1. Die Liebe zu Marks & Spencers geht bei den Englaendern so weit, dass es eine Restaurantkette gibt mit dem simplen Namen “EAT”, in dem Marks & Spencers Sandwiches und Salate im Regal liegen, originalverpackt, man kann sie kaufen und gleich im Restaurant essen. Im Prinzip eine kosequente Weiterfuehrung des Flaschenbiergedanken, oder dieser Assi-Gaststaetten, wo man eine Dose bekommt, wenn man nach Coca-Cola gefragt hat.
2. Apropos Kochen. Nach Jahren der Fastfood Kultur und Dank Jamie Oliver sind die Kochsendungen die beliebtesten Sendungen im Fernsehen. Heulende Hausfrauen, die nicht mal ein Ruehrei bereiten konnten, stellen am Ende der Sendung ein 4-Gaenge Menue zusammen und behaupten, dass das ihr Selbstwertgefuehl gesteigert hat. Ehemann gluecklich, Kinder gluecklich, der sich von den Ueberresten ernaehrende Hund eher ungluecklich. Aber fuer ihn gibt es ja Victoria, die Hundequeen. Mehr ueber sie irgendwann mal spaeter.
3. Warum gibt es in Deutschland eigentlich keine Fernsehserien oder Kinofilme ueber BND, MAD oder Verfassungsschutz? Immer wenn diese Dienste im Fernsehen auftretten, sind die Personen entweder extrem Gute oder extrem Schlechte, aber auf jeden Fall so geheimnissumwittert, dass man selten ueberhaupt mal einen Agenten vor die Kamera bekommt, es heisst immer nur: “Diese Information kommt direkt aus Pullach” und alle verdrehen wissend die Augen. Von James Bond mal abgesehen, gibt es hier eine Kultserie namens Spooks, wenn man sie nicht angeschaut hat, kann man am naechsten Morgen im Buero nicht mitreden. Es geht um Agenten von MI5 (fuer die Unwissenden: MI5 ist Innengeheimdienst, MI6 der Auslandsgeheimdienst), die relativ bedrohliche Szenarien mitten in London bewaeltigen muessen. Wenn es darum geht, dass die Umweltterroristen (gibt es inzwischen wohl auch) die Ueberflutungsschutzanlagen besetzt haben und in wenigen Studen halb London metertief im Wasser stehen wird, ueberlegt man sich schon wie weit man von der Themse entfernt wohnt. Das entsprechende Szenario fuer Deutschland waere es wie Alkoholgegner-Terroristen (wird es bestimmt auch welche geben) drohen wuerden Polonium 210 in die Wasserversorgung von Hofbraeuhaus zu kippen. Die tapferen Verfassungsschutzer pressen unter Einsatz von Folter und Volksmusik den Versteck des Giftes heraus, doch beim Ausheben des Verstecks bekommt einer einen Niesanfall, Pulver wirbelt auf, alle werden kontaminiert und im Anfall von Balkan-Krieg bedingtem posttraumatischen Stressyndrom schuetet ein BND-Mitarbeiter das Zeug selbst in die Wasserversorgung des Hofbraeuhauses. Bangevolle Stunden vergehen, alle warten, ob ihnen die Haare ausfallen und sie sich erbrechen. Mindestens zwei Agenten haben den Apokalypse-Sex. Endlich kommt die Nachricht aus dem Pullach-Labor, dass der Informant ein Doppelagent war und es gar nicht die Alkoholgegner-Terroristen waren, sondern ehmalige Love-Parade Geschaedigte und das Zeug nicht Polonium210, sondern Extasy. Zum Glueck wird das Bier direkt zum Oktoberfest ausgeliefert, so merkt am Ende keiner was, am wenigsten die unfreiwilligen Konsumenten. Alle sind high und gluecklich. Happy End.
4. Wiedermal ein Fall fuer die deutsche Paragrafenreiterei: Ich moechte meinen Mitbewohner mit der bayerischen Kueche bekannt machen, also kaufe ich 100ml suessen Senf und eine Konservendose mit Weisswuersten. Den suessen Senf kann ich durch die Sicherheitskontrolle am Flughafen bringen, die Wuerstchen werden konfisziert, weil da wahrscheinlich mehr als 100ml Fluessigkeit befinden. Ohne Messer oder Dosenoeffner kriege ich die Dose gar nicht auf, aber das ist egal. Befehl ist Befehl. Eine kleinere, aber im Verhaeltnis teuerere Dose bekomme ich im Duty-free Shop. Ich warte, bis ein Feuerspucker mit im Duty-free Shop eingekauften Whiskey und geschmuggelten Streichhoelzern einen schoenen Brand im Flugzeug veranstaltet, oder einfach ein Molotov-Cocktail bastelt.
5. Wie locker sind dagegen die Englaender, die anstatt MINDESTHALTBARKEITSDATUM in etwa so was schreiben: If you can resist the desire to eat this yummi pizza immidiately, you can put it in a freeezer till... Dafuer versuchen sie selbst auf einer Chipsverpackung zu erklaeren, wie Chips unter Umstaenden gut fuer die Gesundheit sein koennen
6. Gestern habe ich etwas unglaeubig geschaut, als um das Firmengebaeude ein Mann mit einem Falken auf dem Arm rumspazierte. Mit wurde erklaert, das ist der Taubenjaeger. Darauf ist mir eingefallen, dass ich wirklich kaum eine Taube in England gesehen habe, nicht mal am Trafalgar Square, wo sie frueher einem auf den Kopf gesetzt haben. Scheint wirksam zu sein.
7. Die Briten sind unuebertroffen in Bush-Bashing. Gestern kam eine Doku namens "638 ways to kill Fidel Castro", ueber alle Versuche Fidel zu ermorden. Gleich am Anfang kam ein Ausschnitt aus der beruehmten Bush-Rede: "Everyone who gives a home to terrorists, is a terrorist, simple as that". Daraufhin wurden Exil-Kubaner gezeigt, die Photos von sich selbst mit Bush senior und Jeb Bush (dem Bruder und Gouverneur von Florida (meiner Meinung nach der naechste Praesident von USA)) zeigen und dabei prahlen, wie sie Befehle gaben, Bomben in zivile kubanische Flugzeuge zu plazieren oder kubanische Hotels in die Luft zu jagen. Selbst als sie gefragt wurden, ob sie Terroristen seien, haben sie nicht "Nein" gesagt. Tja, Mr. Bush, simple as that.
Zum Schluss noch ein Witz, stammt von meiner Freundin: "Was sagt eine Meck-Pom Mutter, die nach ihrem Sohn sucht?"
"Ich werde mal nach dem Rechten schauen"
Donnerstag, November 30, 2006
Freitag, November 24, 2006
Ein Agent Ihrer Majestaet Special
Am Wochenende habe ich doch geschafft, mir den neuen Bond-Film anzuschauen. Mir hat er ganz gut gefallen, weil er nicht so abgehoben ist, wie die alle anderen Bond-Filme, in denen der Boesewicht mindestens so viel Geld haben muss, wie das Bruttosozialprodukt 50 der aermsten Laender zusammengenommen, und es mindestens um die Weltherrschaft geht. Der Boesewicht im neuen Film hat erheblich weniger Ambitionen, ihm reicht es schon laeppische 100 Mio zurueckzuholen, die er an der Boerse verloeren hat, ein Anliegen, das von jedem verstanden wird, der im Jahre 2000 an der Boerse investestiert hat. Doch komme ich nicht umhin eine Kritik zu uebersetzen, die ich auf lenta.ru gelesen habe, einer der boesesten Verrisse aller Zeiten:
"Casino Akkordeon"
Martin Campbell tat alles, damit Bond nicht mehr zurueckkehrt
Also, er ist zurueck. Auf dieses Ereignis haben sogar die gewartet, bei denen die Phrase "Mein Name ist Bond, James Bond" kein Laecheln hervorruft, keinen leichten Adrenalin-Stoss, nicht mal eine Ansammlung von Galle. Haben gewartet, weil das nicht nur ein Film ist ueber den Agenten im Dienste ihrer Majestaet sei, doch weil es ein ganz anderer Bond ist. So anders, dass man von ihm alles erwarten konnte. Zum Beispiel die Reanimierung einer der beruehmtesten Kinoreihen. Jetzt ist das Warten vorbei.
Zuerst kurz ueber die Mitwirkenden.
Zweitrangige Mitwirkende:
1. Viel saufender blauaeugiger Blondin unbestimmter Herkunft und Alters, zutraulich und simpel wie die Towerbridge.
2. Schwarze mit japanischen Schwertern, Schwarze mit viel Geld, Afroamerikaner aus Langley, die alles obenaufgefuehrte haben, aber kein Talent zum Kartenspielen.
