Freitag, Dezember 23, 2011

Das war 2011

Das Jahr 2011 geht zu Ende. Ich kann mich nicht an ein Jahr erinnern an dem weltweit mehr Ereignisse passiert sind, als in diesem, es waren Katastrophen wie in Japan und Thailand, britische königliche Hochzeit, Revolutionen, Regierungsumstürze, schrecklicher Amoklauf in Norvegen, Todesfälle von mehreren berühmten Personen, Eurokrise und noch vieles mehr. Die Zukunft ist ein Stück unvorhersehbarer geworden, viele der Ereignisse sind noch nicht ausgestanden und es gibt noch Tendenzen, die zeigen, dass das nächste Jahr kein Deut ruhiger wird.

Doch zurück zum Thema diesen Blogs. Das wichtigste Ereignis in Estland waren zweifellos die Wahlen des Parlaments. Nach vielen unpopulären Entscheidungen der letzten Regierung war es bis zuletzt unklar, ob die Opposition davon profitieren kann oder nicht. Doch recht pünktlich zur Wahl warnte der estnische Verfassungsschutz KAPO davor, dass die führende Oppositionspartei der Zentristen Parteispenden aus Russland erhalten haben könnte, erwartungsgemäß stürzte die Partei in Umfragen ab. Gewonnen haben die Regierungsparteien und alles blieb bei altem, von ein paar Ministerwechseln mal abgesehen. Ein Putschversuch bei den Zentristen verlief sich auch, Savisaar blieb an der Macht, die Opponenten kuschten sich. Die Spenden aus Russland wurden nach den Wahlen von niemandem mehr erwähnt.

Eine gesonderte Diskussion wert waren die E-Wahlen, mehrere unabhängige Experten aus USA und Norwegen bescheinigten dem estnischen E-Wahlen systembedingte Schwächen, die leicht ausgenutzt werden können. Zudem haben einige Hacker-Skandale in Estland gezeigt, dass Potential durchaus vorhanden wäre. Wie die aktuelle Entscheidung zu E-Wahlen in Österreich zeigt, um vertrauenswürdig zu sein, müssen die E-Wahlen mit sehr hohem Aufwand durchgeführt werden.

Weitere Themen waren die Einführung des Euros, das Aufleben der Wirtschaft und die demographische Situation, bzw. die Frage gehen oder bleiben. Die Einführung des Euros machte den Vergleich zwischen den skandinavischen Nachbarn und Estland sehr transparent, in tabellarischen Form kann man sofort sehen, wie schwach der soziale Sektor in Estland ist, wie niedrig sind die Gehälter und wie ähnlich teuer die Waren. Das öffnete wohl recht vielen die Augen, die Auswanderungstendenzen und auch der Umzug innerhalb Estlands verstärkten sich. Die Wirtschaft wuchs sehr ordentlich um mehr als 8%, die Staatsfinanzen blieben in Ordnung, was viele Kommentatoren der westlichen Wirtschaftszeitungen und auch die Rating-Agenturen mit wohlwollen kommentierten, die Esten verglichen ihre Sozialleistungen mit denen von Griechen und fragten sich, wer hier wem helfen muss.

Ein Riesenthema für die russische Gemeinde Estlands waren die russischen Gymnasien. Seit dem Anfang des neuen Schuljahres müssen alle Gymnasien Estlands mind. 60% der Kurse auf Estnisch anbieten, 40% können auf Russisch sein, oder einer anderen Sprache. Die Tatsache, dass es keine Lehrer gibt, keine speziellen Schulbücher und auch die Schüler unzureichend vorbereitet sind, interessierte niemanden. Am 22. Dezember wurde ein Gesuch von 15 russisch-sprachigen Schulen abgelehnt, die Reform an ihren Schulen zumindest zu verschieben. Laut Yana Toom, einer der lautesten Gegnern der Reform passiert in vielen Schulen folgendes: Lehrer liest vom Papier auf estnisch vor, weil er nicht frei auf estnisch sprechen kann, die Schüler verstehen nur die Hälfte, die Lehrer, die frei sprechen können, müssen ihr Lehrstoff stark vereinfachen, damit die Schüler Physik, Chemie, Biologie und anderen wissenschaftlichen Fächern mit komplizierten Terminologie überhaupt folgen können. Welche Folgen das für die Abschlüsse haben wird, kann man sich leicht vorstellen. Demnächst werden sich wohl Gerichte mit dem Thema auseinandersetzen müssen, doch für die Schulen wird es zu spät sein. Die einzige Alternative sind wohl Privatschulen, doch während Deutschland das deutsche Gymnasium in Estland unterstützt und diese nicht auf die 60/40 Regelung umgestellt wurde, ist Russland wiedermal unfähig ihren Staatsbürgern hier zu helfen. Die Städte Tallinn und Narva versprechen zwar, dass sie die Finanzierung von Privatschulen erwägen, doch eine oder zwei Schulen pro Stadt werden kaum genug sein, um den Bedarf zu decken, ausserdem braucht nur die Stadtregierung zu wechseln, dann wird die Finanzierung schnellstens gestrichen.

