei auf estnisch sprechen kann, die Schüler verstehen nur die Hälfte, die Lehrer, die frei sprechen können, müssen ihr Lehrstoff stark vereinfachen, damit die Schüler Physik, Chemie, Biologie und anderen wissenschaftlichen Fächern mit komplizierten Terminologie überhaupt folgen können. Welche Folgen das für die Abschlüsse haben wird, kann man sich leicht vorstellen. Demnächst werden sich wohl Gerichte mit dem Thema auseinandersetzen müssen, doch für die Schulen wird es zu spät sein. Die einzige Alternative sind wohl Privatschulen, doch während Deutschland das deutsche Gymnasium in Estland unterstützt und diese nicht auf die 60/40 Regelung umgestellt wurde, ist Russland wiedermal unfähig ihren Staatsbürgern hier zu helfen. Die Städte Tallinn und Narva versprechen zwar, dass sie die Finanzierung von Privatschulen erwägen, doch eine oder zwei Schulen pro Stadt werden kaum genug sein, um den Bedarf zu decken, ausserdem braucht nur die Stadtregierung zu wechseln, dann wird die Finanzierung schnellstens gestrichen.

Wenn man schon die russländischen Staatsbürger erwähnt, in diesem Jahr war deren Zahl zum ersten Mal höher, als denjenigen ohne die Staatsbürgerschaft. Dabei ist es so einfach die estnische Staatsbürgerschaft zu bekommen, ganz ohne Sprachkenntnisse, man muss nur vor Gericht beweisen können, dass man einen Vater hat, dessen Vorfahren vor 1940 in Estland gelebt haben. Man muss 16.000 EUR an eine tschechische Anwaltskanzlei zahlen und 6-8 Monate später hat man einen neuen Vater und eine neue Staatsbürgerschaft. Ist doch viel sicherer, als wenn man bei den IRL-Mitgliedern eine winzige Wohnung anmietet, die man mit 60 anderen Oligarchen teilen muss und deswegen in die Schengen-Zone einreisen darf. Andererseits hält in diesem Fall die KAPO still.

Bei den russländischen Duma-Wahlen erwiesen sie sich die russländischen Staatsbürger als treue Unterstützer der regierenden Partei, über 70% gaben ihre Stimme für Edinaja Rossija ab. Entsprechend gering war die Proteststimmung gegen die Wahlfälschungen in Russland, nur 5 Leute protestierten vor der russischen Botschaft. Potential der protestierenden wäre erheblich größer, doch gibt es keine öffentliche dritte Kraft in der russisch-sprachigen Bevölkerung, die sowohl gegen das regierende System in Russland, als auch gegen das regierende System in Estland wäre. Sobald man sich gegen das eine System äußert, ist man automatisch Unterstützer des anderen. Es gibt durchaus Leute, die gegen beides sind, doch ist diese Meinung noch nicht stark genug, um sich Gehör zu verschaffen.

Die vorher unbekannte schweizer Zeitung "Der Bund" dürfte sich über unerwartete Zugriffszahlen aus Estland freuen, denn der estnische Präsident Ilves dachte entweder, dass in Estland niemand deutsch versteht, oder keiner Internet bedienen kann, denn in einem Interview erlaubte er sich so viele Lügen, dass selbst die recht zurückhaltende Kammer der nationalen Minderheiten inzwischen mit Gericht droht, falls der Präsident sich nicht entschuldigt. Offenbar darf der estnische Präsident einiges, zum Beispiel seine Einkommensverhältnisse bei der Parlamentskommission jahrelang falsch angeben, ohne dass es jemanden interessiert.

Nicht unerwähnt lassen möchte ich noch Klaus Dornemann, der leider viel zu früh von uns gegangen ist. Ich werde versuchen seine Sache fortzusetzen, auch wenn es nicht einfach ist.

Zum Schluss möchte ich allen meinen Lesern und insbesondere den Kommentatoren danken. Ihr liefert mir Ideen, Zuspruch und bringt mir Interesse entgegen, die mich ermutigen weiterzumachen. Danke Euch dafür, hoffe, dass Eure Weihnachtsbäume nicht umfliegen, wie die Tanne am Rathausplatz in Tallinn, und warten wir gespannt was uns 2012 bringen wird.

Montag, Dezember 19, 2011

Spendenaktion für Tallinner Kinderheim

Nachdem alle meine Leser so bescheiden waren und keiner eine Belohnung für die Beiträge zum Ilves-Interview haben wollte, sagte mir einer meiner treusten Leser Knut, dass ich lieber die Plätzchen an ein Kinderheim in Estland schicken soll. Die Idee ist gut, aber vielleicht ist Geld doch besser.