3. Das grosse britische Empire repraesentiert durch den Agent “M”.
4. Ein blutige Traenen weinende Person, die viel Geld bei allen geliehen hat, sie an der Boerse verlor und alle Personen hasst, die oben aufgefuehrt wurden
5. Fraeulein mit ausgezeichneter Statur und Ausschnitt, ihrer Kosmetik und Frisur nach ist es nicht schwer zu urteilen, dass sie vor ein paar Jahren Handschuhe aus nachgemachtem Kunstleder in einem Shop bei Bahnhof Paddington vertickt hat
6. Ein zweites Fraeulein mit nicht weniger schoener Figur, das, so seltsam es auch scheint, kein Geld braucht, aber den atlethisch gebauten Koerper von Mister J.Bond
7. Einige Menschen, deren Teilnahme im Film sich auszeichnet durch ihre Schreie “Da ist er!”, “listen to me”, “keine Garantien” und Kraempfen ihrer Muskel sobald sie einen Tritt von Agent 007 bekommen haben.
Hauptmitwirkende:
1. Line-Up der neuesten Handies und Laptops einer sehr bekannten Firma. Im weiteren einfach Gadgets genannt.
2. Aston Martin DBS (obwohl er nur fuer wenige Sekunden erscheint)
3. Coctail "Vesper"
Nun ueber die Handlung:
Regisseur Martin Campbell, der schon einmal James Bond aus der Vergessenheit mit “Golden Eye” rausgeholt hat, wollte ganz klar nicht den austretenen Pfaden folgen. Vor 10 Jahren hatte er eine aehnliche Aufgabe, neues Leben in den Epos einhauchen und dem verehrtem Publikum einen neuen Agenten 007 vorstellen, dargestellt von Pierce Brosnan. Diese Aufgabe hat er hervorragend geloest, die Kritiker haben applaudiert, das Publikum gab das Geld fuer die Eintrittskarten, ein glattgebuegelter und wie im Smoking, mit einer “Walter” in der Hand geborener Bond zwinkerte schlau von den Werbeflaechen. Seitdem wurde Campbell als Reserve gehalten und filmte noch einige gute Filme wie Die Maske Zorros und "Vertical Limits". Er wusste, dass die Stunde kommt und die Besitzer der Filmreihe werden sich unbedingt an ihn erinnern, wenn Bond das naechste Mal ein neues Gesicht brauchen wird.
Die Nachricht, dass der britische Schauspieler Daniel Craig der neue Bond sein wird, hat nicht weniger Verwunderung ausgeloest als seinerzeit die Vorstellelung von Peter Jackson als Regisseur von Herr der Ringe. Wie kann dieser eher dramaturgischer Schauspieler mit dem Aussehen des Fahrers eines Schneepflugs einen Aristokraten spielen, der weiss was herauskommt, wenn man drei Einheiten Gin “Gordon”, eine Einheit Vodka und halbe Einheit des franzoesischen Apperetifs “Lillet” zusammenmischt? Aber, angesichts der fehlerhaften Vorurteile ueber Jackson, hielt sich die Allgemeinheit in Erwartung von etwas absolut nicht Dagewesenem zurueck. So musste Campbell nicht nur den vorher nicht gesehenen fruhen Bond zeigen, er musste auch viele seine seltsame Attitueden erklaeren, die zum ersten Mal in dem ersten Roman Flemmings ueber Agent 007 beschrieben wurden. Das Warten ist nun vorbei.
Es gab mal hochentwickelte Gadgets einer sehr bekannten Firma. Mit ihrer Hilfe konnte man nicht nur den genauen Aufenthaltsort eines schlechten blutweinenden Menschen auf dem Planeten Erde finden, man konnte sie sogar als GPS-Navigationssystem benutzen, als Fernbeidenung, als Datenbank und, ein schrecklicher Gedanke, man kann mit ihnen SMS schicken und nach Venedig telefonieren. Und was fuer Ruftoene haben sie?! Diesen, zum Beispiel, wenn eine Nachricht ankommt.
Gut, wenn diese Gadgets in die Haende von viel trinkenden Blondinen geraten, schlecht, wenn diese Dinge sich in Besitz von Jungs befinden, die nur daran denken irgendwas in die Luft zu jagen, nicht im Sinne des Terrorismus, Gott bewahre, nur im Sinne Akziencrashs an der Boerse. Aber von der anderen Seite, Gadgets sind weder gut noch schlecht, sie sehen in der Nahaufnahme gut aus, egal in wessen Haenden. Und jetzt in die Kamera, bitte schoen. Das waere eigentlich alles.
Das Werk von Campbell ist ein ausgezeichneter Werbeblock ueber 2 ½ Stunden Dauer mit unbedeutenden Handlungsakten, um die kinoschirmfuellende Huldigungen von verschiedenen Produkten miteinander zu verbinden. "Fahr mal mein Auto weg", - sagt einer der Mitwirkenden J.Bond und er faehrt es weg, so dass die Zuschauer ausfuehrlich ihre Marke und Fahreigenschaften begutachten koennen. “Und was fuer eine Uhr haben Sie?” - томно fragt dasselbe Fraeulein in Kriegsbemalung und undenkbarer Frisur. “Ja wie, ist doch klar welche” - antwortet Mr. Bond. Und so weiter.
Der Agent ihrer Majestaet ist muskuloeser geworden und erheblich volksnaher. Fuer die Witze J.Bonds, ueber die sich die Drehbuchautoren bestimmt koestlich amuesiert haben, sollte man dem Film einen besonderen Preis verleihen. Hier sind einige von ihnen:
1. “Schau mir in die Augen. Gib mir Geld”, - an das Fraeulein mit der Kriegsbemalung
2. “O, Du kennst bestimmt gut den Finger der MI6 Agenten”, - auch an sie
3. “Wofuer brauche ich Zeit? Die Arbeit ist getan, die Schlampe ist tot” – an seinen Arbeitgeber ueber die Frau, die ihm zweimal das Leben gerettet hat.
4. “Kratz mir mal dort, rechts, diese, na Du weisst schon was” – an den Hauptschurken
Und diese hervorragende Tricks und Zweikaempfe, die Bond nur wegen unglaublicher Zusammenfallen der Umstaende ueberlebt? Was ist nur der treibstoffverlierender Tanklastzug wert, der nicht explodiert, nicht mal Feuer faengt, nicht nur wegen der Schuesse, die auf ihn abgefeuert wurden, sondern auch von heissen reaktiven Auspuffgasen eines transatlantischen Flugliners? Nach dieser Vorstellung denkt man mit Wehmut an aehnliche Szenen aus “True Lies”, die viel aesthaetischer, ironischer waren und die den kuenftigen Gouvernoer Kaliforniens dem Bond viel aehnlicher machten, als der Bond selbst.
Wie bekannt, eine der Hauptsehenswuerdigkeiten der Bond-Filme sind immer die Frauen des liebestollen Agenten 007. Durch seine … Haende gingen die bekanntesten Hollywood-Schoenheiten, die eine lebhafte Anteilnahme bei der maennlichen Haelfte der Zuschauer hervorriefen und einen gesunden Hass der weiblichen Haelfte. Martin Campbell ging auch hier seinen Weg. Die Franzoesin Eva Green, die ausfuehrlich ihre koerperlichen Vorteile in "Dreamers" und viel bescheidener in "Kingdom of Heaven" demonstiert hat, erschien ihm aus wenigverstaendlichen Gruenden die passendste Kandidatin fuer die Rolle der ersten Passion von J. Bond. Solche Wahl kann man nur mit einem erklaeren – ein tiefdurchdachter Regiezug. Mister Bond, der kaum seine begehrten zwei Nullen bekam, war noch sehr wahlunerfahren in Frauen und war bereit auf ES zu glubschen, auch wenn es eine passende Statur hat. Tja, auf jeden Fall ist es jetzt verstaendlich, woher Bond so eine Verbrauchseinstellung zu Frauen hat.
So und jetzt ein Tropfen Wein im Bottich voll Essig.
So paradox es auch ist, manchmal ist Craig tatsaechlich Bond. Trotz der bluehenden Vorstellungskraft des Regissers, trotz monstroeser Dialoge und schrecklichem Produkt-Placement. Wenn er nicht schmolt und nicht Karten spielt. Er ist Bond, wenn er auf die Frage des Barkeepers “Geschuettelt oder geruehrt”, mit “Mir doch egal” antwortet. Er ist Bond, wenn er aus dem Handschuhfach diese “Walter” holt mit dem Schalldaempfer. Und auch die letzte Einstellung des Films, da ist er Bond, trotz blauer Augen und Gesichts des viel trinkenden Schneepflugfahrers.
Und, meine Damen und Herren, wie gut ist Judy Dench! Jedes Erscheinen von ihr ist ein kleines Fest fuer die, von Ansicht der Gadgets einer sehr bekannten Firma gequaelten Augen. Alleine wegen ihr lohnt sich die fuer den Film aufgewendeten Zeit und Geld.
Nun und zu guter Letzt. Jetzt ist es vollkommen klar, warum die Produzenten der Bond-Filme die Verfilmung der naechsten 22en Episode verschoben haben. Man braucht einen neuen Regisseur, der Bond den Charm und die Lebendigkeit eines Harry Tuckers aus “True Lies” verleihen kann.
Dem kann ich nur zwei Feststellungen hinzufuegen.
