1. Paniken koennen die Englaender auch ganz gut. Wenn man die Nachrichten so anhoert, ist London mindest zur Haelfte radioaktiv verstrahlt, die Gefahr für die Gesundheit besteht zwar offiziell keine, aber wer weiss, ob von den 33 000 Passagieren, die mit den BA Flugzeugen geflogen sind, in denen Radioaktivitaetspuren gefunden wurden nicht als Langzeitfolge irgendwas abbekommen? Oder die Besucher des Fussballstadions in dem die boesen Russen ein Spiel angeschaut haben. Oder die Hotelangestellten vom Hotel in dem die Russen residiert haben? Buh, grusel...
2. London sollte man immer bei nacht anfliegen, dann kriegt man erst mit, wie riesig diese Stat eigentlich ist, man fliegt ueber den dunklen Chanel und ploetzlich ist da ein Meer aus Lichtern. Vom Flugzeug aus kann man auch Big Ben erkennen und einige andere Sehenswuerdigkeiten
3. Eines der coolsten Exponate, die ich jemals in einem Museum gesehen habe, war der Erdbebensimulator im British Natural Science Museum. Da wurde das Erdbeben von Cobe 1995 nachgestellt. Es gibt eine beruehmte Videoaufnahme aus einem japanischen Laden, wo die ganzen Regale zu wackeln anfangen. Genau diesen Laden hat man im Museum nachgebaut, das Video laeuft dazu und ploetzlich faengt der Boden an unter einem zu wackeln und alle Produkte in Regalen zu zittern. Sehr eindrucksvoll.
4. Preisfrage: Warum gibt es so viele Buecherlaeden in Soho, der Amuesiermeile von London? Antwort: Jeder dieser Laeden ist in Wahrheit ein Sex-Shop, man muss nur in den Keller gehen. Und alle werden von Polen betrieben.
5. Am Wochenende war ich auf einer englischen Weihnachtsfeier. Genauso habe ich sie mir vorgestellt, die meisten Maenner im Smocking mit Fliege, die Frauen in Abendrobben. Ich habe mich auch entsprechend verkleidet, schwarzer Anzug, rotes Jacket, rote Fliege, sah aber aus weniger als James Bond, sondern eher wie Winston Churchill. Nur das Essen sah aus, wie aus der Mikrowelle auf den Teller. Es hat nicht schlecht geschmeckt, aber dass man Gerichte auch optisch ansprechend machen kann, ist an dem Oberkoch von Hilton Hotel wohl spurlos voruebergegangen. Spaeter gab es Tanz (Disco, kein Walzer), aber es war schon sehr viel feiner, als die Feier in Deutschland, wo man in normaler Kleidung hingeht. Wirklich schade, dass man in Deutschland ueberhaupt keine Abendkleider mehr benoetigt, der bloede Hosenanzug fuer Frauen hat sich durchgesetzt und wenn ein Mann eine Krawatte anzieht ist es schon was besonderes.
6. Heute habe ich geschafft in peak time von London nach Bracknell mit dem Zug zu fahren. Die Besonderheit hier ist, dass die Zuege keine festgelegten Gleise haben, sondern sie werden erst ein paar Minuten vor der Abfahrt bekannt gegeben. Also stehen Tausende Leute am Bahnhof und starren die elektronischen Abfahrtstafel an. Und dann geht die Rennerei los. Jeden Tag moechte ich mir sowas auf keinen Fall geben.
7. Dies ist die letzte Kolumne in diesem Jahr aus England. Wuensche jetzt schon allen Leserinnen und Lesern Froehe Weihnachten und ein Gutes Neues Jahr 2007. Einen Gewinner des Schoenste-England-Geschichte Wettbewerbs kann ich leider keinen nennen, vielleicht naechstes Jahr. Feiert schoen.
Euer Anton
Montag, Dezember 11, 2006
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