Folgender Artikel ist eine Übersetzung diesen Artikels von Boris Rozhin aka Colonel Cassad. Boris berichtet aus Sevastopol, ist glühender Anhänger Russlands und der Aufständischen in Donezk und Luhansk. Wenn man die ganze ideologische Komponente weglässt und alle Zahlenangaben durch fünf bis zehn teilt, hat man eine gute Übersicht, was genau in der Ostukraine passiert. Laut Angaben von Boris hat sein Blog schon eine Million Zugriffe / Tag geknackt, so (wenn man ihm denn glaubt) dass er schon eine recht bedeutende Stimme im Informationskrieg darstellt. Ich übersetze genau diesen Artikel, damit die russische Art Politik zu machen, deutlicher wird, es bedeutet nicht, dass ich diese Ansichten in irgendeiner Art teile, befürworte oder unterstütze.
In der letzten Woche vor dem Hintergrund des systematischen Geschreis der Junta (also der Regierung in Kiew (Anm. des Übersetzers)), dass sie nicht gegen Aufständische sondern gegen die russländische Armee kämpft, aktivierten sich Bürger mit Verständnisschwierigkeiten, die folgende Standardfragen stellen: „Sagt denn die Junta die Wahrheit?“, „Woher kommen denn die T-90 (Panzer, die nur russländische Armee verwendet (Anm. des Übersetzers))?“ „Woher sind die BTR 82-A (gepanzerte Fahrzeuge, die auch nur von russländischen Armee verwendet werden (Anm. des Übersetzers)). „Woher kommen die neuen Granatwerfer?“ „Wen zeigen die Faschisten (also die ukrainische Armee (Anm. des Übersetzers“)) in ihren Videos?“
Eigentlich sollte die Erfahrung der Operation auf der Krim, als die russländische militärische Teilnahme vom 26. Februar an offensichtlich war, doch offiziell bis Mitte März verneint wurde, helfen das Verhalten der Russischen Föderation (RF) in dieser Frage zu verstehen. Damals war es genau dasselbe, die Faschisten haben genauso Videos gedreht, wo sie zu zeigen versuchten, dass man irgendjemanden festgenommen hat (dabei wurden Pässe und Militärausweise in die Kameras gehalten), behaupteten steif und fest, dass solche Waffen und Uniformen nicht in Military Shops verkauft (das bezieht sich auf die Aussage von Putin, dass die maskierten Kämpfer auf der Krim ihre Ausrüstung in „Military Shops“ zusammengekauft haben könnten (Anm. des Übersetzers)), dass es auf der Krim nicht so viele Aufständische geben kann, dass sie unmöglich „Tiger“ (modernes Sturmgewehr (Anm. des Übersetzers)) und andere moderne Schießwaffen im Besitz haben können. Die Junta zeterte darüber den ganzen Frühling lang. Auf das Geschrei gab es als einzige Reaktion von der offiziellen Seite folgende Aussage: „Es gibt keine russländische Soldaten dort, eure Beweise könnt ihr euch sonst wohin stecken.“ Als die Situation sich geklärt hat, trat Putin auf und sagte, dass es durchaus Soldaten dort gab. Doch es geschah genau dann, als es keine wirkliche Folgen für die Operation mehr hatte.
Ich hätte schon am Tag des Einmarsches der Armee in die Krim im Blog schreiben können, dass die russischen Spezialkräfte tätig sind, ich könnte sogar die Nummer der 91-sten Brigade des GRU GSt RF (GRU = Russischer Militärnachrichtendienst (Anm. des Übersetzers)) benennen, doch es war offiziel nicht anerkannt, solche Kräfte gibt es dort nicht. So sind die Spielregeln. Trotz was man in den Blogs schreibt, oder was die Junta beweist. Das ist so eine spezielle Form des postindustriellen Krieges, die man „hybrid“ nennt. Eine aktive Teilnahme, bei offiziellen Position „uns gibt es dort nicht“, oder „ihr träumt nur von mir“. Es ist seltsam, dass in den vergangenen Kriegsmonaten man dieses Format nicht verstanden hat, obwohl es recht offensichtlich ist. Der sobezeichneter „Military Shop“ ist keine Redewendung. Er kann „handeln“ sowohl aktiv, als auch weniger aktiv, in Abhängigkeit von innenpolitischen Verhandlungen, die mit Strelkov (einer der Kommandeure auf der russischen Seite, der beste Verbindungen in die russische Politik hat (Anm. des Übersetzers)) oder Achmetov (Rinat Achmetov, der reichste Oligarch in der Ukraine, der viele seine Besitztümer in Donezk hat (Anm. des Übersetzers)) zusammenhängen, doch der Fakt seiner Existenz ist für alle offensichtlich, die mehr oder weniger mit dem realen und nicht mit den TV-Bild der Krieges in Donbas vertraut sind. Natürlich werden viele, die mit dem realen Bild vertraut sind, trotzdem schreiben, dass es „keinen Military Shop gibt“. Das ist eine mögliche Position, die die offizielle Linie in dieser Frage unterstützt. Wenn es offiziell nichts gibt, dass gibt es wirklich nichts. Doch tatsächlich ist das, was in die Presse durchsickert, nur ein kleiner Teil des Gesamtbildes, das groß und interessant ist, doch über das zu sprechen noch zu früh ist, um das Gesamtziel nicht zu beschädigen. Offiziell gibt es nichts, doch nach dem Ende des Krieges könnte es sich herausstellen dass es etwas gab und gibt. Wenn alles zu unseren Gunsten enden, und jede taktische Bedeutung verlieren wird, werde ich einige Einzelheiten der anderen Seite des Krieges in Donbas als eigene Artikelserie veröffentlichen.