Deswegen starte ich eine Weihnachtsspendenaktion für das Kinderheim in Tallinn. Das Projekt an das das Geld gehen wird heisst Ready for Life und ist dafür gedacht den Kindern, die das Heim verlassen, ein würdiges Leben zu ermöglichen.

In diesem Zusammenhang sehr lesenswert ist der Blog von skippy, der sein Freiwilliges Soziales Jahr als Mitarbeiter des Kinderheimes absolvierte und über viele interessante, aber auch erschütternde Momente schrieb.

Die wenigsten Leser/-innen aus Deutschland werden ein estnisches Konto haben, ich kann nicht sagen, wie hoch die Überweisungsgebühren sein werden. Deswegen mache ich den Vorschlag, dass jede/r, der/die spenden möchte mir eine Email an kloty@me.com schickt, ich schicke ihr/ihm meine deutsche Kontonummer und überweise entsprechend viel Geld von meinem estnischen Konto an das Kinderheim, natürlich mit Beleg. Es gibt keine Spendenquittung, das ganze ich nicht von der Steuer absetzbar.

Ich mache hiermit den Anfang:



Jede/r, der/die gespendet hat, bekommt von mir ein grosses: "Hip Hip Hurray" in den Kommentaren und ein grosses "Danke Schön".

Estland vs. Finnland vs. Schweden vs. Irland

Eine Leserin des Blogs hat mich auf folgendes Bild aufmerksam gemacht:



Soome = Finnland
Rootsi = Schweden
Iirimaa = Irland
Eesti = Estland
Miinimumpalk = Mindestlohn
Keskmine palk = Durchschnittslohn
Pension = Rente
Töötutoetus = Arbeitslosenhilfe
Toimetulekutoetus = Sozialhilfe
Lapsetoetus = Kindergeld

Zu den Kritikern, die sagen, dass diese Zahlen die Folge der Sowjetzeit sind, hier sind noch andere Zahlen, die Professor der Estnisch-Amerikanischen Business-College Vladimir Nemchinov im Interview zu der Zeitung Stolitsa zum besten gab:

Frage: Die Regierung behauptet, dass sie besser zu der zweiten Welle der Krise vorbereitet ist. Wie ist es begründet?

Antwort: Zu der ersten Phase der Krise war sie überhaupt nicht vorbereitet. Jetzt ist es einfacher in dem Sinne, weil wir geringe Staatsverschuldung haben, nur 6,7%. Estland ist sehr stolz darauf und ruft alle auf, Beispiel daran zu nehmen. Doch die Verschuldung ist so niedrig weil unsere rechtsgerichtete Führer sich nicht mit Ausgaben in der Sozialsphäre belasten. Bei uns ist deren Teil im Haushalt ungefähr 12%, in der EU ist der Durchschnitt 27%, in Schweden 33%. Ich bezweifle das der Bauer recht hat, wenn er sagt, dass er Geld sparen kann und gibt sie nicht aus, um Setzlinge zu kaufen. Für jeden Staat sind die Ausgaben für die Bildung, Gesundheit, Wissenschaft und Kultur, das sind diese Setzlinge aus denen die Zukunft des Landes wächst. In diesem Sinne kann Estland kaum mit seinen Zahlen aufgrund solches Wirtschaftens glänzen, auch hat die Bevölkerung sehr grosse Schulden bei den Banken.

Donnerstag, Dezember 15, 2011

Avalik kiri Eesti Vabariigi presidendile hr. Toomas-Hendrik Ilvesele

Nachdem keine estnische Zeitung die Stellungnahme der Kammer der nationalen Minderheiten zum Ilves Interview abdrucken wollten, hier die estnische Version:

Hr. Eesti Vabariigi president

Lähtudes Teie intervjuust Šveitsi ajalehele Der Bund (http://www.derbund.ch/ausland/europa/Es-ist-nicht-nachhaltig-wenn--mit-Betrgen-fortgefahren-wird/story/25059592) on Eestimaa Vähemusrahvuste Esindajate Koda hämmingus Teie poolt välja käidud solvangute ja lugupidamatu suhtumise pärast Eesti kodanike aadressil, kes erinevad Teist etnilise ja keelelise päritolu poolest. Tahaks Teile meelde tuletada, et nõukogude perioodil 80% Eesti riigi juhtorganitest moodustasid etnilised eestlased ning Narva kanguri privileegid ei erinenud millegi poolest Mulgimaa kolhoosniku privileegidest. Teie kriteeriumide järgi võib ka eesti keelt nimetada „okupatsioonivõimude keeleks“ ning eesti rahvast „härrasrahvaks“. Sellel, mis juhtus Eesti Vabariigiga 1940ndal aastal, pole midagi ühist sellega, mida nimetab okupatsiooniks rahvusvaheline õigus. Kui olme tasemel mõistete „okupatsioon“ ja „inkorporatsioon“ segi ajamine on kuidagi moodi mõistetav, siis riigipea poolt on terminite ebakorrektne kasutamine lubamatu.

