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Samstag, Oktober 09, 2010

Russen in der estnischen Armee

Eine Übersetzung aus delfi.ee

Ehemaliger Wehrpflichtiger: Russen waren für sich, Esten für sich

"Es gab eine deutliche Trennung - Russen waren für sich, Esten für sich. Und es gab Leute "Übersetzer", die, falls man Fragen hatte, mit denen und anderen sich verständigen konnten.

Überhaupt gab es sehr wenig Brücken, die Russen und Esten einigen können" - erzählt der 24-jährige Roman Traschkov, der vor zwei Jahren als Gehilfe von Minenwerfern bei den Grenadierern diente. "Ich hatte keine Abneigung gegenüber der Wehrpflicht", erzählt er. "Hatte nicht mal den Gedanken, die Wehrpflicht zu umgehen, ich spielte mit den Gedanken auf der Polizeschule, oder einer ähnlichen Einrichtung zu studieren dort muss man vorher gedient haben. Es kam, dass unser Jahrgang hauptsächlich von den Inseln kam, hauptsächlich waren das Jungs aus Saaremaa. Bei dem Grundwehrdienst waren in meiner Gruppe 40 Leute, davon waren 10-15 Russen. In der Truppe war ich nur ich und noch ein Schütze."

Laut Traschkov gibt es in der Armee russische Jungs, die überhaupt kein estnisch sprechen. "Dabei ist es verboten auf russisch zu Vorgesetzten zu sprechen. So muss man zumindest "härra seersant, lubage pöörduda" (Herr Unteroffizier, ich möchte eine Meldung machen) auswendig lernen. Natürlich frägt man, wer zweisprachig ist, um die Leute zu ihnen zu schicken, wenn etwas nicht klar ist. Der Zweisprachige erklärt dem Unteroffizier oder anderen höhergestellte Rängen, was der Soldat, der die estnische Sprache nicht versteht, sagen möchte." Wobei die Spezialisierung nach dem Grundwehrdienst (die Wehrpflichtigen aus Traschkov Jahrgang hatten die Varianten als Maschinengewehrschütze, am Minenwerfer oder Unteroffiziergehilfe ausgebildet zu werden) zum grossen Teil auch von der Kenntnis der Staatssprache abhing. "Du musst die Befehle richtig verstehen und sie technisch richtig ausführen" - erklärt Roman. "Du kannst sie auswendig lernen, doch in der Praxis gelingt die Ausführung nicht immer".

Wie er ausführt reagieren die Unteroffiziere auf die Unkenntnis der estnischen Sprache unterschiedlich: "Es gibt Pedanten, die die Nase rümpfen und sagen: Wir sind hier in Estland, man muss estnisch sprechen. Wenn nicht dann nicht, niemand kennt Dich dann, niemand sieht Dich. Solche bekommen ihr Fett oft weg - ihre Befehle werden einfach nicht ausgeführt. Da steht ein Soldat und sagt auf russisch - ich verstehe nicht, was Du von mir willst. Das sagt er einmal, zweimal. Dann wird er bestraft - Liegestütze mindestens 25 Mal, langes Strammstehen, ein Erklärungsschreiben verfassen, warum er die Befehle nicht ausführt. Jemand, der der Sprache mächtig ist, übersetzt das Schreiben ins estnische. Diese Erklärungsschreiben werden gesammelt und haben Einfluss auf Gewährung von Urlaub, z.B. während der Wochenenden. Und mit ganz Aufmüpfigen redet dann der Leutenant, dann auf russisch, und versucht die Situation zu klären."

Dedovschina (Gewalt gegen die jungen Rekruten von älteren Soldaten) hat Roman Traschkov nicht beobachtet: "Ich denke, die gibt es deswegen nicht, weil die Dienstdauer bei uns recht kurz ist 8 und 11 Monate. Und keiner hat es nötig."

Ehemaliger Wehrpflichtiger behauptet, dass die Russen in der estnischen Armee mehr zusammenhalten, die Esten reiben sich sehr lange einanderer, von der Gewöhnung an die Russen ganz zu schweigen. "Auch nach dem Armeedienst bleiben die Russen, die zusammen gedient haben, soweit ich weiss, im Kontant, doch mit den Esten habe ich mich nach Ende des Dienstes nicht mehr unterhalten." - gibt Traschkov zu.

Zuletzt über die Beziehung zum Gelöbnis: "Wir haben die Wörter gelernt, damit man sie im Chor sagen kann, wir kannten auch die Übersetzung, doch manche haben nur den Mund aufgemacht, ihnen war es egal was geschieht. Vielleicht weil ich auf estnisch reden und verstehen kann, war es mir persönlich interessant. Warum auch nicht. Ich bin genauso ein estnischer Staatsbürger."