Wenn man schon die russländischen Staatsbürger erwähnt, in diesem Jahr war deren Zahl zum ersten Mal höher, als denjenigen ohne die Staatsbürgerschaft. Dabei ist es so einfach die estnische Staatsbürgerschaft zu bekommen, ganz ohne Sprachkenntnisse, man muss nur vor Gericht beweisen können, dass man einen Vater hat, dessen Vorfahren vor 1940 in Estland gelebt haben. Man muss 16.000 EUR an eine tschechische Anwaltskanzlei zahlen und 6-8 Monate später hat man einen neuen Vater und eine neue Staatsbürgerschaft. Ist doch viel sicherer, als wenn man bei den IRL-Mitgliedern eine winzige Wohnung anmietet, die man mit 60 anderen Oligarchen teilen muss und deswegen in die Schengen-Zone einreisen darf. Andererseits hält in diesem Fall die KAPO still.

Bei den russländischen Duma-Wahlen erwiesen sie sich die russländischen Staatsbürger als treue Unterstützer der regierenden Partei, über 70% gaben ihre Stimme für Edinaja Rossija ab. Entsprechend gering war die Proteststimmung gegen die Wahlfälschungen in Russland, nur 5 Leute protestierten vor der russischen Botschaft. Potential der protestierenden wäre erheblich größer, doch gibt es keine öffentliche dritte Kraft in der russisch-sprachigen Bevölkerung, die sowohl gegen das regierende System in Russland, als auch gegen das regierende System in Estland wäre. Sobald man sich gegen das eine System äußert, ist man automatisch Unterstützer des anderen. Es gibt durchaus Leute, die gegen beides sind, doch ist diese Meinung noch nicht stark genug, um sich Gehör zu verschaffen.

Die vorher unbekannte schweizer Zeitung "Der Bund" dürfte sich über unerwartete Zugriffszahlen aus Estland freuen, denn der estnische Präsident Ilves dachte entweder, dass in Estland niemand deutsch versteht, oder keiner Internet bedienen kann, denn in einem Interview erlaubte er sich so viele Lügen, dass selbst die recht zurückhaltende Kammer der nationalen Minderheiten inzwischen mit Gericht droht, falls der Präsident sich nicht entschuldigt. Offenbar darf der estnische Präsident einiges, zum Beispiel seine Einkommensverhältnisse bei der Parlamentskommission jahrelang falsch angeben, ohne dass es jemanden interessiert.

Nicht unerwähnt lassen möchte ich noch Klaus Dornemann, der leider viel zu früh von uns gegangen ist. Ich werde versuchen seine Sache fortzusetzen, auch wenn es nicht einfach ist.

Zum Schluss möchte ich allen meinen Lesern und insbesondere den Kommentatoren danken. Ihr liefert mir Ideen, Zuspruch und bringt mir Interesse entgegen, die mich ermutigen weiterzumachen. Danke Euch dafür, hoffe, dass Eure Weihnachtsbäume nicht umfliegen, wie die Tanne am Rathausplatz in Tallinn, und warten wir gespannt was uns 2012 bringen wird.

Montag, Dezember 19, 2011

Spendenaktion für Tallinner Kinderheim

Nachdem alle meine Leser so bescheiden waren und keiner eine Belohnung für die Beiträge zum Ilves-Interview haben wollte, sagte mir einer meiner treusten Leser Knut, dass ich lieber die Plätzchen an ein Kinderheim in Estland schicken soll. Die Idee ist gut, aber vielleicht ist Geld doch besser.

Deswegen starte ich eine Weihnachtsspendenaktion für das Kinderheim in Tallinn. Das Projekt an das das Geld gehen wird heisst Ready for Life und ist dafür gedacht den Kindern, die das Heim verlassen, ein würdiges Leben zu ermöglichen.

In diesem Zusammenhang sehr lesenswert ist der Blog von skippy, der sein Freiwilliges Soziales Jahr als Mitarbeiter des Kinderheimes absolvierte und über viele interessante, aber auch erschütternde Momente schrieb.

Die wenigsten Leser/-innen aus Deutschland werden ein estnisches Konto haben, ich kann nicht sagen, wie hoch die Überweisungsgebühren sein werden. Deswegen mache ich den Vorschlag, dass jede/r, der/die spenden möchte mir eine Email an kloty@me.com schickt, ich schicke ihr/ihm meine deutsche Kontonummer und überweise entsprechend viel Geld von meinem estnischen Konto an das Kinderheim, natürlich mit Beleg. Es gibt keine Spendenquittung, das ganze ich nicht von der Steuer absetzbar.