Ich wuerde zu gerne wissen wie Guenther von Hagen es geschafft hat, sich derartig in die Szene zu setzen. So viel Geld wie die sehr bekannte Firma kann er doch gar nicht haben und alleine wegen der exotischen Ausstellung wird doch auch nicht sein Poster gezeigt.
Alle Serben, die sich den Film angeschaut haben, muessen sich kraeftig in den Ellenbogen gebissen haben. Wie konnten sie nur so doof sein, und Montenegro sich abspalten lassen? Wenn naechstes Jahr nicht Millionen von Urlaubern nach Montenegro kommen, dann hat Kinowerbung ueberhaupt keine Wirkung auf die Zuschauer, so dass die sehr bekannte Firma sicherlich viel Geld verpulvert hat. Das es nicht so ist, duerfte klar sein.
"Casino Akkordeon"
Martin Campbell tat alles, damit Bond nicht mehr zurueckkehrt
Also, er ist zurueck. Auf dieses Ereignis haben sogar die gewartet, bei denen die Phrase "Mein Name ist Bond, James Bond" kein Laecheln hervorruft, keinen leichten Adrenalin-Stoss, nicht mal eine Ansammlung von Galle. Haben gewartet, weil das nicht nur ein Film ist ueber den Agenten im Dienste ihrer Majestaet sei, doch weil es ein ganz anderer Bond ist. So anders, dass man von ihm alles erwarten konnte. Zum Beispiel die Reanimierung einer der beruehmtesten Kinoreihen. Jetzt ist das Warten vorbei.
Zuerst kurz ueber die Mitwirkenden.
Zweitrangige Mitwirkende:
1. Viel saufender blauaeugiger Blondin unbestimmter Herkunft und Alters, zutraulich und simpel wie die Towerbridge.
2. Schwarze mit japanischen Schwertern, Schwarze mit viel Geld, Afroamerikaner aus Langley, die alles obenaufgefuehrte haben, aber kein Talent zum Kartenspielen.
3. Das grosse britische Empire repraesentiert durch den Agent “M”.
4. Ein blutige Traenen weinende Person, die viel Geld bei allen geliehen hat, sie an der Boerse verlor und alle Personen hasst, die oben aufgefuehrt wurden
5. Fraeulein mit ausgezeichneter Statur und Ausschnitt, ihrer Kosmetik und Frisur nach ist es nicht schwer zu urteilen, dass sie vor ein paar Jahren Handschuhe aus nachgemachtem Kunstleder in einem Shop bei Bahnhof Paddington vertickt hat
6. Ein zweites Fraeulein mit nicht weniger schoener Figur, das, so seltsam es auch scheint, kein Geld braucht, aber den atlethisch gebauten Koerper von Mister J.Bond
7. Einige Menschen, deren Teilnahme im Film sich auszeichnet durch ihre Schreie “Da ist er!”, “listen to me”, “keine Garantien” und Kraempfen ihrer Muskel sobald sie einen Tritt von Agent 007 bekommen haben.
Hauptmitwirkende:
1. Line-Up der neuesten Handies und Laptops einer sehr bekannten Firma. Im weiteren einfach Gadgets genannt.
2. Aston Martin DBS (obwohl er nur fuer wenige Sekunden erscheint)
3. Coctail "Vesper"
Nun ueber die Handlung:
Regisseur Martin Campbell, der schon einmal James Bond aus der Vergessenheit mit “Golden Eye” rausgeholt hat, wollte ganz klar nicht den austretenen Pfaden folgen. Vor 10 Jahren hatte er eine aehnliche Aufgabe, neues Leben in den Epos einhauchen und dem verehrtem Publikum einen neuen Agenten 007 vorstellen, dargestellt von Pierce Brosnan. Diese Aufgabe hat er hervorragend geloest, die Kritiker haben applaudiert, das Publikum gab das Geld fuer die Eintrittskarten, ein glattgebuegelter und wie im Smoking, mit einer “Walter” in der Hand geborener Bond zwinkerte schlau von den Werbeflaechen. Seitdem wurde Campbell als Reserve gehalten und filmte noch einige gute Filme wie Die Maske Zorros und "Vertical Limits". Er wusste, dass die Stunde kommt und die Besitzer der Filmreihe werden sich unbedingt an ihn erinnern, wenn Bond das naechste Mal ein neues Gesicht brauchen wird.
Die Nachricht, dass der britische Schauspieler Daniel Craig der neue Bond sein wird, hat nicht weniger Verwunderung ausgeloest als seinerzeit die Vorstellelung von Peter Jackson als Regisseur von Herr der Ringe. Wie kann dieser eher dramaturgischer Schauspieler mit dem Aussehen des Fahrers eines Schneepflugs einen Aristokraten spielen, der weiss was herauskommt, wenn man drei Einheiten Gin “Gordon”, eine Einheit Vodka und halbe Einheit des franzoesischen Apperetifs “Lillet” zusammenmischt? Aber, angesichts der fehlerhaften Vorurteile ueber Jackson, hielt sich die Allgemeinheit in Erwartung von etwas absolut nicht Dagewesenem zurueck. So musste Campbell nicht nur den vorher nicht gesehenen fruhen Bond zeigen, er musste auch viele seine seltsame Attitueden erklaeren, die zum ersten Mal in dem ersten Roman Flemmings ueber Agent 007 beschrieben wurden. Das Warten ist nun vorbei.
Es gab mal hochentwickelte Gadgets einer sehr bekannten Firma. Mit ihrer Hilfe konnte man nicht nur den genauen Aufenthaltsort eines schlechten blutweinenden Menschen auf dem Planeten Erde finden, man konnte sie sogar als GPS-Navigationssystem benutzen, als Fernbeidenung, als Datenbank und, ein schrecklicher Gedanke, man kann mit ihnen SMS schicken und nach Venedig telefonieren. Und was fuer Ruftoene haben sie?! Diesen, zum Beispiel, wenn eine Nachricht ankommt.
Gut, wenn diese Gadgets in die Haende von viel trinkenden Blondinen geraten, schlecht, wenn diese Dinge sich in Besitz von Jungs befinden, die nur daran denken irgendwas in die Luft zu jagen, nicht im Sinne des Terrorismus, Gott bewahre, nur im Sinne Akziencrashs an der Boerse. Aber von der anderen Seite, Gadgets sind weder gut noch schlecht, sie sehen in der Nahaufnahme gut aus, egal in wessen Haenden. Und jetzt in die Kamera, bitte schoen. Das waere eigentlich alles.
Das Werk von Campbell ist ein ausgezeichneter Werbeblock ueber 2 ½ Stunden Dauer mit unbedeutenden Handlungsakten, um die kinoschirmfuellende Huldigungen von verschiedenen Produkten miteinander zu verbinden. "Fahr mal mein Auto weg", - sagt einer der Mitwirkenden J.Bond und er faehrt es weg, so dass die Zuschauer ausfuehrlich ihre Marke und Fahreigenschaften begutachten koennen. “Und was fuer eine Uhr haben Sie?” - томно fragt dasselbe Fraeulein in Kriegsbemalung und undenkbarer Frisur. “Ja wie, ist doch klar welche” - antwortet Mr. Bond. Und so weiter.
Der Agent ihrer Majestaet ist muskuloeser geworden und erheblich volksnaher. Fuer die Witze J.Bonds, ueber die sich die Drehbuchautoren bestimmt koestlich amuesiert haben, sollte man dem Film einen besonderen Preis verleihen. Hier sind einige von ihnen:
1. “Schau mir in die Augen. Gib mir Geld”, - an das Fraeulein mit der Kriegsbemalung
2. “O, Du kennst bestimmt gut den Finger der MI6 Agenten”, - auch an sie
3. “Wofuer brauche ich Zeit? Die Arbeit ist getan, die Schlampe ist tot” – an seinen Arbeitgeber ueber die Frau, die ihm zweimal das Leben gerettet hat.
4. “Kratz mir mal dort, rechts, diese, na Du weisst schon was” – an den Hauptschurken
Und diese hervorragende Tricks und Zweikaempfe, die Bond nur wegen unglaublicher Zusammenfallen der Umstaende ueberlebt? Was ist nur der treibstoffverlierender Tanklastzug wert, der nicht explodiert, nicht mal Feuer faengt, nicht nur wegen der Schuesse, die auf ihn abgefeuert wurden, sondern auch von heissen reaktiven Auspuffgasen eines transatlantischen Flugliners? Nach dieser Vorstellung denkt man mit Wehmut an aehnliche Szenen aus “True Lies”, die viel aesthaetischer, ironischer waren und die den kuenftigen Gouvernoer Kaliforniens dem Bond viel aehnlicher machten, als der Bond selbst.
