Laut der neuesten Prognose der UNO, werden die baltischen Länder von den größten demographischen Problemen Europas bedroht. Die junge Generation zieht nach Westen und nicht mal Migranten aus dem Nahen Osten oder aus Afrika wollen herkommen. Nach der Bewertung der Organisation, befindet sich die Region am Rande einer demographischen Katastrophe, schreibt Postimees.
In der Situation in der die Mehrheit der Länder in Osteuropa entweder schon Mitglieder der EU sind, oder sich um diesen Status bewerben, zeigt sich das schnelle Wachstum vom Leben in den hauptstädtischen Regionen, berichtet Bloomberg. Doch wenn man ausserhalb der Hauptstädte schaut, zeigt sich eine komplett andere Situation.
Die neue Analyse des Wirtschafts- und Sozialrates der UNO zeigt, dass unter denjenigen Ländern, die in nächster Zeit vom schnellen Rückgang der Bevölkerungszahl bedroht werden, neun der ehemaligen Sowjetrepubliken sind, aus denen wegen der Grenzöffnung und den Möglichkeiten die Westeuropa bietet, die meisten Leute rausgelockt wurden. Gleichzeitig, laut den Analytikern der UNO, ist gerade in diesen Ländern das Verhältnis zu den Migranten aus Afrika und dem Nahen Osten unfreundlich, was praktisch unmöglich macht, mit ihnen die durch den Wegzug entstandene Bresche zu füllen.
Wegen dem Wegzug verkleinert sich am schnellsten die Bevölkerung der drei baltischen Länder. Nach dem Zerfall der Sowjetunion im Jahr 1991, hat sich beispielsweise die Bevölkerung Lettlands um ein Viertel verringert. Die Bevölkerung des Landes beträgt momentan 1,96 Millionen Leute.
Die UNO sagt voraus, dass zum Jahr 2050 Lettland zusätzlich noch 22 Prozent Bevölkerung verlieren wird, nur Bulgarien hat einen schnelleren Bevölkerungsverlust. Zum Jahr 2100 wird vorausgesagt, dass im Vergleich zum heutigen Tag die Bevölkerung sich um 41 Prozent verringern wird.
Im Fall Estlands, wo die Bevölkerungsanzahl 1,32 Millionen Leute beträgt, wird zum Jahr 2050 ein Bevölkerungsrückgang um 13 Prozent vorausgesagt. Zum Jahr 2100 wird die Bevölkerung sich im Vergleich zum heutigen Tag um 32 Prozent verringern. Schneller als in Estland wird Bevölkerungsrückgang für Litauen prognostiziert, wo gerade 2,87 Millionen Leute leben. Zum Jahr 2050 wird die Anzahl der Litauer laut der UNO Prognose um 17 Prozent verringern, zum Jahr 2100 um 34 Prozent.
Die gleiche schlechte Situation ist in der Ukraine und in Moldawien, wo zum Jahrhundertende die Bevölkerungsanzahl laut der UNO Prognose um 36 bzw. 51 Prozent sich verringert. In Russland wird die Bevölkerungsanzahl zum Jahr 2100 sich um 13 Prozent verringern.
Der Bevölkerungsrückgang in Osteuropa wird von mehreren Faktoren verschlimmert. Beispielsweise in Lettland sind am meisten folgende Einflüsse vorhanden: das geringste Einkommen im Vergleich zu den anderen EU Mitgliedern, unzureichender Wachstum der Wirtschaft und großer Widerstand gegen Einwanderung. Wenn laut Eurostat im Jahr 2015 das mittlere Netto-Einkommen einen EU-Bürgers 24 183 EUR betrug, ist er in Lettland bei 6814 EUR geblieben.
Wegen dem Wegzug aus den Ländern der Region verringert sich schnell der Anteil der jungen und gebildeten Einwohner, dadurch stellt sich die Frage, wer eines Tages die alternde Bevölkerung dieser Länder versorgen wird? Auch sind von den 10 europäischen Ländern, die am wenigsten Migranten annehmen, 9 - ehemalige Sowjetrepubliken.
Als widersprüchlichste Land wird Lettland genannt, wo im Jahr 2015, als die Europäische Union verlangte, dass der Staat einige hundert Flüchtlinge wegen einer Quotenregelung aufnehmen soll, nationalistische Kräfte drohten die Regierung zu stürzen. Im selben Jahr wegen unfähiger Migrationspolitik ist Lettland auf dem zweiten Platz von unten in der Rangliste der Integrationspolitik für Neuankömmlinge gelandet, nur Türkei war schlechter.
Und obwohl die UNO Prognose recht dunkles Bild von der lettischen Zukunft malt, schaut die Regierung des Landes auf die Situation mit Optimismus. „Zum Jahr 2022 wird der Wegzug aus dem Land bedeutend zurückgehen, denn der mittlere Gehaltslevel in Lettland wird den Minimumgehaltslevel der Länder erreichen, wohin die meisten unserer Einwohner emigrieren: Irland, Deutschland und Großbritannien“, meint der Leiter der analytischen Abteilung des Wirtschaftsministeriums Dace Zile.
Doch hier muss man berücksichtigen, dass wenn heute der mittlere Gehaltslevel in Lettland 1013 EUR beträgt, dann ist er in den erwähnten Ländern zwei mal höher. Gleichzeitig sagt der in Riga ansässiger IT-Unternehmer Ernests Stals, dass für ihn bereits jetzt eine ideale Businessumgebung besteht.
„Hier ist es bedeutend einfacher und billiger Business zu führen, als in irgendeinem anderen Teil der EU: In Lettland gibt es weniger Bürokratie und niedrige Steuern“ - erklärt er. Doch seine Firma ist eher klein.
In Lettland ist ein Problem das Fehlen von jungen Spezialisten für Technologien. Und obwohl die Firmen jedes Jahr 3000 neue IT-Studenten brauchen, kann das lettische Bildungssystem nur 600 Studenten anbieten.
Der ehemalige Wirtschaftsminister Lettlands und der heutige Leiter von Certus Think Tank Vjaceslavs Dombrovskis sagt, dass Estland ein bedeutend schlaueres Model ausarbeiten konnte, wo der Wirtschaftswachstum bedeutend langsamer als in Lettland ist, doch konnte man den Zufluss an Bevölkerung erreichen. Die Heimat von Skype konnte sich gut als Digi-Land verlaufen und lockte ausländische Investitionen an.
Zum Beispiel hat man direkt nach dem Zerfall der Sowjetunion eine Niederlassung des schweizer Industriekonzerns ABB eröffnet, der jetzt in Estland ungefähr 1000 Leuten Arbeit gibt. Unter anderen großen Investoren kann man die schwedischen Banken und den schwedischen Industriegigant Ericsson nennen, wo ungefähr 1200 Leute arbeiten.
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