Ich mache hiermit den Anfang:



Jede/r, der/die gespendet hat, bekommt von mir ein grosses: "Hip Hip Hurray" in den Kommentaren und ein grosses "Danke Schön".

Estland vs. Finnland vs. Schweden vs. Irland

Eine Leserin des Blogs hat mich auf folgendes Bild aufmerksam gemacht:



Soome = Finnland
Rootsi = Schweden
Iirimaa = Irland
Eesti = Estland
Miinimumpalk = Mindestlohn
Keskmine palk = Durchschnittslohn
Pension = Rente
Töötutoetus = Arbeitslosenhilfe
Toimetulekutoetus = Sozialhilfe
Lapsetoetus = Kindergeld

Zu den Kritikern, die sagen, dass diese Zahlen die Folge der Sowjetzeit sind, hier sind noch andere Zahlen, die Professor der Estnisch-Amerikanischen Business-College Vladimir Nemchinov im Interview zu der Zeitung Stolitsa zum besten gab:

Frage: Die Regierung behauptet, dass sie besser zu der zweiten Welle der Krise vorbereitet ist. Wie ist es begründet?

Antwort: Zu der ersten Phase der Krise war sie überhaupt nicht vorbereitet. Jetzt ist es einfacher in dem Sinne, weil wir geringe Staatsverschuldung haben, nur 6,7%. Estland ist sehr stolz darauf und ruft alle auf, Beispiel daran zu nehmen. Doch die Verschuldung ist so niedrig weil unsere rechtsgerichtete Führer sich nicht mit Ausgaben in der Sozialsphäre belasten. Bei uns ist deren Teil im Haushalt ungefähr 12%, in der EU ist der Durchschnitt 27%, in Schweden 33%. Ich bezweifle das der Bauer recht hat, wenn er sagt, dass er Geld sparen kann und gibt sie nicht aus, um Setzlinge zu kaufen. Für jeden Staat sind die Ausgaben für die Bildung, Gesundheit, Wissenschaft und Kultur, das sind diese Setzlinge aus denen die Zukunft des Landes wächst. In diesem Sinne kann Estland kaum mit seinen Zahlen aufgrund solches Wirtschaftens glänzen, auch hat die Bevölkerung sehr grosse Schulden bei den Banken.

Donnerstag, Dezember 15, 2011

Avalik kiri Eesti Vabariigi presidendile hr. Toomas-Hendrik Ilvesele

Nachdem keine estnische Zeitung die Stellungnahme der Kammer der nationalen Minderheiten zum Ilves Interview abdrucken wollten, hier die estnische Version:

Hr. Eesti Vabariigi president

Lähtudes Teie intervjuust Šveitsi ajalehele Der Bund (http://www.derbund.ch/ausland/europa/Es-ist-nicht-nachhaltig-wenn--mit-Betrgen-fortgefahren-wird/story/25059592) on Eestimaa Vähemusrahvuste Esindajate Koda hämmingus Teie poolt välja käidud solvangute ja lugupidamatu suhtumise pärast Eesti kodanike aadressil, kes erinevad Teist etnilise ja keelelise päritolu poolest. Tahaks Teile meelde tuletada, et nõukogude perioodil 80% Eesti riigi juhtorganitest moodustasid etnilised eestlased ning Narva kanguri privileegid ei erinenud millegi poolest Mulgimaa kolhoosniku privileegidest. Teie kriteeriumide järgi võib ka eesti keelt nimetada „okupatsioonivõimude keeleks“ ning eesti rahvast „härrasrahvaks“. Sellel, mis juhtus Eesti Vabariigiga 1940ndal aastal, pole midagi ühist sellega, mida nimetab okupatsiooniks rahvusvaheline õigus. Kui olme tasemel mõistete „okupatsioon“ ja „inkorporatsioon“ segi ajamine on kuidagi moodi mõistetav, siis riigipea poolt on terminite ebakorrektne kasutamine lubamatu.

Te olete üles kasvanud Ameerika Ühendriikides, kus nimelt okupantide keel on tänaseks kujunenud de faсto riigikeeleks. Praegune USA territoorium oli – ja seda pole keegi eitanud – relva abil hõivatud inglise kolonistide poolt, kes halastamatult hävitasid kohaliku põliselanikkonna. Kas saab siis süü selle eest panna inglise keelele? Teisalt on olemas ka Soome näide. Vaatamata sellele, et Soome oli pikka aega rootsi võimu all ning rootslastest elanikkond käesoleval ajal moodustab vähem kui 6% kogu rahvastiku üldarvust, on rootsi keel teiseks riigikeeleks.

Mistahes püüdlused õigustada vähemusrahvuste ebavõrdset kohtlemist, viidates okupeeritud minevikule, on äärmiselt kohatud. Tsiviliseeritud maades peetakse taolist tegu rassismi ja ksenofoobia ilminguteks.