Wie bekannt, eine der Hauptsehenswuerdigkeiten der Bond-Filme sind immer die Frauen des liebestollen Agenten 007. Durch seine … Haende gingen die bekanntesten Hollywood-Schoenheiten, die eine lebhafte Anteilnahme bei der maennlichen Haelfte der Zuschauer hervorriefen und einen gesunden Hass der weiblichen Haelfte. Martin Campbell ging auch hier seinen Weg. Die Franzoesin Eva Green, die ausfuehrlich ihre koerperlichen Vorteile in "Dreamers" und viel bescheidener in "Kingdom of Heaven" demonstiert hat, erschien ihm aus wenigverstaendlichen Gruenden die passendste Kandidatin fuer die Rolle der ersten Passion von J. Bond. Solche Wahl kann man nur mit einem erklaeren – ein tiefdurchdachter Regiezug. Mister Bond, der kaum seine begehrten zwei Nullen bekam, war noch sehr wahlunerfahren in Frauen und war bereit auf ES zu glubschen, auch wenn es eine passende Statur hat. Tja, auf jeden Fall ist es jetzt verstaendlich, woher Bond so eine Verbrauchseinstellung zu Frauen hat.
So und jetzt ein Tropfen Wein im Bottich voll Essig.
So paradox es auch ist, manchmal ist Craig tatsaechlich Bond. Trotz der bluehenden Vorstellungskraft des Regissers, trotz monstroeser Dialoge und schrecklichem Produkt-Placement. Wenn er nicht schmolt und nicht Karten spielt. Er ist Bond, wenn er auf die Frage des Barkeepers “Geschuettelt oder geruehrt”, mit “Mir doch egal” antwortet. Er ist Bond, wenn er aus dem Handschuhfach diese “Walter” holt mit dem Schalldaempfer. Und auch die letzte Einstellung des Films, da ist er Bond, trotz blauer Augen und Gesichts des viel trinkenden Schneepflugfahrers.
Und, meine Damen und Herren, wie gut ist Judy Dench! Jedes Erscheinen von ihr ist ein kleines Fest fuer die, von Ansicht der Gadgets einer sehr bekannten Firma gequaelten Augen. Alleine wegen ihr lohnt sich die fuer den Film aufgewendeten Zeit und Geld.
Nun und zu guter Letzt. Jetzt ist es vollkommen klar, warum die Produzenten der Bond-Filme die Verfilmung der naechsten 22en Episode verschoben haben. Man braucht einen neuen Regisseur, der Bond den Charm und die Lebendigkeit eines Harry Tuckers aus “True Lies” verleihen kann.
Dem kann ich nur zwei Feststellungen hinzufuegen.
Ich wuerde zu gerne wissen wie Guenther von Hagen es geschafft hat, sich derartig in die Szene zu setzen. So viel Geld wie die sehr bekannte Firma kann er doch gar nicht haben und alleine wegen der exotischen Ausstellung wird doch auch nicht sein Poster gezeigt.
Alle Serben, die sich den Film angeschaut haben, muessen sich kraeftig in den Ellenbogen gebissen haben. Wie konnten sie nur so doof sein, und Montenegro sich abspalten lassen? Wenn naechstes Jahr nicht Millionen von Urlaubern nach Montenegro kommen, dann hat Kinowerbung ueberhaupt keine Wirkung auf die Zuschauer, so dass die sehr bekannte Firma sicherlich viel Geld verpulvert hat. Das es nicht so ist, duerfte klar sein.
Sonntag, November 19, 2006
Siebte Woche England
1. Willkommen zum naechsten Wettbewerb. Nachdem ich Woche fuer Woche Euch meine Erlebnisse in England berichte, jetzt seid ihr dran. Schreibt mal eine kurze Geschichte ueber Grossbritanien oder Irland, was Euch da interessantes passiert ist. Der Veroeffentlichungsschluss ist Ende des Jahres, der/die Gewinner/in werden in hoechst parteiischer Abstimmung von mir persoenlich ausgewaehlt. Der Hauptpreis ist ein Buch mit dem bezeichnenden Namen "is It Just Me or Is Everything Shit? - The Encyclopedia of Modern Life", von zwei britischen Misanthropen geschrieben. Es geht hauptsaechlich um moderne britische Kultur, aber Deutschland hat so ein Buch auch dringend noetig.
2. Gestern war ich im Londoner Sciene Museum, also die britische Variante vom Deuschen Museum in Muenchen. Der Eintritt ist kostenlos, was kostet nochmal eine Famlienkarte im Deutschen Museum? Es ist vielleicht nicht ganz so gross, wenn man frueh genug aufsteht, koennte man es schaffen alles anzuschauen, aber darum geht es nicht. Worum es geht, ist die Art der Wissensvermittlung. Es gibt keine Abteilung Physik oder Chemie, es gibt eine Abteilung, die heisst Materials. Es wird ganz praxisnah vorgefuehrt, was es fuer Materialien gibt, was fuer Eigenschaften sie haben, wozu sie benutzt werden, wie man sie erkennt, wie man sie recycelt. Also auch Chemie, aber mit ganz anderem Ansatz. Oder faecheruebergreifende Ausstellungen ueber die Identitaet eines Menschen, was ein Individuum ausmacht, angefangenen von seinen Genen, ueber Psychologie, bis zur Physiologie. Alles ist auch viel kindergerechter aufbereitet, damit auch die Juengeren einen Zugang zur Wissenschaft bekommen. Dass Wissensvermittlung auch anders geht, und man nicht ein Doktor sein muss, um Wissenschaft zu betreiben, zeigt ganz gut die Sendung Braniacs (gibt es auch in Deutschland). Natuerlich ist sie doof, wie sonst was, aber sie ruft zum Mitmachen auf, darum die Fragen praktisch zu beantworten, die man sich stellt und so selbst Wissenschaft zu betreiben. Etwas was die Wissenschaftssendungen in Deutschland einem nie vermitteln. Man muss mindestens ein Doktor sein, um dort auftreten zu duerfen und in populaer-wissenschaftlicher Sprache erklaeren, warum die Zeit in einem schwarzen Loch stehen bleibt (das war jetzt eine unbeabsichtigte Breitseite gegen Loesch, ist nicht so gemeint, schwarze Loecher kann man mit Kuechentisch-Experimenten nicht ueberpruefen, das sehe ich ein).
3. Eigentlich habe ich mit der Idee gespielt, mir den neuesten Bond anzusehen (wenn nicht hier, wo sonst?). Aber aus irgendeinem Grund gab es in ganz Zentral-London nur ein Kino, wo der Film gezeigt wurde und natuerlich waren beide Vorstellungen ausverkauft. Alle anderen Kinos haben nur Borat gezeigt (der Typ ist sooo eklig, besonders in Ueberlebensgroesse nackt mit dem neon-Schwanzhalter). Was ich mit Verwunderung feststelle, dass in Alternativkinos der deutsche Film ganz gut repraesentiert ist. Gerade werden "Antikoerper" und "Requiem" gezeigt (Werbung fuer "Requiem": Exorcism of Emily Rose for the thinking man). Man kann DVDs von "Der Untergang" (ok, kein Wunder, wenn man die Fixierung der Briten auf den 2. Weltkrieg kennt), "Goodbye Lenin" (ok, der Film war ueberall ein Erfolg), "Die fetten Jahre sind vorbei" und einige andere kaufen. Gerade faellt mir auf, dass ich von allen diesen Filmen nur "Goodbye Lenin" gesehen habe. Muss mir oefters deutsche Produktionen anschauen.
4. Das Verhaeltnis zwischen den Englaendern und den Franzosen ist schon sehr eigenartig. Einerseits gibt es hier Franzosen, wie das sprichwoertliche Sand am Meer, alleine bei mir im Office mind. 3 und es gibt wohl ganze Londoner Viertel, die von Franzosen bewohnt werden (laut meinem Mitbewohner South Kensington, weshab man dort gut essen kann). Andererseits sind Franzosen Objekte von unzaehligen Witzen und Gemeinheiten: Warum gibt es den Citroen-Spot mit Sean Connery in Originalsprache: Weil Sean Connery die ganze Zeit Shitroen gesagt haben soll. Originalzitat Braniacs: We are going to destroy that car, because it's old, it's ugly and it's French. Ueber die schwulen franzoesischen Ritter bei Monty Python rede ich erst gar nicht.
2. Gestern war ich im Londoner Sciene Museum, also die britische Variante vom Deuschen Museum in Muenchen. Der Eintritt ist kostenlos, was kostet nochmal eine Famlienkarte im Deutschen Museum? Es ist vielleicht nicht ganz so gross, wenn man frueh genug aufsteht, koennte man es schaffen alles anzuschauen, aber darum geht es nicht. Worum es geht, ist die Art der Wissensvermittlung. Es gibt keine Abteilung Physik oder Chemie, es gibt eine Abteilung, die heisst Materials. Es wird ganz praxisnah vorgefuehrt, was es fuer Materialien gibt, was fuer Eigenschaften sie haben, wozu sie benutzt werden, wie man sie erkennt, wie man sie recycelt. Also auch Chemie, aber mit ganz anderem Ansatz. Oder faecheruebergreifende Ausstellungen ueber die Identitaet eines Menschen, was ein Individuum ausmacht, angefangenen von seinen Genen, ueber Psychologie, bis zur Physiologie. Alles ist auch viel kindergerechter aufbereitet, damit auch die Juengeren einen Zugang zur Wissenschaft bekommen. Dass Wissensvermittlung auch anders geht, und man nicht ein Doktor sein muss, um Wissenschaft zu betreiben, zeigt ganz gut die Sendung Braniacs (gibt es auch in Deutschland). Natuerlich ist sie doof, wie sonst was, aber sie ruft zum Mitmachen auf, darum die Fragen praktisch zu beantworten, die man sich stellt und so selbst Wissenschaft zu betreiben. Etwas was die Wissenschaftssendungen in Deutschland einem nie vermitteln. Man muss mindestens ein Doktor sein, um dort auftreten zu duerfen und in populaer-wissenschaftlicher Sprache erklaeren, warum die Zeit in einem schwarzen Loch stehen bleibt (das war jetzt eine unbeabsichtigte Breitseite gegen Loesch, ist nicht so gemeint, schwarze Loecher kann man mit Kuechentisch-Experimenten nicht ueberpruefen, das sehe ich ein).
