Montag, August 26, 2013

Die Programmumgebung der estnischen ID-Karte unsicher

Ein Artikel aus Delfi

Der Entwickler der Programmumgebung der estnischen ID-Karte Sertifitseerimiskeskus hat mit Hilfe des letzten Updates ein Fehler behoben, der es erlauben würde, beliebige Files im Computer des Opfers zu überschreiben. Bei vielen Leuten ist noch die alte kaputte Version installiert, die schnellstmöglichst ersetzt werden sollte. Der Hauptredakteur der Zeitschrift Digi Henrik Roonemaa sagte Delfi, dass falls die alte Programmumgebung der ID-Karte benutzt wird, kann der Verbrecher den Computer der Person kontrollieren kann: "Wenn du beliebige Daten im Computer einer Person überschreiben kannst, kannst Du was Du willst damit tun".

"Das der Fehler behoben ist, ist natürlich ausgezeichnet, doch die Mehrheit der Leute benutzt nach wie vor eine alte Version, und diese Information haben sie nicht bekommen", ergänzte Roonemaa, laut ihm ist für viele Leute selbst die Nutzung der Programmumgebung der ID-Karte nicht einfach, von der Installation von was Neuem ganz zu schweigen.

Roonemaa empfiehlt allen Leuten, so schnell wie möglich die Programmumgebung der ID-Karten zu erneuern. "Die Computer der Mehrheit der Bevölkerung in Estland kann man wegen eines Fehlers einer Programmumgebung angreifen, die vom Staat erschaffen wurde. Es ist erstaunlich, warum man die Information darüber so verhalten verbreitet. Man kann doch nicht erwarten, dass die Leute auf die Homepage gehen, um dort technische Dokumente zu lesen", sagte Roonemaa.

Die Kommunikationsverantwortliche der Abteilung des staatlichen Informationssystems Liisa Tallinn sagte, dass tatsächlich ein Fehler gefunden wurde, doch er stellt keine besonders verbreitete Gefahr dar, auf die man zufällig im Internet draufstossen könnte. "Die Situation sieht so aus: wenn jemand konkret dich angreifen möchte, schickt er dir ein File mit der digitalen Unterschrift. Wenn Du das File aufmachst, kann der Bösewicht auf dem Computer befindende Files überschreiben. Gleichzeitig kann die Polizei dann feststellen, wer das File geschickt hat, seine Handlungen wären zweifelsfrei verbrecherisch", sagte Tallinn.

Tallinn empfiehlt den Nutzern die Programmumgebung auf der Seite Installer zu erneuern. Die Programmumgebung der Version 3.5 und höher wird sich im Laufe der Woche automatisch erneuern, doch auch diese Nutzer können die neue Version manuell runterladen. "Um die Version der Programmumgebung zu überprüfen, die sie installiert haben, rufen sie die Programmumgebung auf, drücken sie den Knopf "Info". Falls die Version kleiner ist als 3.5, dann muss man die Programmumgebung unbedingt erneuern", sagte Tallinn.

Mein Kommentar dazu: Diese Umgebung ist dafür gedacht, die E-Wahlen sicher zu machen. Es reicht also ein digital signiertes Brief von einer vertrauenswürdigen Person (also zum Beispiel einem Politiker zu bekommen) und schon ist der Computer infiziert und zwar ohne dass man es sofort merkt und die Polizei benachrichtigt. Und da erst die neueren Versionen der Programmumgebung Autoupdates beherrschen, ist es sehr fraglich bis wann das Loch auf allen Computern geschlossen wird. Eine E-Wahl auf solchen Computern abzuhalten ist grob fahrlässig.

Sonntag, August 25, 2013

Kathechismus des estnischen Nationalisten

Der Schriftsteller Jaak Urmet schreibt in Eesti Päevaleht ein Artikel mit der Überschrift: "Im Gefängnis der Vergangenheit: die nationale Gefühle der Esten sind zu stark". Seinerzeit hat Urmet sein Diplom zu dem Thema "Die nationale Erziehung für die dritte Schulstufe" geschrieben und wurde zum Autor der Lehrbücher für die estnischen Muttersprachler für die 4-6 Klassen, wo er die "nationalen Gefühle betonte - denn damals schien es notwendig zu sein". Doch nach einigen Jahren hat er die Kapitel wieder gelesen und verstand, dass sie überflüssig geworden sind, sogar gefährlich.

