Samstag, September 27, 2014

Мы говорим по-русски - Wir sprechen Russisch

„Мы говорим по-русски“ „Wir sprechen Russisch“ - solche Aufkleber werden seit einiger Zeit kostenlos vom Besitzer der gleichnamigen Webseite (engl. hier) verteilt. Dieser Internet-Projekt versucht die Praxis der offiziellen Nutzung der russischen Sprache in Estland zu ändern, unter anderem in der an Russland angrenzenden Stadt Narva, die offiziell nicht als ein Ort mit vorherrschenden russischen Bevölkerung zählt.

„Russische Sprache: soll man sich streiten oder einigen?“ - überlegt der Journalist der Regionalzeitung „Viru Prospekt“ Nikolai Andreev.

Die Webseite „Мы говорим по-русски“ - „Wir sprechen Russisch“ positioniert sich als ein privates Projekt von Mikhail Tverskoj. Dort erklärt der Autor, dass das Hauptanliegen des Projektes sei es zu erreichen, dass die Arznei-, Speiseprodukte und andere Warenhersteller die Information über die Produkte nicht nur auf Estnisch, wie es das Gesetz verlangt, sondern auch auf Russisch zur Verfügung stellen sollten. Russisch-sprachige Anleitungen werden laut den Daten auf der Webseite nur von 10% der Hersteller beigelegt.

Das zweite Ziel ist es die Leser zu informieren, dass laut dem Artikel 51 der Estnischen Verfassung, können in den Regionen, wo die Hälfte der Bevölkerung Vertreter von nationalen Minderheiten sind, jeder Mensch sich an staatliche und kommunale Behörden in der Sprache der nationalen Minderheit wenden kann und in dieser Sprache auch die Antwort bekommen muss. Das Paradox ist dabei, dass als nationale Minderheit nur die estnischen Staatsbürger anerkannt werden. So ist auch die russisch-sprachige Narva keine Stadt, in der die Mehrheit der Bevölkerung - Russen (und nicht nur russisch-sprachige) Bürger Estlands sind.

Es ist schwierig das Gefühl loszuwerden, dass das ein Trick des Gesetzgebers ist, denn Ortschaften, wo die Mehrheit der Einwohner laut dem Gesetz die Vertreter der nationalen Minderheit sind, gibt es in Estland wohl nicht.

Doch weil es in der Realität die Hauptverständigungssprache in Narva Russisch ist, gibt es eine inoffizielle Praxis ihren Gebrauchs in den kommunalen Behörden. Das leuchtendste Beispiel: Sogar die Sitzungen des Stadtrates von Narva werden auf Russisch durchgeführt.

Laut dem Stadtsekretär Ants Liimets, gilt in Narva gutwilliges Verhältnis zu der russischen Sprache. Die Beamten nehmen Papiere von Privatpersonen in russischen Sprache an und geben die Antwort auch in Russisch, obwohl sie dazu nicht verpflichtet sind. Auch kann man sich an die juristischen Personen auf Russisch wenden, doch die Antwort wird auf Estnisch kommen. Verordnungen, Beschlüsse, Anordnungen und andere offiziellen Dokumente, die vor dem Gericht angefochten werden können, werden nur auf Estnisch herausgegeben.

Auf Russisch wird der Briefverkehr mit dem russländischen Generalkonsulat und mit verschiedenen Einrichtungen in Russland geführt. Es gibt ein von beiden Ländern unterschriebenen internationalen Vertrag laut dem Estland sich verpflichtet hat, offizielle russländische Briefe auf Russisch und Russland die estländische Briefe auf Estnisch zu beantworten, doch Ants Liimets nennt diese Situation komplett unrealistisch.

Einen komplett anderen Weg verkünden die Autoren des Internet-Projekts „Мы говорим по-русски“ „Wir sprechen Russisch“. Sie sammeln auf ihren Seiten die krassesten Fälle der Sprachdiskriminierung, die Webseite ist in einem aggressiven Stil verfasst. Von einer Balance der Interessen und Meinungen kann hier keine Rede sein. In bestimmten Rubriken der Webseite sind Listen von Firmen veröffentlicht, die Anleitungen in russischen Sprache anbieten, von Firmen, die keine Anleitungen anbieten, als auch von solchen, die „eine Anordnung bekommen haben, in den nächsten sechs Monaten anzufangen Informationen über ihre Waren oder Dienstleistungen auf Russisch anzubieten“. Das bedeutet, dass die Autoren nicht versuchen eine gemeinsame Sprache mit dem Hersteller zu finden, sondern diktieren ihnen ihre Bedingungen. Welcher Weg beim Lösen diesen offensichtlichen Problems der richtige ist, wird sich wohl mit der Zeit zeigen.