3. Eigentlich habe ich mit der Idee gespielt, mir den neuesten Bond anzusehen (wenn nicht hier, wo sonst?). Aber aus irgendeinem Grund gab es in ganz Zentral-London nur ein Kino, wo der Film gezeigt wurde und natuerlich waren beide Vorstellungen ausverkauft. Alle anderen Kinos haben nur Borat gezeigt (der Typ ist sooo eklig, besonders in Ueberlebensgroesse nackt mit dem neon-Schwanzhalter). Was ich mit Verwunderung feststelle, dass in Alternativkinos der deutsche Film ganz gut repraesentiert ist. Gerade werden "Antikoerper" und "Requiem" gezeigt (Werbung fuer "Requiem": Exorcism of Emily Rose for the thinking man). Man kann DVDs von "Der Untergang" (ok, kein Wunder, wenn man die Fixierung der Briten auf den 2. Weltkrieg kennt), "Goodbye Lenin" (ok, der Film war ueberall ein Erfolg), "Die fetten Jahre sind vorbei" und einige andere kaufen. Gerade faellt mir auf, dass ich von allen diesen Filmen nur "Goodbye Lenin" gesehen habe. Muss mir oefters deutsche Produktionen anschauen.
4. Das Verhaeltnis zwischen den Englaendern und den Franzosen ist schon sehr eigenartig. Einerseits gibt es hier Franzosen, wie das sprichwoertliche Sand am Meer, alleine bei mir im Office mind. 3 und es gibt wohl ganze Londoner Viertel, die von Franzosen bewohnt werden (laut meinem Mitbewohner South Kensington, weshab man dort gut essen kann). Andererseits sind Franzosen Objekte von unzaehligen Witzen und Gemeinheiten: Warum gibt es den Citroen-Spot mit Sean Connery in Originalsprache: Weil Sean Connery die ganze Zeit Shitroen gesagt haben soll. Originalzitat Braniacs: We are going to destroy that car, because it's old, it's ugly and it's French. Ueber die schwulen franzoesischen Ritter bei Monty Python rede ich erst gar nicht.
Dienstag, November 14, 2006
Sechste Woche England
1. Ich habe die englische Kleiderordnung immer noch nicht verstanden. Neben dem Unterschied zwischen casual Friday und dem Rest der Arbeitswoche gibt es noch feine Nuancen, ob man so fein angezogen ist, dass man einen Kunden erwartet, oder einen normalen Tag hat. Wenn man diese Grauzone nicht beachtet, wird man immer noch gefragt, warum man sich so verkleidet hat, obwohl man nicht viel anders aussieht wie sonst auch. Vieleicht ist es auch so, dass man am Montag am besten angekleidet kommt und das nimmt im Verlauf der Woche ab, aehnlich wie die Motivation.
2. Eine Sendng die unbedingt ins deutsche Fernsehen gehoert, nennt sich Look-a-Like, aehnlich wie "Vorsicht Kamera", aber hier veraeppeln Doppelgaenger von beruehmten Personen normale Leute. Wenn der Sven-Goran Persson (englischer Fussballnationaltrainer) vor Augen eines Hotelmitarbeiters einen Voodoo-Doktor bestellt und auch den Mitarbeiter bittet gegenerische Puppen mit Naegeln zu bearbeiten, bleibt kein Auge trocken. Oder wenn Camilla im Pub zum ersten Mal Eier und Wuerstchen kocht.
3. Eine weitere interessante Sendung ist Mashed Hits. Da werden ausschliesslich Musikvideos gezeigt, die aus Zusammenschnitt anderer beruehmter Hits entstanden. Für mich beinhalten diese Werke so viele Aussagen, dass ich sie zu einer neuen Kunstrichtung erklaere. Das ist weitaus mehr als ein Remix, in dem man ein Lied neu arrangiert, es ist mehr als Cover, weil man mit Originalinhalten arbeitet, die Kuenstler der Ursprungslieder ausdruecklich erwaehnt und mit deren Musikvideos arbeitet, es ist eher eine Kollage mit modernen Mitteln, eine Dekomposition und wieder Neuzusammenstellung, so dass aus mehreren alten vertrauten Quellen etwas vollkommen Neues entsteht. Es ist ein Crossover der extremen Form. Da werden Destiny's Child mit "Smelling like Teen Spirit" von Nirvana unterlegt, Madonna singt ihr "Ray of Light" zu Riffs von Sex Pistols, also Kombinationen, die eigentlich gar nicht gehen, sowohl musikalisch, als auch von dem, was die Musiker ursprünglich representiert haben. Die Ergebnisse klingen leicht schraeg, erreichen aber eine unheimliche Sound-Dichte. Und natürlich ist es eine offene Kriegserklaerung an die Rechteinhaber, denn zumindest am Anfang hat es die Remixer ueberhaupt nicht gekuemmert, wer nun die Rechte an dem Urspungsmaterial hat, die Ergebnisse wurden anonym im Internet veroeffentlicht. Allein die Idee, dass man eigentlich perfekte Ergebnisse als Ausgangsbasis fuer etwas Neues nehmen kann, widerspricht saemtlichen Copyright, Patent und Intellectual Property Bemuehungen der Industrie (darunter verstehe ich jegliche Industriezweige, die mit geistigen Inhalten arbeiten). Und es ist ein Statement an die Jugendkulturen der Vergangenheit. It's only music, stupid. Man kann alles in einen Topf schmeissen, Grunge und Latino, Gangsta-Rap und Indian-Dance, Punk und Pop, es ist egal, für was diese Musik ursprünglich stand, welche Bewegung sich damit identifiziert hat. In der Zeit der freien Informationsverbreitung und Kommunikation, dem unbeschränktem Zugang und Vervielfältigungsmöglichkeiten zu und von sämtlichen musikalischen Werken, die in digitaler Form veröffentlicht wurden, ist es nahezu sektiererisch sich nur einer Musikrichtung zu verpflichten, es lebe die Vielfalt der Meinungen und Stile, die einander nur bereichern koennen. Genau dasselbe ist auch dem Rest der Gesellschaft zu wünschen, nicht nur seine Meinung stur zu vertreten, sondern auch für andere Meinungen offen zu sein und aus einem Mix von Ideen etwas Neues, Besseres erschaffen. Ob unsere politische Form mit strikten Pateientrennung dafuer die geeignete Plattform darstellt, wage ich zu bezweifeln, aber das ist schon ein anderes Thema.
4. Heute war ich in Bournemouth am Meer. Ist ein sehr nettes Kurort mit schoenen Straenden und Cliffs über ihnen. Sehr suess sind die Standhauschen, das sind wirklich kleine aneinandergereihte Huetten natuerlich mit verschiedenfarbenen Tueren, in denen man sitzen kann und aufs Meer schauen. Sozusagen ein Strandkorb in XL. Sogar ausserhalb der Season ist da einiges an Leben, es gibt ein Nachtleben und gerade heute hat My Chemical Romance gespielt. Ich kenne zwar nicht so viel von ihnen, aber die letzte Single hat schon was Queen-aehnliches, sehr bombastisch und wird sicherlich eine Hymne fuer alle schwarz-angezogene HIM-liebende Leute. Ich haette eine Karte kaufen koennen, aber die Vernunft hat leider gesiegt, bin doch nach Bracknell zurueckgefahren.