Te olete üles kasvanud Ameerika Ühendriikides, kus nimelt okupantide keel on tänaseks kujunenud de faсto riigikeeleks. Praegune USA territoorium oli – ja seda pole keegi eitanud – relva abil hõivatud inglise kolonistide poolt, kes halastamatult hävitasid kohaliku põliselanikkonna. Kas saab siis süü selle eest panna inglise keelele? Teisalt on olemas ka Soome näide. Vaatamata sellele, et Soome oli pikka aega rootsi võimu all ning rootslastest elanikkond käesoleval ajal moodustab vähem kui 6% kogu rahvastiku üldarvust, on rootsi keel teiseks riigikeeleks.

Mistahes püüdlused õigustada vähemusrahvuste ebavõrdset kohtlemist, viidates okupeeritud minevikule, on äärmiselt kohatud. Tsiviliseeritud maades peetakse taolist tegu rassismi ja ksenofoobia ilminguteks.

Hr. president, Teie olete riigipea ning Eesti Vabariigi põhiseaduse järgimise garant, mille kohaselt on keelatud igasugune ahistamine usuliste, etniliste, keeleliste jne. tunnuste alusel.

Me mõistame, et Teie ei elanud Eestimaal ajal, mil paljud eesti keelt mittekõnelevad vähemusrahvuste esindajad võitlesid koos eestlastega Eesti riigi iseseisvuse taastamisel. Olgu öeldud, et Teie eelkäija, president Arnold Rüütel hindas kõrgelt vähemusrahvuste rolli selles protsessis. Teie aga püüate mitte märgata vähemusrahvuste panust Eesti riigi taasiseseisvumise taastamisel. Lisaks kõigele peate vene keelt kui venelaste emakeelt ja Eestis elavate vähemusrahvuste de facto suhtluskeelt „okupatsioonivõimude keelte“ hulka kuuluvaks.

Esindades vähemuste huve leiab vähemusrahvuste koda, et võimude keeled ja rahvuskeeled ei pruugi ajaloos alati kokku langeda. Eestis elavad vähemusrahvused ei pea kandma vastutust nn. „okupatsiooniaastatel“ toime pandud tegude eest. Keeli nimetatakse rahvuskeelteks seetõttu, et nad on ühe või teise rahvuse identiteedi ja vaimsuse väljendusvahendiks. Solvates keelt, Te ühteaegu solvasite kõiki keelekandjaid. Vene keel ei ole süüdi bolševike liidrite poolt toime pandud repressiivsetes tegudes täpselt nii nagu saksa keelt ei saa süüdistada natsistlikes kuritegudes. Mistahes keele abil saab väljendada kõrget humanistlikku suhtumist teiste suhtes või vastupidiselt külvata etnostevahelist vaenu. Kõik sõltub nendest, kes seisavad riigi eesotsas ja juhivad riiki – nende poliitilisest kultuurist ning moraalsetest väärtustest.

Oleme arvamusel, et Teie, hr president peate lahti seletama Eesti rahvale oma seisukoha ning vabandama selle osa elanikkonna ees, keda solvavalt nimetasite „härrasrahvaks“ ning nende emakeelt „okupatsioonivõimude keeleks“. Edasine suhtumine Teisse kui riigipeasse hakkab sõltuma Teie tegudest.

Eestimaa Vähemusrahvuste Esindajate Koda juhatus

Dienstag, Dezember 13, 2011

Filmhinweis: Wadim

Ein Dokumentarfilm über einen 23-jährigen Russen aus Lettland, der mit seinen Eltern nach Deutschland kam und immer wieder nach Lettland abgeschoben wurde. Am Ende wählte er den Freitod. Heute bei NDR um 0:00.

Mehr über den Film auf Spiegel-Online.

Montag, Dezember 12, 2011

Weihnachtswettbewerb

Wer in diesem Text eine Lüge findet und es belegen kann, schreibt mir bitte in Kommentare. Jede neue Lüge wird mit Münchener Wehnachtsgebäck belohnt, die Adresse kann mir per Email mitgeteilt werden. Ich schicke auch nach Estland.

Viel Spass beim Suchen und Gewinnen

Euer Weihnachtsmann kloty