Mittwoch, Juli 22, 2009

Was für einen litauischen Russen gut ist, ist nicht so gut für den estnischen

Von Andrjus Kaluginas, BaltInfo
 
In der letzten Zeit spricht man in den baltischen Ländern viel über das Problem der Integration der russisch-sprachigen Bevölkerung in das Leben der Länder. In dieser Beziehung gibt es in allen drei Ländern gemeinsame Tendenzen, aber auch prinzipielle Unterschiede.

Der größte Level der Integration der russisch-sprachigen Bevölkerung in die lokale Umgebung ist in Litauen. Hier erzeugen die Russen, die sich um die Erhaltung ihrer kulturellen Identität sorgen, praktisch nie Gegensätze zu Litauern, ja öfters unterscheiden sie sich kaum von ihnen. In Lettland sind die Russen bereit zur Kooperation und offenem Dialog mit den Letten. Gleichzeitig kann man in Estland bei ihnen völlige Ablehnung, und teilweise offene Konfrontation mit Esten beobachten.

Russen in Litauen und Lettland nehmen vollwertig an dem Leben des Landes teil, wenn auch in unterschiedlichen Bereichen. In Estland ist der Level der Integration sehr niedrig. Das merkt man an den gesellschaftlichen Debatten und in alltäglichen Situationen. Eine typische Situation, die ich in Baltikum beobachtet habe: wenn auf der Strasse in Vilnus zu den zwei miteinander auf Russisch sprechenden ethnischen Russen ein Litauer dazustösst, wird das Gespräch fast immer ohne Probleme auf Litauisch weitergeführt. In ähnlichen Situation in Riga wird der Lette ins Russische wechseln und das Gespräch geht auf Russisch weiter.

In Tallinn ist die russische Sprache unter den Esten wenig verbreitet und zu den zwei auf Estnisch Sprechenden, wird ein ethnischer Russe eher überhaupt nicht dazustossen. Genauso wird ein Este russisch-sprechende Leute auf den Strassen von Narva nicht ansprechen. In diesem Sinne bezeichnend war die Situation, die ich in einem Bus St.Petersburg - Tallinn beobachtet habe. Unter den Reisenden war eine Ausflugsgruppe von Schülern aus Estland, die sich demonstrativ in zwei Lager aufgeteilt hatte - Russen und Esten. Den ganzen Weg lang haben die Jugendliche aus beiden "Clans" böse einander angemacht, jeder in seiner Sprache. Über einen gemeinsamen Austausch von Eindrücken aus Petersburg konnte keine Rede sein. Das heisst im normalen Leben in Lettland und Litauen betrachten sich die Russen und die titelgebende Nationen als Mitglieder einer Gemeinschaft. Das kann man über Estland nicht behaupten, hier gibt es nicht nur strikte Abgrenzung, sondern auch eine prinzipielle Opposition. Russen und Esten nennen einander "die" und verstecken ihre Ambitionen nicht, die teilweise zu Hochmut werden.

Die Mehrheit der ethnischen Russen in Estland lernt aus Prinzip weder die Staatssprache Estnisch, noch die Kommunikationssprache Englisch. Im Süd-Osten des Landes sind diese Sprachen kaum notwendig (dort leben fast nur Russen) und diese Region zu verlassen haben die Einwohner weder den Wunsch noch die Möglichkeit. Auf die Frage über die sprachlichen Schwierigkeiten bei der Kommunikation mit der Esten, sagt man hier: "Das ist ihr Problem". Und Geschäfte treiben sie entweder zwischeneinander oder mit Russland.

Im gesellschaftlichen Zusammenleben ist der Level der Integration der russisch-sprachigen mit den titelgebenden Nationen in Lettland und Litauen auch recht hoch - im Gegensatz zu Estland. So gab es zum Beispiel in Riga und Vilnus während der Krawallen neben der Parlamentsgebäuden keine ethnischen Unterschiede. Die Leute haben gemeinsam ihre Unzufriedenheit mit der Sozial- und Wirtschaftspolitik ausgedrückt, denn: "Das geht uns alle an, das ist unsere Sache!" In Estland haben an den Protestaktionen während der "Bronzenen Nacht" ausschliesslich die Russen teilgenommen, ohne die Unterstützung durch die Esten. Auf den Strassen und von den Fernsehschirmen sagten die Esten: "Das ist nicht unsere Sache". 

Den Level der Integration der ethnischen Russen in das politische Leben der drei baltischen Länder haben die vor Kurzem durchgeführten Wahlen ins Europäische Parlament gezeigt. In Estland haben die Vereinigte Linke Partei und die Russische Partei Estlands, die die russische Wählerschaft vertreten haben, weniger als ein Prozent der Stimmen bekommen. Den "estnischen" Russen war es wiedermal nicht möglich sich untereinander abzusprechen und eine einzige Wahlliste aufzustellen. Und sich, auch nur zum Schein, mit einer estnischen Partei zu konsolidieren, darüber konnte keine Rede sein. Persönliche und parteiliche Ambitionen (die öfters zu gegenseitigen Ultimatums führten) nahmen überhand. So sind die Vertreter der russischen Gemeinde (mit der Ausnahme von einigen Leuten, die Mitglieder der estnischen Parteien sind) weder im lokalen, noch im europäischen Parlamenten vertreten. In der Zeit, in der die Russen wollen, dass man sie "nicht stört", bauen die Esten Dominierung in politischen und wirtschaftlichen Domänen aus.