Ich habe nie verschwiegen, dass es den „Military Shop“ gibt und es gibt ihn tatsächlich (genau deswegen habe ich nie geschrieben, dass RF Donbas komplett aufgegeben hat), er vergibt verschiedene Volumina von militär-materiellen Hilfe an die kämpfenden Einheiten, was vom Willen denjenigen abhängig ist, die diese Volumina organisiert und verwaltet. Seit einiger Zeit begann in „Military Shop“ der Sommerschlussverkauf und Ausgabe von Bonuskärtchen, was keinesfalls die offizielle Linie „Hier gibt es und gab es nichts“ stört. Im Internet kann man alles mögliche beweisen, die Diplomaten werden weiterhin in „Pingpong“ spielen, das wochen- und monatelang dauern kann. Es gibt bestimmte Arbeit und es gibt ihre informationelle und diplomatische Deckung. Genauso wie es auf der Krim war. Weil das Spielchen weitergeht und von allen Seiten angenommen wird (eigentlich sollten die Schattenmänner der Junta schon genügend Beweise der Tätigkeit des „Military Shops“ haben, doch treten sie stetig auf derselben Stelle im Stil von „Das konnten die Aufständischen nun wirklich nicht besitzen“ und bekommen die Standardantwort im Stil „Was wissen wir denn was da wo aufgenommen wird und was die Aufständischen so alles haben, ihr habt keine Beweise“. Weil das Schema zyklisch ist, kann sie weiterhin so gehen, bis zu Einnahme von Kiew oder sogar von Lwow, Lawrow (der russische Aussenminister (Anm. des Übersetzers)) tritt an die Mikrophone und verkündet, dass Russland an nichts teilnimmt. Offiziell wird es so sein. Doch was irgendein Blogger oder Kommentator geschrieben hat, das ist eine private Einzelmeinung. Und versucht mal zu sagen, dass dieses Schema nicht funktioniert.
Der Sinn aller dieser Streitereien besteht darin, dass die Konfliktseiten ausser im realen Krieg, auch um das Erschaffen eines Informationsbildes kämpfen, damit die Situation eine offizielle Neubewertung bekommt und damit Russland irgendwelche Fakten der Teilnahme am Krieg in Donbas einräumt (und zwar jetzt und nicht später, wenn es keine Rolle mehr spielt).
Deswegen ist es nicht wichtig, welche Beweise, ob reale oder fiktive, von der Junta präsentiert werden, sie werden in jedem Fall verneint, denn so sind die Spielregeln. Wenn diese einfache Tatsache Ihnen klar wird, dann werden Sie die nächsten „Enthüllungen“ der Junta umso weniger interessieren. Man braucht ihnen keine Aufmerksamkeit zu schenken, denn sie werden vom Feind präsentiert, gegen den ein Krieg um seine Vernichtung geführt wird. Angesichts der einsetzenden Angriffsoperationen Richtung südlich von Donezk ist das sowieso eine unwichtige Frage, denn die Katastrophe des südlichen Gruppierung der Kämpfer der Junta tritt viel schneller ein, als jegliche „Beweise des Eindringens Russlands“ irgendwelche Folgen haben werden.
Was die „Mitarbeiter des Military Shops“ angeht, deren Anwesenheit die Junta zu beweisen versucht, offiziell sind sie natürlich nicht dort. Und offiziell wird es sie dort auch nicht geben. Ich denke jetzt haben Sie alles verstanden und werden keine dumme Fragen mehr stellen.
PS: Eins habe ich ganz vergessen, die USA nehmen an den Geschehnissen mit ähnlichem Schema teil.