Hr. president, Teie olete riigipea ning Eesti Vabariigi põhiseaduse järgimise garant, mille kohaselt on keelatud igasugune ahistamine usuliste, etniliste, keeleliste jne. tunnuste alusel.

Me mõistame, et Teie ei elanud Eestimaal ajal, mil paljud eesti keelt mittekõnelevad vähemusrahvuste esindajad võitlesid koos eestlastega Eesti riigi iseseisvuse taastamisel. Olgu öeldud, et Teie eelkäija, president Arnold Rüütel hindas kõrgelt vähemusrahvuste rolli selles protsessis. Teie aga püüate mitte märgata vähemusrahvuste panust Eesti riigi taasiseseisvumise taastamisel. Lisaks kõigele peate vene keelt kui venelaste emakeelt ja Eestis elavate vähemusrahvuste de facto suhtluskeelt „okupatsioonivõimude keelte“ hulka kuuluvaks.

Esindades vähemuste huve leiab vähemusrahvuste koda, et võimude keeled ja rahvuskeeled ei pruugi ajaloos alati kokku langeda. Eestis elavad vähemusrahvused ei pea kandma vastutust nn. „okupatsiooniaastatel“ toime pandud tegude eest. Keeli nimetatakse rahvuskeelteks seetõttu, et nad on ühe või teise rahvuse identiteedi ja vaimsuse väljendusvahendiks. Solvates keelt, Te ühteaegu solvasite kõiki keelekandjaid. Vene keel ei ole süüdi bolševike liidrite poolt toime pandud repressiivsetes tegudes täpselt nii nagu saksa keelt ei saa süüdistada natsistlikes kuritegudes. Mistahes keele abil saab väljendada kõrget humanistlikku suhtumist teiste suhtes või vastupidiselt külvata etnostevahelist vaenu. Kõik sõltub nendest, kes seisavad riigi eesotsas ja juhivad riiki – nende poliitilisest kultuurist ning moraalsetest väärtustest.

Oleme arvamusel, et Teie, hr president peate lahti seletama Eesti rahvale oma seisukoha ning vabandama selle osa elanikkonna ees, keda solvavalt nimetasite „härrasrahvaks“ ning nende emakeelt „okupatsioonivõimude keeleks“. Edasine suhtumine Teisse kui riigipeasse hakkab sõltuma Teie tegudest.

Eestimaa Vähemusrahvuste Esindajate Koda juhatus

Dienstag, Dezember 13, 2011

Filmhinweis: Wadim

Ein Dokumentarfilm über einen 23-jährigen Russen aus Lettland, der mit seinen Eltern nach Deutschland kam und immer wieder nach Lettland abgeschoben wurde. Am Ende wählte er den Freitod. Heute bei NDR um 0:00.

Mehr über den Film auf Spiegel-Online.

Montag, Dezember 12, 2011

Weihnachtswettbewerb

Wer in diesem Text eine Lüge findet und es belegen kann, schreibt mir bitte in Kommentare. Jede neue Lüge wird mit Münchener Wehnachtsgebäck belohnt, die Adresse kann mir per Email mitgeteilt werden. Ich schicke auch nach Estland.

Viel Spass beim Suchen und Gewinnen

Euer Weihnachtsmann kloty

Samstag, Dezember 03, 2011

Estland vs. Finnland

Gefunden in den unendlichen Weiten des Internets



Maksusüsteem = Steuersystem
Astmeline = ansteigend, progressiv
Ühtlane = flach
Keskmine palk = durchschnittlicher Gehalt
Töötutoetus = Sozialhilfe
Miinimumpalk = Mindestlohn
Keskmine pension = durchschnittliche Rente
Kartul = Kartoffeln
Nisujahu = Weizenmehl
Juust = Käse
Piim = Milch
Suhkur = Zucker
Kohv = Kaffee

Ich denke die Zahlen sprechen für sich.

Donnerstag, Dezember 01, 2011

Farewell to Estonia

gefunden auf tumblr

The following project I have prepared in connection with permanent discussions about so called “brain outflow” from Estonia (mass emigration of young people and qualified specialists), low wages and pensions and high unemployment. Estonia is in EU and when experts alert that the situation is catastrophic, politics state that situation is getting better. These images were made purposely to illustrate the things we (inhabitants of Estonia) talk about every day, put an end to empty conversations and provide the facts visibly/graphically. In the hope of spectator’s healthy irony considerably revised logo of the company Welcome to Estonia was used in this work/project, on the design and development of which the country has spent over 13 million Estonian krones. It is worth noting, that directly wife of Toomas Hendrik Ilves (Estonian president), who at that time had surname Int-Lambot, was responsible for creation of Estonian national slogan for external utilization.