ich war jetzt zum ersten Mal tief in Frankreich, genauer gesagt in Grenoble, aber selbst in zwei Tagen sind mir ein paar Sachen aufgefallen, die ich der geehrten Leserschaft nicht verweigern möchte. Nur zur Erinnerung, dieses Wochenende kann man durchaus als historisch für Frankreich betrachtet werden.
1. Die Wahlbeteiligung ist zum Beispiel historisch, ca 85% sind zu den Wahlen gegangen, das heisst die Franzosen wissen durchaus, um was es geht. Zum letzten Mal gab es so eine hohe Wahlbeteiligung in den 60ern.
2. Fast alle Wahlplakate in Grenoble sind bemalt, fast alle, ausser die von Segolene. In Frankreich will halt niemand die Schönheit verunstalten. Das ist wohl Kultur.
3. Die Rede von Sarkozy war zum Heulen schön, sogar mit meinen kargen Französisch-Kenntissen habe ich sie verstanden. Falls in Deutschland ein Politiker so eine Rede halten würde, die Ironiker und Satiriker dieses Landes (Harald Schmidt voran) würden ihn in der Luft zerreissen. Pathos ist in Deutschland unerwünscht, in Frankreich (und England) höchst willkommen.
4. Keine Züge ausser den TGVs haben Steckdosen an Bord, also hat auch niemand Laptop aufgeklappt, alle jungen Pärchen knutschen hemmungslos rum, man sitzt da und geniesst den Anblick oder wird neidisch (je nach Stimmung)
5. TGVs haben einen schwerwiegenden Nachteil, sie sind reservierungspflichtig, das heisst, falls sie ausverkauft sind, sind sie ausverkauft und man kommt ganz einfach nicht drauf. Und ausverkauft können sie schon Tage zuvor sein. Und das besonders gemeine ist, dass die Deutsche Bahn keine Informationen über andere Züge bekommt, weil die SCNF alle auf TGV lotsen möchte. So kann eine Reise sich als unmöglich erweisen, falls man nicht früh genug reserviert.
6. In Frankreich muss man an alles selbst denken, auf alles muss man selbst aufpassen, damit kein Blödsinn rauskommt. Meinem Freund wurde seine Hometheater-Anlage im Laden so eingepackt, dass sie komplett verkratzt wurde, als er zu Hause ankam. Er hätte wohl extra sagen müssen, dass man Isolationsstoff um die harten Teile hätte wickeln sollen.
7. So viel Geschmack bei Industrieanlagen haben Franzosen auch nicht. Sehen recht hässlich aus.
8. Stellt Euch folgende Situation vor. Ein Kurort, hunderte Gäste, kein Restaurant, der was anderes anbietet, als Crepes und Eis. Und riesige Hotels, die komplett leer stehen. C'est France. Dafür haben sie Segolene und wir Angela Merkel. C'est France aussie.
9. Ach, französische Mädchen, die kaum Make-Up tragen, sich recht einfach anziehen, aber trotzdem sehr suess aussehen und dazu auch noch französisch (die schönste Sprache der Welt) sprechen und einem Schwätzchen nie abgeneigt sind. Habe ich schon erwähnt, dass Segolene, wie ein Engel aussieht in ihrem weissen Anzug vor dem weissen Hintergrund?
10. wer hat eigentlich erzählt England sei teuer? Nur in Frankreich (und im deutschen Puff) kann man für ein Glas Mineralwasser 3 EUR zahlen und für ein kleines Bier fast fünf.
11. Ein schönes Beispiel von politischer Kunst. In Frankreich wird auch eine Diskussion über die Abgabe von Fingerabdrücken geführt. Also hat der Künstler (den Namen weiss ich leider nicht) dem damaligen Innenminister (also Sarkozy) einen Kuli gegeben, damit er ein Autogramm schreiben kann. Und die Fingerabdrücke von Sarkozy auf dem Kuli wurden zu Stempeln verarbeitet. Hiermit also noch ein Wettbewerb: Wer mir die Fingerabdrücke von Schäuble verschafft, bekommt von mit gleich eine Kiste besten fränkischen Wein.
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3 Kommentare:
Die Industrie-Anlagen: Das ist eine Gemeinsamkeit mit Deutschland. Die legen wohl keinen Wert drauf, nicht in Frankreich und nicht in Deutschland. Eine Stunde von hier (Osnabrück)und man ist in der Niederlande: Da scheint fast alles neu, die Architektur, es gibt Bildungsreisen dorthin, von wegen Industriearchitektur. Wieso kriegen das die zwei Zentralstaaten in Mittel-Europa nicht hin? Zu groß?
klötzchen, klötzchen, Dir haben die kleinen Französinnen wohl sehr gefallen ;-)
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