Montag, Oktober 17, 2011

Für das Gedächtnis und Gewissen Europas

Originaltext stammt von baltija.eu

Die internationale Menschenrechtsorganisation "Welt Ohne Nazismus" hat eine Erklärung veröffentlicht in der die Initiative der 19 zivilgesellschaftlichen Organisationen aus 13 Ländern der Ost- und Mitteleuropa am 14. Oktober die sogenannte Plattform "Für das Gedächtnis und Gewissen Europas" zu gründen, verurteilt wird.

Im Dokument, das die Unterschrift des Vorsitzenden der Menschenrechtsorganisation "Welt ohne Nazismus" Boris Spiegel trägt, heisst es:

- am 14. Oktober werden in Prag die Vertreter von 19 zivilgesellschaftlichen Organisationen aus 13 Ländern aus Mittel- und Osteuropa im Beisein von Premier-Minister Tschechiens und Vize-Vorsitzenden des Europaparlaments eine sogenannte Plattform "Für das Gedächtnis und Gewissen Europas" gründen.

Der Prozess, der nach der Annahme der Prager Deklaration im Jahr 2008 weitergeführt wurde, gibt die gleiche Verantwortung den kommunistischen und nazistischen Regimen für die Verbrechen, die im XX Jahrhundert begangen wurden (vor allem die Entfachung des Zweiten Weltkrieges) und ruft zur Einführung des Europäischen Tages der Erinnerung an die Opfer der totalitären Regime am 23. August auf.

Die Gleichstellung der beiden totalitären Regime, des kommunistischen und des nazistischen ist nichts anderes, als ein Versuch einer Reihe von Ländern Osteuropas ihre verbrecherischen Regimes, die mit Hitler paktierten, reinzuwaschen, die Verantwortung für den Genozid ausschliesslich auf die Deutschen abzuwälzen, diejenigen als "Kämpfer mit kommunistischen Regime" darzustellen, mit deren Händen Massenmorde von Tausenden und Millionen Zivilisten ausgeführt wurden.
Es ist nicht schwierig zu sehen, dass unter denen, die zur "Verurteilung des Kommunismus" aufrufen, rechtsradikale Kräfte, zivilgesellschaftliche Organisationen, pseudowissenschaftliche Institute und Museen sich befinden, die sich als geistige und politische Nachfolger von Kollaborateuren, Legionären der Waffen-SS, Waldbrüdern, Bandera-Kämpfern und anderen Hitler-Unterstützern verstehen.

Es ist kein Zufall, dass die Bestrebungen das Gleichheitszeichen zwischen dem sowjetischen und nazistischen Regimen zu setzen vor dem Hintergrund der rasanten Nazifizierung und Radikalisierung des gesellschaftlichen Bewusstseins in den Ländern des früheren kommunistischen Blockes geschieht.

In baltischen Ländern zeigt diese Tendenz die alarmierendste Entwicklung. Die Rehabilitierung des Nazismus geschieht mit Unterstützung der Regierungen und Parlamente dieser Länder. Alljährlich zeichnet der Präsident Estlands mit offiziellen Auszeichnungen seines Landes die Veteranen der Waffen-SS aus. Das Verteidigungsministerium gibt Budget-Mittel für die Unterstützung der Veteranen-Nazisten. In Lettland bereitet sich eine neonazistische Partei vor, Ministersätze in der neuen Regierung zu bekommen. Litauen nutzt seine Mitgliedschaft in InterPol dazu aus, Partisanen aus dem Vilnuer Ghetto, die jetzt in Israel leben, zu suchen und zu extradieren. Während der Unabhängigkeit wurde in baltischen Ländern kein einziger Nazi zu Gefängnisaufenthalt verurteilt, viele wurden freigesprochen.

In Rumänien spricht der Präsident des Landes offen über seine Sympathien zu Faschisten Antonesku. Nicht besser sieht es in Moldavien aus, wo Stadtvierteln den Namen Antoneskus tragen und im Parlament ein Gesetz verabschiedet wird, der die Denkmäler für die Soldaten der Roten Armee abzubauen erlaubt. In Ungarn erklärt eine der größten Parteien des Landes in ihrer Ideologie und Symbolik die Kontinuität mit den bewaffneten Formierungen der ungarischen Faschisten.
Die Heroisierung des Nazismus verzerrt nicht nur die Vergangenheit, sondern gefährdet auch die Zukunft dieser Länder. Der neuen Generation wird der Gedanke eingepflanzt, dass die Verbrechen der Hitler-Unterstützer nicht bedeutsam sind, da sie im Namen des "Kampfes für die Unabhängigkeit" begangen wurden.