5. Ebenso war heute der Remembrance Day oder der Poppy Day. Mit meiner Vermutung ueber den Gesellschaftszwang lag ich goldrichtig, habe heute in The Independent eine Diskussion ueber einen Nachrichtensprecher gelesen, der sich geweigert hat einen Poppy anzuheften. Und fuer die linke friedfertige Bevoelkerung gibt es die Mohnblume auch in weiss. Natuerlich gab es auch eine Uebertragung aus dem Albert-Hall, wo die zentralen Festivitaeten stattgefunden haben. Soviel Pathos habe ich zum letzten Mal in Kazan empfunden, als Putin dem russischen Volk ein froehes neues Jahr gewuenscht hat. Hier wurde nichts ausgelassen, Kinder von Soldaten waren da, Machete-schwingende Guptas, die Kriegstaenze aufgefuehrt haben, Militaerorchester, der Militarmusik mit Latino-Rhythmen kreutzte (Gewehr bei Fuss! Cocktail in die Hand!), der oberste Bischof der anglikanischen Kirche, der beinamputierte George-Cross Traeger, Einblendungen aus Irak und natuerlich die Koenigsfamilie, die mit militaerischen Ehren verabschiedet wurde. In Deutschland ist so was komplett undenkbar, die Frage, die sich stellt, braucht man das ueberhaupt, ich sage aber da: "Ja, eine Nation muss sich selbst feiern, um sich zu beweisen, dass man eine ist und das es gut ist zu ihr zu gehoeren und man bereit ist, was fuer sie zu opfern, muss ja nicht gleich das eigene Leben sein." Und wie noetig es Deutschland hat sich selbst zu feiern hat man ja waehrend der Fussballweltmeisterschaft gesehen, wo man ueber sich selbst gewundert hat und sich wuenschte, dass diese Stimmung nie vorbeigehen moege. Aber jeder Versuch aus Deutschland eine stolze Nation zu machen ist bisher klaeglich gescheitert. Man hat versucht die Truemmerfrauen und die Arbeiter der Aufbaujahre zur Helden zu stillisieren, die Weltmeister von 1956, man stellte Buecher zusammen, in denen genaustens aufgezaehlt wurde, warum man auf Deutschland stolz sein sollte, man hat versucht die Bevoelkerung mit den Helden der Gegenwart zu identifizieren ("Du bist Deutschland"), alles war nett gemeint, ist aber klaeglich gescheitert. Gescheitert am Widerstand der "kritischen" Presse, der "kritischen" linken Szene, an denen, die immer noch Angst vor der Wiederholung des Dritten Reiches haben. Es gibt sie aber, die Geschichte, auf die man sehr wohl stolz sein kann und auf die man sich beziehen kann, ohne gleich in die rechte Ecke abgeschoben zu werden, nur ist das keine deutsche Geschichte, sonderen Geschichte von Preussen, von Bayern, von Sachsen, von der Hansa und anderen Königreichen, Herzog- und Fürstentümern auf dem deutschen Gebiet. Zeugnisse dieser glorreichen Geschichte gibt es allerorten, das Problem ist, dass sich ein Württemberger nur bedingt mit August dem Starken von Sachsen identifizieren kann, genauso wenig wie ein Preusse jemals versteht, was die Bayern an Ludwig dem II so toll finden. Das fuehrt uns genau zu meinem Artkiel ueber die Aufspaltung Deutschlands.
2. Eine Sendng die unbedingt ins deutsche Fernsehen gehoert, nennt sich Look-a-Like, aehnlich wie "Vorsicht Kamera", aber hier veraeppeln Doppelgaenger von beruehmten Personen normale Leute. Wenn der Sven-Goran Persson (englischer Fussballnationaltrainer) vor Augen eines Hotelmitarbeiters einen Voodoo-Doktor bestellt und auch den Mitarbeiter bittet gegenerische Puppen mit Naegeln zu bearbeiten, bleibt kein Auge trocken. Oder wenn Camilla im Pub zum ersten Mal Eier und Wuerstchen kocht.
3. Eine weitere interessante Sendung ist Mashed Hits. Da werden ausschliesslich Musikvideos gezeigt, die aus Zusammenschnitt anderer beruehmter Hits entstanden. Für mich beinhalten diese Werke so viele Aussagen, dass ich sie zu einer neuen Kunstrichtung erklaere. Das ist weitaus mehr als ein Remix, in dem man ein Lied neu arrangiert, es ist mehr als Cover, weil man mit Originalinhalten arbeitet, die Kuenstler der Ursprungslieder ausdruecklich erwaehnt und mit deren Musikvideos arbeitet, es ist eher eine Kollage mit modernen Mitteln, eine Dekomposition und wieder Neuzusammenstellung, so dass aus mehreren alten vertrauten Quellen etwas vollkommen Neues entsteht. Es ist ein Crossover der extremen Form. Da werden Destiny's Child mit "Smelling like Teen Spirit" von Nirvana unterlegt, Madonna singt ihr "Ray of Light" zu Riffs von Sex Pistols, also Kombinationen, die eigentlich gar nicht gehen, sowohl musikalisch, als auch von dem, was die Musiker ursprünglich representiert haben. Die Ergebnisse klingen leicht schraeg, erreichen aber eine unheimliche Sound-Dichte. Und natürlich ist es eine offene Kriegserklaerung an die Rechteinhaber, denn zumindest am Anfang hat es die Remixer ueberhaupt nicht gekuemmert, wer nun die Rechte an dem Urspungsmaterial hat, die Ergebnisse wurden anonym im Internet veroeffentlicht. Allein die Idee, dass man eigentlich perfekte Ergebnisse als Ausgangsbasis fuer etwas Neues nehmen kann, widerspricht saemtlichen Copyright, Patent und Intellectual Property Bemuehungen der Industrie (darunter verstehe ich jegliche Industriezweige, die mit geistigen Inhalten arbeiten). Und es ist ein Statement an die Jugendkulturen der Vergangenheit. It's only music, stupid. Man kann alles in einen Topf schmeissen, Grunge und Latino, Gangsta-Rap und Indian-Dance, Punk und Pop, es ist egal, für was diese Musik ursprünglich stand, welche Bewegung sich damit identifiziert hat. In der Zeit der freien Informationsverbreitung und Kommunikation, dem unbeschränktem Zugang und Vervielfältigungsmöglichkeiten zu und von sämtlichen musikalischen Werken, die in digitaler Form veröffentlicht wurden, ist es nahezu sektiererisch sich nur einer Musikrichtung zu verpflichten, es lebe die Vielfalt der Meinungen und Stile, die einander nur bereichern koennen. Genau dasselbe ist auch dem Rest der Gesellschaft zu wünschen, nicht nur seine Meinung stur zu vertreten, sondern auch für andere Meinungen offen zu sein und aus einem Mix von Ideen etwas Neues, Besseres erschaffen. Ob unsere politische Form mit strikten Pateientrennung dafuer die geeignete Plattform darstellt, wage ich zu bezweifeln, aber das ist schon ein anderes Thema.
4. Heute war ich in Bournemouth am Meer. Ist ein sehr nettes Kurort mit schoenen Straenden und Cliffs über ihnen. Sehr suess sind die Standhauschen, das sind wirklich kleine aneinandergereihte Huetten natuerlich mit verschiedenfarbenen Tueren, in denen man sitzen kann und aufs Meer schauen. Sozusagen ein Strandkorb in XL. Sogar ausserhalb der Season ist da einiges an Leben, es gibt ein Nachtleben und gerade heute hat My Chemical Romance gespielt. Ich kenne zwar nicht so viel von ihnen, aber die letzte Single hat schon was Queen-aehnliches, sehr bombastisch und wird sicherlich eine Hymne fuer alle schwarz-angezogene HIM-liebende Leute. Ich haette eine Karte kaufen koennen, aber die Vernunft hat leider gesiegt, bin doch nach Bracknell zurueckgefahren.
5. Ebenso war heute der Remembrance Day oder der Poppy Day. Mit meiner Vermutung ueber den Gesellschaftszwang lag ich goldrichtig, habe heute in The Independent eine Diskussion ueber einen Nachrichtensprecher gelesen, der sich geweigert hat einen Poppy anzuheften. Und fuer die linke friedfertige Bevoelkerung gibt es die Mohnblume auch in weiss. Natuerlich gab es auch eine Uebertragung aus dem Albert-Hall, wo die zentralen Festivitaeten stattgefunden haben. Soviel Pathos habe ich zum letzten Mal in Kazan empfunden, als Putin dem russischen Volk ein froehes neues Jahr gewuenscht hat. Hier wurde nichts ausgelassen, Kinder von Soldaten waren da, Machete-schwingende Guptas, die Kriegstaenze aufgefuehrt haben, Militaerorchester, der Militarmusik mit Latino-Rhythmen kreutzte (Gewehr bei Fuss! Cocktail in die Hand!), der oberste Bischof der anglikanischen Kirche, der beinamputierte George-Cross Traeger, Einblendungen aus Irak und natuerlich die Koenigsfamilie, die mit militaerischen Ehren verabschiedet wurde. In Deutschland ist so was komplett undenkbar, die Frage, die sich stellt, braucht man das ueberhaupt, ich sage aber da: "Ja, eine Nation muss sich selbst feiern, um sich zu beweisen, dass man eine ist und das es gut ist zu ihr zu gehoeren und man bereit ist, was fuer sie zu opfern, muss ja nicht gleich das eigene Leben sein." Und wie noetig es Deutschland hat sich selbst zu feiern hat man ja waehrend der Fussballweltmeisterschaft gesehen, wo man ueber sich selbst gewundert hat und sich wuenschte, dass diese Stimmung nie vorbeigehen moege. Aber jeder Versuch aus Deutschland eine stolze Nation zu machen ist bisher klaeglich gescheitert. Man hat versucht die Truemmerfrauen und die Arbeiter der Aufbaujahre zur Helden zu stillisieren, die Weltmeister von 1956, man stellte Buecher zusammen, in denen genaustens aufgezaehlt wurde, warum man auf Deutschland stolz sein sollte, man hat versucht die Bevoelkerung mit den Helden der Gegenwart zu identifizieren ("Du bist Deutschland"), alles war nett gemeint, ist aber klaeglich gescheitert. Gescheitert am Widerstand der "kritischen" Presse, der "kritischen" linken Szene, an denen, die immer noch Angst vor der Wiederholung des Dritten Reiches haben. Es gibt sie aber, die Geschichte, auf die man sehr wohl stolz sein kann und auf die man sich beziehen kann, ohne gleich in die rechte Ecke abgeschoben zu werden, nur ist das keine deutsche Geschichte, sonderen Geschichte von Preussen, von Bayern, von Sachsen, von der Hansa und anderen Königreichen, Herzog- und Fürstentümern auf dem deutschen Gebiet. Zeugnisse dieser glorreichen Geschichte gibt es allerorten, das Problem ist, dass sich ein Württemberger nur bedingt mit August dem Starken von Sachsen identifizieren kann, genauso wenig wie ein Preusse jemals versteht, was die Bayern an Ludwig dem II so toll finden. Das fuehrt uns genau zu meinem Artkiel ueber die Aufspaltung Deutschlands.
