Donnerstag, Oktober 30, 2008

Ein politisches Computerspiel

Und da sagt man noch, dass Computerspieler eher unpolitisch wären: http://www.juhinaguansip.eu/index_rus.php. Mein Highscore ist momentan 240. Wer bietet mehr?

Nach diesem Spielchen kam mir die Idee, dass Andrus Ansip inzwischen zu einem ähnlichen Phänomen geworden ist wie George W. Bush, beide sind mit intellektuellen Mitteln nicht mehr zu fassen. Sie können bei den Pressekonferenzen wirklich alles erzählen, angefangen über die Trauer bei dem Verlust ihres Handies oder Überlegungen über Entführungen durch Ausserirdische oder Märchenstunden über die Wirtschaft und sind doch über jede Kritik erhaben, weil die Kritiker begriffen haben, dass ihre Angriffe absolut sinnlos ist und an den beiden einfach abprallen. Ich bin überzeugt, dass wenn man Ansip die Frage nach seinen Fehlern stellt, wird seine Reaktion genauso sein als man Bush dieselbe Frage gestellt hat.

7 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Behaupten kann man das ja, aber muss es im Internet sein? Und dann ohne auch nur ein Beispiel zu nennen?

kloty hat gesagt…

Hallo anonymous,

Entschuldigung, ich habe nicht ganz verstanden, welche Beispiele willst Du von mir haben? Gespraeche in Presskonferenzen ueber Lieblingshandies und Ueberlegungen, ob Ansip ein Ausserirdischer ist haben tatsaechlich stattgefunden, ich kann entsprechende Artikel raussuchen. Eine Sammlung der Sprueche Ansips ueber den Zustand der Wirtschaft gibt es hier. Also um welche Beispiele geht es denn?

Anonym hat gesagt…

Ja, richtig verstanden. Wie ware es mit diesem Kommentar?
Maarten van Gent, mh.vangentatchargmail.com 25.09.08 10:06
I do not see any comment about the transit and business with Russia.
And you cannot blame somebody, that he could not foresee that banks in the USA would go banrupt.
The whole mess started in the USA and not in the EU.
In my opinion he did not do too many wriong things. Only this Russian approach is not very smart.

kloty hat gesagt…

Die wirtschaftlichen Schwierigkeiten haben in Estland schon viel frueher angefangen. Ich habe auf die Instabilitaet von estnischer Wirtschaft (kaum Industrie, Probleme mit Russland, Immobilienpreise, keine Einwanderung von qualifizierten Arbeitskraeften und Brain Drain) schon hingewiesen, als kaum jemand daran dachte. Du kannst die Kommentare lesen, was mir die Leser geschrieben haben. Eine andere Quelle waere das Buch Hardlandings, die Autoren setzen den Anfang der wirtschaftlichen Krise auf April 2007 fest. Die aktuelle Finanzkrise ist lediglich ein Brandbeschleuniger, die das Feuer der Geldverbrennung noch entfacht.

sonikrave hat gesagt…

Kloty, die wirtschaftlichen Schwierigkeiten haben sich bereits angebahnt, als die massive Privatverschuldung ihren Lauf nahm.

Die Richtlinien gegen Russland, Denkmalverlegung und gloable Wirtschaftskrise sind alles _nur_ Brandbeschleuniger.

Wir kennen das bereits aus Protugal und Spanien, wenn die Menschen weit über ihre Verhältnisse und weit über der Wirtschaftsleistung leben und letztendlich auch aus Ostdeutschland, wenn hier auch der Soli-Zuschlag und die Sozialversicherungssysteme hier die harten Fakten etwas abgefedert haben.

Innerhalb eines Jahrzehnts Reich werden und sich mit Luxembourg messen zu können - eine etwas naive Vorstellung und vor allem aber meiner Meinung nach schon fast vorsätzliche Versprechungen, die hier gemacht wurden.

Und Ansip scheint sich aus dem Vollrausch vergangner Wachstumsraten immer noch nicht ausgenüchtert zu haben.

Schade eigentlich, müsste sich jetzt mit der Realität mal langsam auseinander gesetzt werden, um die wiechen für die Zukunft dieses Landes zu setzen.

kloty hat gesagt…

Hallo Sonikrave,

ich stimme Dir zu, dass die massive Privatverschuldung ein Faktor ist, der die Wirtschaftskrise entscheidend beeinflusst hat. Ich moechte noch hinzufuegen, dass es in Deutschland in den 60-70ern Jahren auch viele Kredite fuer zB. Immobilien aufgenommen wurden. Doch der Unterschied war, dass die Inflation damals recht hoch war so dass die Kredite schnell zurueckgezahlt werden konnten, doch Deutschland konnte sich die Inflation leisten. Die Tarifabschluesse waren sehr hoch, doch stieg auch die Produktivitaet entsprechend und die Aussenhandelsbilanz war positiv. Deswegen die Privatverschuldung ist nicht immer negativ, doch muss man sie sich als Staat leisten koennen.

Estland kann sich die hohe Inflation nicht leisten, wegen der Bindung der Krone an den Euro, wegen Unmoeglichkeit die Loehne der Inflation anzupassen, da die Produktivitaet nicht so schnell steigt und die Arbeit schlicht zu teuer wird und wegen der Aussenhandelsbilanz, die negativ ist.

sonikrave hat gesagt…

Ja kloty, das sehe ich genauso.

Die Folgen für Estland sind jetzt, dass die aufgenommenen Kredite nicht so schnell abbezahlt werden können und der Konsum wohl über einen längeren Zeitraum stark zurückgefahren wird.

Eine negative Aussenhandelsbilanz, daraus resultierende starke Abhängigkeit der Binnennachfrage verstärkt dies ganze noch, wenn die Konsumnachfrage zurück geht.

Und diese geht definitiv stark zurück. Clubs und Bars sind bis auf wenige Ausnahmen fast leer, Geschäfte schliessen selbst in Narva mnt. und dafür ziehen dann Shops, wie Humana ein.

Das ist ehrlich gesagt kein besonders gutes Zeichen.

Ich finde nur, wir sollten die Probleme in Estland nicht nur auf bestimmte Personen, wie Ansip, oder bestimmte Ereignisse, wie die Denkmalverlegung, reduzieren.

Letzendlich geht es immer um Wirtschaft, denn die werte werden immer noch in Geld, Aktien oder Immobilien pipapo bewertet.

Und zwar in jedem politischen System.