In Lettland kann man umgekehrt über den "Triumph der Russen" bei den Wahlen in das Europäische Parlament sprechen. Nach Brüssel fahren gleich drei Kandidaten von zwei russisch-sprachigen Vereinigungen: "Harmoniezentrum" und "Für Menschenrechte in vereinigtem Lettland". Und bei den Wahlen in die Rigaer Duma hat die Vereinigung "Harmoniezentrum" die Führung übernommen, deren traditionelle Wählerschaft "Russische Letten" sind. Den Bürgermeisterposten von Riga wird der Vorsitzender der Vereinigung, ein ethnischer Russe Nil Uschakov einnehmen. Die Experten haben diese Tendenz als "der russische Umsturz in Lettland" bezeichnet.

In Litauen hat einen der Mandate ins Europäische Parlament der Vorsitzende der Arbeitspartei, ethnischer Russe Viktor Usspaskih bekommen. Doch hat dieser Politiker und Businessmen nichts mit der russischen Wählerschaft zu tun. Er spricht litauisch mit Akzent, versteckt seine russischen Wurzeln nicht und achtet die kulturellen Traditionen, doch positioniert er sich als "echter russischer Litauer". Diese Fakten zeigen nicht nur den Level der inneren Integration der Russen in das politische Leben ihrer Länder, doch auch den Level der inneren Konsolidierung.

In Lettland konnte die russische Wählerschaft sich für die Unterstützung ihrer Kandidaten vereinen und bedeutende Erfolge erzielen. In Estland ist der Level der Zersplitterung derart gross, dass selbst die Wahlen nicht die verschiedenen russischen Vereinigungen des Landes befrieden konnten. Und in Litauen gibt es nicht mal eine ernsthafte Partei oder politischen Figur, die die Interessen der russisch-sprachigen Bevölkerung vertreten würde. In Estland leben Russen und Esten in "parallelen Welten", deshalb gibt es zwischen ihnen keine politische Konkurrenz. Umgekehrt schafft die Tatsache, dass die Russen in ihrer Welt untereinander konkurrieren, die Zersplitterung der Gemeinde.

In Lettland leben die Russen und die Letten in einer sozial-politischen Gemeinschaft. Doch haben auch ethnische Russen hier viele Probleme, wie Ausbildung in russischen Sprache in den Schulen, Möglichkeiten einer Karriere, Erlangung der Staatsangehörigkeit usw. Sie begreifen, dass diese Probleme gelöst werden können, wenn man an dem politisch-sozialem Leben des Landes aktiv teilnimmt. Dabei reden in Privatgesprächen die "russischen Rigaer" öfters über die stille Diskriminierung zu ihnen. Für sie ist praktisch der Weg zum Beruf als Arzt, Feuerwehrmann, Polizist, Lehrer an einer Hochschule, Kindergärtnerin usw. versperrt. In Litauen ist der Level der Integration der Russen derartig hoch, dass sie keine Notwendigkeit in einer politischen Vereinigung sehen. Der Staat hat ihnen alle Möglichkeiten eingeräumt, um vollwertiger Mitglied in litauischen Gesellschaft zu werden - die "Nullvariante" (also ohne Vorbedingungen Anm. des Übersetzers) der Erlangung der Staatsbürgerschaft, Bewahrung der russischen Schulen, staatliche Unterstützung der gesellschaftlichen Vereinigungen, Loyalität der Massenmedien zu den Russen usw. Deswegen ziehen sie es vor nicht aus ihrer ethnischen Angehörigkeit zu wählen, sondern aus ideologischen Bevorzugungen.

Die Vorsitzende und Mitglieder der russischen Vereinigungen in Litauen beschweren sich oft über die Zersplitterung der "lokalen Russen" und "nicht adäquaten Blick" auf sie aus Russland. Auf die Frage wie sie die Nichtadäquität zeigt, antworten sie: "Wir fühlen uns nicht als entrechtetes Opfer". Sie bitten Russland nicht um Geld, um die Arbeit oder Aufnahme der Flüchtlinge - sie brauchen eher eine moralische Unterstützung. So wie eine vereinfachte Ausgabe des Visums (laut Statistik waren 40 Prozent der "litauischen Russen" noch nie in ihrer historischen Heimat), Hilfe bei der Organisation von Tourneen der Theater und Sänger aus Russland.

- Laden sie uns zu sich ein in Russland zu lernen, Berufspraxis zu bekommen. Seit offen nicht mit Wörtern, sondern mit Taten, - sagen heute litauischen Russen.