Mittwoch, November 08, 2006
Fuenfte Woche England
1. Es lebe der Golfstrom. Waehrend Muenchen schon im Schnee versinkt, ist es hier zwar kalt, aber die Baeume und das Gras sind immer noch gruen. Ich wuerde sagen es ist hier deutsches Ende September. Und immer noch kein Regentropfen, seit ich hier bin.
2. Die Englaender haben komische Feiertage. Morgen ist Guy Fawkes Feiertag, da feiert man die Gefangennahme eines Katholiken, der vor 400 Jahren versucht hat, das Parlamentsgebauede in die Luft zu jagen. Er wurde gefangen, gefoltert und exekutiert. Schon zwei Tage vor dem eigentlichen Feiertag ist in Bracknell gefuehltes Silvester, alle schiessen Feuerwerke ab. Angeblich sind die Feuerwerke groesser als zu Silvester. Ich kenne kein anderes Land, in dem man die Gefangennahme eines Volksfeindes derart feiert. Ein anderer Feiertag ist der sogenannte Poppy-Day oder Remembrance Day, am 11.11 um 11.11 Uhr gedenkt man den Gefallenen und Ueberlebenden saemtlicher Kriege, die Great Britain im vergangenen Jahrhundert gefuehrt hat. Im Vorfeld spendet jeder Englaender einen Beitrag an die Veteranenkasse und verspricht, sich um einen Veteranen zu kuemmern. Dann darf er eine stilisierte Mohnbluete (Poppy) sich an den Kragen heften. Momentan laueft jeder damit rum, im Fernsehen hat jeder Moderator eine. Hat schon was von Gesellschaftszwang.
3. Habe doch Spiegel Online gelesen. Ich glaube, dass an der Auswanderungswelle und der schlechten Stimmung in Deutschland die Medien auch eine grosse Rolle spielen. Objektiv gesehen ist das Leben in Deutschland ja nicht schlecht, aber subjektiv gesehen, wenn man die Schlagzeilen ueber die Gesundheitsreform, die Unterschichten, die Studiengebuehren liest, ist man ganz froh, weg zu sein. Ich lese inzwischen lenta.ru viel lieber, man erfaehrt auch, was in der Welt passiert, ohne den Depri-Faktor abzubekommen. Die britischen News im Fernsehen kann man ziemlich vergessen, ich muss oefters Zeitung kaufen.
4. Die einzige Disko in Bracknell ist schon faszinierend. Einerseits hat man Angst von einer Frau angebaggert zu werden, weil mit grosser Wahrscheinlichkeit wiegt die Frau mehr als man selbst, andererseits sind die Frauen auf der Tanzflaeche Freiwild, das wissen sie, verhalten sich entsprechend und werden auch entsprechend behandelt. Wer in Muenchen's Kalinka ein Wildgehege gesehen hat, war noch nicht in einer englischen Disko. Trotzdem vermisse ich Kalinka, eigentlich koennte man hier eine Filiale aufmachen, Osteuropaeer gibt es hier mehr als genug. Vielleicht gibt es ja in London entsprechende Diskos, habe ich noch nicht abgecheckt.
5. Habe mir heute eine Zeitung mit Mietangeboten geholt. Letzten Monat waren die billigsten Angebote 600 Pfund, jetzt sind die billigsten Angebote 630 Pfund. Waere ich ein Jahr spaeter gekommen, koennte ich wahrscheinlich gleich zurueckfahren, Geld fuer die Wohnung wuerde ich keins haben.
6. Am Samstag hat Grossbritanien bewiesen, dass es durchaus Vorteile hat eine Insel zu sein. Stromausfall auf dem Kontinent? Höhöhö
7. Die Shortsbreads sind zu ihren gluecklichen Gewinnern unterwegs. Es gibt 2 Gewinner, nachdem der erste eigentlich disqualifiziert wurde, doch dann so lautstark dagegen protestiert hat, dass um den Weltfriedenswillen die Entscheidung geaendert wurde. Naechste Wettbewerbe kommen bestimmt, dann aber mit strikteren Regeln.
2. Die Englaender haben komische Feiertage. Morgen ist Guy Fawkes Feiertag, da feiert man die Gefangennahme eines Katholiken, der vor 400 Jahren versucht hat, das Parlamentsgebauede in die Luft zu jagen. Er wurde gefangen, gefoltert und exekutiert. Schon zwei Tage vor dem eigentlichen Feiertag ist in Bracknell gefuehltes Silvester, alle schiessen Feuerwerke ab. Angeblich sind die Feuerwerke groesser als zu Silvester. Ich kenne kein anderes Land, in dem man die Gefangennahme eines Volksfeindes derart feiert. Ein anderer Feiertag ist der sogenannte Poppy-Day oder Remembrance Day, am 11.11 um 11.11 Uhr gedenkt man den Gefallenen und Ueberlebenden saemtlicher Kriege, die Great Britain im vergangenen Jahrhundert gefuehrt hat. Im Vorfeld spendet jeder Englaender einen Beitrag an die Veteranenkasse und verspricht, sich um einen Veteranen zu kuemmern. Dann darf er eine stilisierte Mohnbluete (Poppy) sich an den Kragen heften. Momentan laueft jeder damit rum, im Fernsehen hat jeder Moderator eine. Hat schon was von Gesellschaftszwang.
3. Habe doch Spiegel Online gelesen. Ich glaube, dass an der Auswanderungswelle und der schlechten Stimmung in Deutschland die Medien auch eine grosse Rolle spielen. Objektiv gesehen ist das Leben in Deutschland ja nicht schlecht, aber subjektiv gesehen, wenn man die Schlagzeilen ueber die Gesundheitsreform, die Unterschichten, die Studiengebuehren liest, ist man ganz froh, weg zu sein. Ich lese inzwischen lenta.ru viel lieber, man erfaehrt auch, was in der Welt passiert, ohne den Depri-Faktor abzubekommen. Die britischen News im Fernsehen kann man ziemlich vergessen, ich muss oefters Zeitung kaufen.
4. Die einzige Disko in Bracknell ist schon faszinierend. Einerseits hat man Angst von einer Frau angebaggert zu werden, weil mit grosser Wahrscheinlichkeit wiegt die Frau mehr als man selbst, andererseits sind die Frauen auf der Tanzflaeche Freiwild, das wissen sie, verhalten sich entsprechend und werden auch entsprechend behandelt. Wer in Muenchen's Kalinka ein Wildgehege gesehen hat, war noch nicht in einer englischen Disko. Trotzdem vermisse ich Kalinka, eigentlich koennte man hier eine Filiale aufmachen, Osteuropaeer gibt es hier mehr als genug. Vielleicht gibt es ja in London entsprechende Diskos, habe ich noch nicht abgecheckt.
5. Habe mir heute eine Zeitung mit Mietangeboten geholt. Letzten Monat waren die billigsten Angebote 600 Pfund, jetzt sind die billigsten Angebote 630 Pfund. Waere ich ein Jahr spaeter gekommen, koennte ich wahrscheinlich gleich zurueckfahren, Geld fuer die Wohnung wuerde ich keins haben.
6. Am Samstag hat Grossbritanien bewiesen, dass es durchaus Vorteile hat eine Insel zu sein. Stromausfall auf dem Kontinent? Höhöhö
7. Die Shortsbreads sind zu ihren gluecklichen Gewinnern unterwegs. Es gibt 2 Gewinner, nachdem der erste eigentlich disqualifiziert wurde, doch dann so lautstark dagegen protestiert hat, dass um den Weltfriedenswillen die Entscheidung geaendert wurde. Naechste Wettbewerbe kommen bestimmt, dann aber mit strikteren Regeln.