Die Gründer der Plattform "Für das Gedächtnis und Gewissen Europas" erklären als ihr Ziel, geschichtliche Schulbücher für europäische Schüler und Studenten zu schreiben, in diesen Büchern wird den europäischen Schülern unter dem Mantel der Behauptungen der gleichen Verantwortung Hitlers und Stalins für die Entfachung des Krieges, eine Haltung der Akzeptanz zu denen propagiert, die sich auf die Seite des Nazismus gestellt haben und ihre Hände mit dem Blut der unschuldigen Opfern des Nazismus besudelt haben.

Ausgehend aus dem oben geschriebenen erklärt die Internationale Menschenrechtsorganisation "Welt ohne Nazismus" folgendes:

1. Die These über die gleiche Verantwortung zwei totalitären Regime für die Entfachung des Zweiten Weltkrieges ist historisch unbegründet, denn dort wird nicht die Rolle der westeuropäischen demokratischen Länder, vor allem Englands und Frankreichs beim Zerfall des nach dem ersten Weltkrieg formierten, sogenannten Systems des Versailler Friedens, und ihrer Ermutigung an Hitler nach Osten zu expandieren, berücksichtigt. "Münchener Verträge" und andere Nichtangriffspakte Deutschlands mit Großbritannien und Frankreich (im Jahr 1938) wurden zum ersten Wegepunkt, der nötigen und ausreichenden Bedingung für die Entfachung des Zweiten Weltkrieges, zu dem Beschluss, der Hitler die Hände frei machte für seine Annexionspolitik den osteuropäischen Ländern gegenüber.

2. Alle Gespräche der Gründer der sogenannten Plattform "Europäisches Gedächtnis und Gewissen" über die angeblich vorhandene Schuld der Sowjetunion für die Entfachung des Zweiten Weltkrieges, haben zum Ziel nicht nur das Umschreiben der Geschichte des XX. Jahrhunderts und die Heroisierung des Kollaborateure, doch auch die Revision der Beschlüsse des Nürnberger Prozesses und der Entscheidungen zur nachkrieglichem Aufbau der Welt, was allein für sich schon zu unvorhersehbaren Folgen führt.

3. Die erklärte Versuche die Geschichtsbücher umzuschreiben (tatsächlich wurde dieser Prozess schon längst in den osteuropäischen Ländern gestartet) wird zu einer Erziehung von Generation führen, die keine "Impfung" gegen die Ideen des Nazismus hat, die folglich fähig ist, die Fehler ihrer Großväter und Urgroßväter zu wiederholen, die die größte Katastrophe des XX. Jahrhunderts zugelassen haben. Das Kommen an die Macht von Regierung der Ultranationalisten angehören, ist eine direkte Folge dieser Praxis - denn 80% der Stimmen bei den letzten Parlamentswahlen kamen von der Jugend, die ihre Erziehung schon in unabhängigem Lettland bekommen hat.

Die Internationale Menschenrechtsorganisation "Welt ohne Nazismus" ruft die Vorsitzende des Europäischen Parlaments und des Europarates auf, sich von dieser Initiative zu distanzieren, denn sie zielt darauf ab, die historischen Fakten zu verzerren und ist für viele europäischen Länder ein Signal eigene Kollaborateure zu rechtfertigen und zu heroisieren, was objektiv gesehen zur Wiedergeburt des Nazismus führt.

Wir schlagen vor eine breite wissenschaftliche Diskussion zur Geschichte des XX Jahrhunderts zu eröffnen, die Licht sowohl auf die Verbrechen der totalitären Regime, als auch auf die Rolle der westlichen Demokratien bei der Entfachung des Zweiten Weltkrieges, auf Kollaborationismus in den Ländern der Osteuropa in 40-er Jahren und auf die Verantwortung der modernen Politiker für die Wiedergeburt des Nazismus werfen soll. Jede Beliebigkeit bei Vergabe von Beschuldigungen ist in dieser Frage unzulässig.

Wir rufen Europarat auf, eine Arbeitsgruppe bestehend aus Experten aus verschiedene Ländern, unter anderem mit Experten der IMO "Welt ohne Nazismus" zu gründen, die das Ziel haben soll, Geschichtsbücher des XX. Jahrhunderts vorzubereiten, die man als modellhaft für die Bildungsministerien der Mitgliedsländer des Europarates empfehlen könnte. In ihre Grundlage sollten ernsthafte geschichtliche Forschungen gelegt werden als auch Beschlüsse von internationalen juristischen und politischen Instanzen, auf deren Basis die Nachkriegsordnung aufgebaut wurde. Dieses Buch sollte die Grundlage für den Lernprozess der europäischen Schüler für diese schwierigen für das Verständnis geschichtlichen Periode werden.

Für die Zukunft lassen wir die Verzerrung die Vergangenheit nicht zu!

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