Freitag, August 26, 2011

Interessantes Geschichtsverständnis der US-Botschaft in Estland

Folgende Seite wurde bei dem Internet-Auftritt der US-Botschaft in Estland entdeckt



Vor 72 Jahren wurde der Molotov-Ribbentrop Pakt unterschrieben
23.08.2011
An diesem Tag vor mehr als 70 Jahren haben das nazistische Deutschland und Sowjetunion Schritte unternommen, die Europa und die ganze Welt auf den Pfad des unvermeidlichen Krieges gestellt haben. Durch das Unterschreiben des Nichtangriffsvertrages zwischen Deutschland und Sowjetunion, der auch unter dem unrühmlichen Namen "Molotov-Ribbentrop Pakt" bekannt ist, haben zwei totalitäre Regimes auch geheime zusätzliche Protokolle zu dem Pakt angefügt, die Europa in entsprechende Wirkungssphären aufgeteilt haben. Estland hat niemals die katastrophalen Folgen diesen Schrittes vergessen, und so versammeln sich seit 27 Jahren, auch während der dunklen Zeit der Okkupation im Tallinner Park Hirve eine Gruppe von Leuten, um der Unterzeichnung dieser Dokumente zu gedenken. In diesem Jahr ist es vorgesehen eine öffentliche Versammlung auf dem Platz der Freiheit durchzuführen, um an dieses Ereignis zu gedenken. Estland ist nicht das einzige Land, das den Jahrestag dieser Geschehnisse gedenkt. Im Jahr 2009 hat der Europäische Parlament beschlossen an diesem Europäischen Gedenktag alle Opfer von totalitären und autoritären Regimes zu gedenken. Dieser Tag wird auch "Tag des schwarzen Bandes" genannt.

Ich bin kein Historiker, aber kann mir jemand erklären, warum das Unterzeichnen eines Nichtangriffvertrages "die ganze Welt auf den Pfad des unvermeidlichen Krieges gestellt hat"? Kann mir jemand erklären, was passiert wäre, wenn dieser Vertrag nicht unterschrieben worden wäre? Glaubt wirklich irgendjemand ernsthaft daran, dass Hitler nicht nach Polen einmarschiert worden wäre? Wie soll man sich das vorstellen, wegen Nichtunterzeichnung des Nichtangriffspaktes mit Sowjetunion, marschieren wir zurück aus Österreich und geben böhmische Gebiete an Tschechoslowakei zurück? Vergessen die ganze "Lebensraum im Osten"-Theorie und rüsten wieder ab?

Durch das Unterzeichnen des Nichtangriffspaktes bekam Sowjetunion zweierlei: Zeit und zusätzliches Gelände, so dass die Städte wie Moskau und Leningrad etwas weiter im Landesinneren sich befanden. Niemand kann sagen, was geschehen wäre, wenn die deutschen Armeen ganz Polen und das Baltikum besetzt hätten, dann Kräfte gesammelt und erst dann einen Angriff auf Sowjetunion führten. Vielleicht wäre Moskau gefallen und die Geschichte hätte einen ganz anderen Verlauf genommen.

4 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Hallo Kloty,

die Sichtweise, dass der Vertrag unmitelbar mit dem Kriegsbeginn zu tun hatte, ist wohl schon die "historische Lehrmeinung" - zumindest im Westen.
siehe z. B. http://www.1000dokumente.de/index.html?c=dokument_ru&dokument=0025_pak&object=context&st=&l=de
Ich verstehe daher deine Argumente oder deine Kritik nicht so ganz.

Ansonsten noch mein Hinweis auf

http://stadtschreiber-tallinn.blogspot.com/2011/08/der-deutsch-sowjetische.html

Viele Grüße

kloty hat gesagt…

Hallo Italiano,

danke für die Links. Das Dokument ist sehr gut und ich sehe es eigentlich als Unterstützung meiner Meinung. Der Aggression Deutschlands gegen Europa war unvermeidbar mit oder ohne diesen Vertrag. Diesen Vertrag als Auslöser oder Wegbereiter des Zweiten Weltkrieges zu bezeichnen ist überhaupt nicht nachvollziehbar. Laut dem Artikel hatte Stalin zwei Möglichkeiten, Vertrag mit Hitler oder Vertrag mit Grossbritanien und Frankreich. Man kann nur spekulieren was passiert worden wäre wenn Stalin die zweite Option wahrgenommen hätte, aber ich glaube das hätte Hitler auch nicht gehindert einen Krieg anzufangen.

Anonym hat gesagt…

Als "Auslöser" kann man den Vetrag sicher nicht bezeichnen, aber das steht ja auch weder auf der Seite der US-Botschaft noch in dem von mir verlinkten Text. Es war halt ein wichtiger Schritt - noch dazu schwarz auf weiß, an so was halten sich die Historiker halt gern. Ein Meilenstein auf dem Weg ins Verderben ...
Klar hätte Hitlerdeutsdchland auch ohne den Vetrag Wege gefunden, den Krieg anzufangen. Mich macht das immer fassungslos, dass der Krieg damals unvermeidlich war, das alles darauf hinaus lief. Man hatte doch den ersten WK noch im Kopf, und dann das ...
Und dass Stalin Hitler als "Vertragspartner" gewählt hat, ist doch irgendwie naheliegend, im Geiste ähnlich gesrickt, aggressiv und menschenverachtend - das passt doch "prima" zusammen.

kloty hat gesagt…

Stalin war bei Weitem nicht der einzige, der Nichtangriffsabkommen mit Hilter-Deutschland geschlossen hat. Es gab den deutsch-polnischen Nichtangriffspakt, alle baltischen Ländern haben Nichtangriffspakts mit Deutschland geschlossen. Es gab den Dreimächtepakt. Und natürlich gab es auch das Münchener Abkommen, bei dem wirklich eine grosse Chance verpasst wurde Hitler in die Schranken zu weisen.

Kennst Du das Brettspiel Diplomacy? Es ist wie Risiko, aber ohne Würfel. Du handelst die ganze Zeit mit deinen Mitspielern Pakts aus und schmiedest Bündnisse, aber dann kommt die Zeit Armeen zu ziehen und da siehst du wieviel Wert deine Verabredungen mit den Mitspieler waren. Ich glaube die Situation in Europa war in den 30er Jahren nicht viel anders, nur waren das echte Armeen und echte Menschenleben.