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Ein Artikel von MGPR.EU

0,9% der in Estland lebenden Russen dürfen laut Verfassung Russisch sprechen

Das Projekt MGPR.EU (auf Russisch „Мы говорим по русски“, auf Deutsch „Wir sprechen Russisch“ Anm. des Übersetzers). hat eine Übersicht über die Orte in Estland erstellt, deren Bewohner das Verfassungsrecht haben auf Russisch zu sprechen. Es gibt keinen offenen Zugang zu dieser Information, auf der Seite des estnischen Statistikamtes fehlt diese. Deswegen musste das Projekt MGPR.EU diese Information bei den Mitarbeitern des Statistikamtes erfragen.

Man muss anmerken, dass das Statistikamt keine fertige Information hatte und laut dem Mitarbeiter müssen sie diese Information auf der Datenbank, die zur Volkszählung im Jahr 2011 erstellt wurde, extrahieren. Und wie ist es mit der Behauptung aus dem Amt des Präsidenten, dass diese Information jeden Jahr vom Innenministerium gesammelt wird? Woher nehmen sie die Information für jedes Jahr, wen die letzte Volkszählung in Estland im Jahr 2011 stattgefunden hat? Man weiss es nicht.

Letztendlich brauchte das Statistikamt fünf Arbeitsstunden und die Rechnung über 75 EUR für den Autor, um die notwendige Information aus ihren Datenbanken zu sammeln. Im Endergebnis bekam man eine Datei mit 52.561 Zeilen mit Daten, in denen die Antwort versteckt war, die Einwohner von welchen Orten in Estland können mit den Vertretern der Staatsmacht sich auf Russisch unterhalten.

Nach der Sortierung der Daten, wurde endlich die Antwort gefunden. Tabelle 1 (engl.) und unterstehende Karte zeigen bevölkerte Ortschaften in denen die örtlichen Russisch-sprachige das Recht haben Russisch zu sprechen, da der Anteil der russisch-sprachigen Minderheit im Verhältnis zu den ständigen Einwohnern dieser Ortschaften 50 oder mehr Prozentpunkte beträgt.


Karte 1

Tabelle 2 (engl.) und die unterstehende Karte zeigen die Ortschaften, wo die Russen laut angegebener Nationalität in Estland leben (Ortschaften mit 50 und mehr Prozentpunkten sind in der Tabelle aufgelistet).


Karte 2

Je breiter die Kreise auf der Karte, desto höher das Verhältnis des russisch-sprachigen Minderheit (Karte 1) oder der russisch-sprachigen laut ihrer Nationalität (Karte 2)

Ergebnisse:

1. Laut den statistischen Daten haben Sie in solchen russisch-sprachigen Städten wie Narva, Kohtla-Järve und Jõhvi nicht das Recht Russisch zu sprechen. Sie sind nicht in der Tabelle 1 enthalten, weil die Anzahl der Einwohner, die dem Kriterium der nationalen Minderheit entspricht, nicht dem geforderten Verhältnis entspricht.

2. In der Tabelle 1 gibt es nur Dörfer und nur zwei Städte (Mustvee und Kallaste mit 693 bzw. 615 Einwohnern)

3. Fast alle Ortschaften aus der Tabelle 1 befinden sich am Ufer des Peipus-Sees oder am Zufluss des Flusses Narva

4. Laut den Daten in der Tabelle 1, haben nur 2.969 Menschen in Estland das von der Verfassung garantiertes Recht auf Russisch zu sprechen!

5. In Estland leben 326.235 Menschen mit russischen Nationalität

6. Nur 0.9% der Menschen mit russischen Nationalität hat das von der Verfassung garantiertes Recht Russisch zu sprechen (2.926/326.235)!

7. In Estland gibt es 175.888 Menschen, die zu der russischen Minderheit (also russische Nationalität und Bürger Estlands) gehören

8. Nur 1,7% derjenigen, die zu der russischen Minderheit gehören, haben das von der Verfassung garantiertes Recht Russisch zu sprechen (2.969 / 175.888)!

9. Ein Großteil der Orte, wo Russen laut ihrer Nationalität in Estland leben, sind nicht die Orte, wo die Russen als nationale Minderheit leben, was ihnen die Möglichkeit nimmt, das von der Verfassung garantiertes Recht Russisch zu sprechen, für sich in Anspruch zu nehmen.

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