Mittwoch, November 01, 2006
Vierte Woche in England
1. Meine Meinung zu den englischen Nachrichtensendungen ist etwas zwiespaeltig, einerseits kann die wichtigste Nachricht des Tages sein, dass eine britische Familie auf Korfu sich mit Pilzen vergiftet hat, andererseits gehen die britischen Reporter viel härter mit Politikern oder anderen Offiziellen um, als in Deutschland. Hier kann es durchaus vorkommen, dass man seinem Gesprächspartner erstmal alle Beleidigungen auf den Kopf wirft und der darf sich dann verteidigen, da wuerde der deutsche Politiker laengst den Raum verlassen. Daraus folgt auch die Konsequenz zur Meinungsfreiheit, sie wird als heilig angesehen, es gibt nicht einen gesellschaftlichen Konsens was gesagt werden darf und was nicht (in Deutschland ist es viel eher der Fall). Andererseits fuehrt es dazu, dass auch jede Meinung erstmal fuer ernst genommen und nicht als irrelevant abgetan wird. Ich habe keinen Beispiel fuer England, aber die "Wissenschaftler" in USA, die den menschlichen Einfluss auf das Klima verneinen, oder die Anhaenger des Kreativismus haben in USA und Grossbritanien ein leichteres Spiel, weil auch mit ihren Theorien die seriöse Wissenschaft sich auseinandersetzen muss und sich gegen sie verteidgen. In Kontinentaleuropa hat es die Wissenschaft gar nicht nötig, diese Meinungen überhaupt zur Kenntnis zu nehmen, weil der gesellschaftlicher Konsens die Meinungsfreiheit beschränkt. Wenn man gegen den gesellschaftlichen Konsens anredet, wird man schnell als Spinner abgetan. Ob das jetzt gut ist, oder den revolutionären Ideen, die schon oft genug zuerst als Spinnereien abgetan wurden, die Luft abgedreht wird, kann ich auch nicht sagen.
2. Wenn man in London jemanden anspricht, der europäisch aussieht, hat man folgende Wahrscheinlichkeiten:
1/3: Die Person ist ein/e Engländer/in
1/3: Die Person ist ein/e Franzose/ösin
Der Rest verteilt sich auf Deutsche, Russen, Polen, Tschechen, Slowaken usw, usf. Wie gesagt, das sind nur die Leute, die europäisch aussehen und das ist auch nur ca. jeder zweite
3. Ich fange an meine Grenzen zu begreifen. Alles aussereuropäische verursacht bei mir ein Kulturschock. Zuletzt hatte ich einen in Uzbekistan, jetzt hatte ich einen in Londoner China-Town. Der Verstand kehrt zurück, doch Du setzst ihn nicht ein, jeder Schritt neues Land, wird es immer so sein? (Die Fantastischen Vier, Der Tag am Meer) Offenbar bin ich nicht dazu geboren, ausserhalb Europas zu leben. Das gute an China-Town ist, dass man dort gut und billig essen kann (wenn man nicht so genau hinschaut)
4. Ein schweizer Taschenmesser kann auch in England gute Dienste leisten, z.B. eingeschlossene Personen aus dem Badezimmer zu befreien, weil die englischen Schlösser nicht mehr funktionieren. Das einzige woran man denken muss, ist das Messer vor dem Flug ins Gepäck zu legen und nicht bei sich zu tragen. So bin ich schon zwei Messer losgeworden
5. Halloween ist gemessen am Aufwand, den die Kaufhäuser spendieren die nötigen Accesoires an den Mann/die Frau zu bringen, doch etwas enttäuschend. Bin nur einem kleinen Skelett begegnet, der bei mir eher ein Knuddel-Reflex ausgelöst hat und einem besoffenen Pärchen, das laut ihr Recht auf Alkohol beim Verkäufer skandiert hat, weil ja heute Halloween sei.
6. Eine ordentliche Tee-Time in England zu machen, wird auch immer schwieriger, die entsprechenden Cafees sterben alle aus, wahrscheinlich wie ihre Besucher. Dafuer lerne ich die Pubs immer mehr und mehr schaetzen (es gibt hier sogar Pubs fuer Pelikane). Und was die ewigen Vorurteile gegenüber der englischen Küche angeht, wenn man eine ungefähre Vorstellung hat, was man bestellt, ist das Essen sehr schmackhaft und die Portionen riesig. Und meine Freundin ist ein Fan von Marks & Spencer geworden, so viel gesundes Essen, das auch noch handlich abgepackt ist und in Single-gerechten Portionen, gibt es in Deutschland nicht.
7. Die groessten Fans von Sherlock Holmes leben in Russland und in Japan, wenn man sich die Visitenkarten anschaut, die die Besucher im Museum hinterlassen haben. Wenn man den Waechter mit Hundewelpenblick anschaut und auf gebrochenem Englisch versichert, alle Sherlock Holmes Buecher gelesen zu haben, dann darf man Platz im Sessel nehmen, den Karo-Hut aufziehen, tiefen Zug aus der Pfeife nehmen und peinliche Photos schiessen lassen (kommen noch).
8. Die Englaender lieben es alles zu vermessen und zu ordnen. Nicht umsonst ist das Guiness Buch der Rekorde zuerst in England erschienen. Das Fernsehen ist voll mit Sendungen von alten Popstars als Moderatoren, die irgendwelche Charts der laengst nicht mehr aktuellen Hits und Filme erstellen. Leider ist diese Welle als schlechte Kopie auch nach Deutschland ins Unterschichtenfernsehen ruebergeschwappt, wo Nachwuchskomiker ueber Lieder laestern, die schon lange vor ihrer Geburt nicht mehr aktuell waren.
2. Wenn man in London jemanden anspricht, der europäisch aussieht, hat man folgende Wahrscheinlichkeiten:
1/3: Die Person ist ein/e Engländer/in
1/3: Die Person ist ein/e Franzose/ösin
Der Rest verteilt sich auf Deutsche, Russen, Polen, Tschechen, Slowaken usw, usf. Wie gesagt, das sind nur die Leute, die europäisch aussehen und das ist auch nur ca. jeder zweite
3. Ich fange an meine Grenzen zu begreifen. Alles aussereuropäische verursacht bei mir ein Kulturschock. Zuletzt hatte ich einen in Uzbekistan, jetzt hatte ich einen in Londoner China-Town. Der Verstand kehrt zurück, doch Du setzst ihn nicht ein, jeder Schritt neues Land, wird es immer so sein? (Die Fantastischen Vier, Der Tag am Meer) Offenbar bin ich nicht dazu geboren, ausserhalb Europas zu leben. Das gute an China-Town ist, dass man dort gut und billig essen kann (wenn man nicht so genau hinschaut)
4. Ein schweizer Taschenmesser kann auch in England gute Dienste leisten, z.B. eingeschlossene Personen aus dem Badezimmer zu befreien, weil die englischen Schlösser nicht mehr funktionieren. Das einzige woran man denken muss, ist das Messer vor dem Flug ins Gepäck zu legen und nicht bei sich zu tragen. So bin ich schon zwei Messer losgeworden
5. Halloween ist gemessen am Aufwand, den die Kaufhäuser spendieren die nötigen Accesoires an den Mann/die Frau zu bringen, doch etwas enttäuschend. Bin nur einem kleinen Skelett begegnet, der bei mir eher ein Knuddel-Reflex ausgelöst hat und einem besoffenen Pärchen, das laut ihr Recht auf Alkohol beim Verkäufer skandiert hat, weil ja heute Halloween sei.
6. Eine ordentliche Tee-Time in England zu machen, wird auch immer schwieriger, die entsprechenden Cafees sterben alle aus, wahrscheinlich wie ihre Besucher. Dafuer lerne ich die Pubs immer mehr und mehr schaetzen (es gibt hier sogar Pubs fuer Pelikane). Und was die ewigen Vorurteile gegenüber der englischen Küche angeht, wenn man eine ungefähre Vorstellung hat, was man bestellt, ist das Essen sehr schmackhaft und die Portionen riesig. Und meine Freundin ist ein Fan von Marks & Spencer geworden, so viel gesundes Essen, das auch noch handlich abgepackt ist und in Single-gerechten Portionen, gibt es in Deutschland nicht.
7. Die groessten Fans von Sherlock Holmes leben in Russland und in Japan, wenn man sich die Visitenkarten anschaut, die die Besucher im Museum hinterlassen haben. Wenn man den Waechter mit Hundewelpenblick anschaut und auf gebrochenem Englisch versichert, alle Sherlock Holmes Buecher gelesen zu haben, dann darf man Platz im Sessel nehmen, den Karo-Hut aufziehen, tiefen Zug aus der Pfeife nehmen und peinliche Photos schiessen lassen (kommen noch).
8. Die Englaender lieben es alles zu vermessen und zu ordnen. Nicht umsonst ist das Guiness Buch der Rekorde zuerst in England erschienen. Das Fernsehen ist voll mit Sendungen von alten Popstars als Moderatoren, die irgendwelche Charts der laengst nicht mehr aktuellen Hits und Filme erstellen. Leider ist diese Welle als schlechte Kopie auch nach Deutschland ins Unterschichtenfernsehen ruebergeschwappt, wo Nachwuchskomiker ueber Lieder laestern, die schon lange vor ihrer Geburt nicht mehr aktuell waren.
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