"Wenn man ein kaum glühendes Stück Kohle mit Brennflüssigkeit übergiesst, wird nichts passieren, aber man soll sie nicht ins offene Feuer spritzen" - schreibt Urmet. "Die übermäßig starken nationalen Gefühle machen die estnische Gesellschaft anormal, reizbar, paranoid, enttäuscht und schmerzempfindlich". Er zeigt ein typisches Beispiel: Im August 2011 haben auf dem Sängerfeld würdige Pop- und Rockgruppen die 20.-jährige Unabhängigkeitswiederherstellung mit einem Konzert gefeiert, danach schrieben die Kritiker, dass niemand nationale Lieder gesungen hätte und auf der Bühne stand ein Klavier Yamaha und nicht Estonia.

Was ist "hea" (gut) und was ist "paha" (schlecht)

"Heutzutage ist die Grundlage des nationalen Gefühls der Esten hauptsächlich die Schmach von der 1940 angefangenen sowjetischen Okkupation und die Panik bei dem Gedanken über ihre mögliche Wiederholung, schreibt Urmet. An dieser Schmach und Panik wird alles andere gemessen, von den allgemeinen historischen Fragen, bis zu dem Blick auf die Nachbarn. Es sieht folgendermassen aus:

Hitler, SS, die deutsche Okkupation und die nazistische Ideologie? Sie sind gut, denn sie wirkten gegen die sowjetische Okkupation. Die Russen? Sie sind schlecht, denn die kamen hierher mit der sowjetischen Okkupation. Die Waldbrüder? Sie sind gut, sie waren gegen die sowjetische Okkupation. Der Vernichtungsbataillion erschoss die Dorfbewohner? Das ist schlecht, denn in einem Rechtsstaat werden die Leute nur nach einer Gerichtsentscheidung exekutiert. Die Waldbrüder haben die Dorfbewohner erschossen? Das ist gut, denn im Dorf wohnten Kommunisten. Ein Este in der Uniform der Roten Armee? Er ist schlecht - ein Okkupant, hat die Dörfer vernichtet. Ein Este in der Uniform der Naziarmee? Er ist gut, Kämpfer für die Freiheit, Verteidiger der Frauen und der Kinder. Die Juden? Sie sind schlecht, erzählen der ganzen Welt über ihr Leiden, doch am meisten haben in der Weltgeschichte doch die Esten gelitten.

Und so weiter in immer genaueren Ausführungen. Ewald Okas? Er ist schlecht, er malte Lenin. Kaljo Põllu? Er ist gut, in seinen Zeichnungen gibt es nationale Motive. Juhan Smuul? Er ist schlecht - schrieb ein Poem für Stalin. Marie Under? Sie ist gut, sie schrieb keine Poeme für Stalin. Ivo Linna? Er ist ein Guter - singt auf Estnisch Volkslieder. Kerli? Sie ist schlecht - sie singt auf Englisch, aber hier ist die Staatssprache Estnisch, bei uns im Land spricht man diese Sprache. Estnische Soldaten mit Sondermissionen in anderen Ländern? Das ist gut, denn NATO wird uns zu Hilfe kommen, falls uns Russland angreifen wird. Ansip? Er ist ein Guter - er unterdrückte die Demonstration während der Bronzenen Nacht. Mart Laar? Er ist gut - ein richtiger Este. Savisaar? Er ist schlecht, seine Wähler sind Russen, also Okkupanten. Demonstrationen, Streiks? Sie sind schlecht - die richtigen Esten singen patriotische Lieder, freuen sich für ihr Land, schunkeln schön, wenn sie sich unterhaken, und schlecht leben hier nur die Okkupanten, so muss es auch sein, uns ging es in der Sowjetzeit auch schlecht, haut ab, falls es euch hier nicht gefällt!"

Zwischen den "guten" und den "schlechten" gibt es keine Zwischenfarben. Nur in solchen Kategorien denkt heute der grosse Teil der estnischen Gesellschaft. "Das ist eine besonders primitive, ungebildete, flache, dumme, blöde Sicht auf die Geschichte, die Gesellschaft, auf die Kunst und Kultur. Die Esten leben jetzt in der Dunkelheit des Hasses und dem Durst nach Vergeltung".

Montag, August 19, 2013

Worte der Woche

Das hängt davon ab, wer mit wem und aus welchem Grund Kontakt unterhält. Im weitesten Sinne ist es die Übergabe von Information an einen fremden Staat, die Estland schaden könnte. Unter anderem auch solcher Information, die kein Staatsgeheimnis ist. Die Innenpolitik als Ganzes war immer das, was sie interessiert. Das ist die Selbstverteidigung Estlands und die Organisationen, die ihre Sicherheit garantieren, die Wirtschaft, der Einfluss Euros, Energiewirtschaft. Auf diesen Gebieten gibt es viel wichtige Information, die kein Staatsgeheimnis ist.

Vize-Kanzler des Innenministeriums Erkki Koort auf die Frage, was Staatsverrat ist