Am Wochenende habe ich doch geschafft, mir den neuen Bond-Film anzuschauen. Mir hat er ganz gut gefallen, weil er nicht so abgehoben ist, wie die alle anderen Bond-Filme, in denen der Boesewicht mindestens so viel Geld haben muss, wie das Bruttosozialprodukt 50 der aermsten Laender zusammengenommen, und es mindestens um die Weltherrschaft geht. Der Boesewicht im neuen Film hat erheblich weniger Ambitionen, ihm reicht es schon laeppische 100 Mio zurueckzuholen, die er an der Boerse verloeren hat, ein Anliegen, das von jedem verstanden wird, der im Jahre 2000 an der Boerse investestiert hat. Doch komme ich nicht umhin eine Kritik zu uebersetzen, die ich auf lenta.ru gelesen habe, einer der boesesten Verrisse aller Zeiten:
"Casino Akkordeon"
Martin Campbell tat alles, damit Bond nicht mehr zurueckkehrt
Also, er ist zurueck. Auf dieses Ereignis haben sogar die gewartet, bei denen die Phrase "Mein Name ist Bond, James Bond" kein Laecheln hervorruft, keinen leichten Adrenalin-Stoss, nicht mal eine Ansammlung von Galle. Haben gewartet, weil das nicht nur ein Film ist ueber den Agenten im Dienste ihrer Majestaet sei, doch weil es ein ganz anderer Bond ist. So anders, dass man von ihm alles erwarten konnte. Zum Beispiel die Reanimierung einer der beruehmtesten Kinoreihen. Jetzt ist das Warten vorbei.
Zuerst kurz ueber die Mitwirkenden.
Zweitrangige Mitwirkende:
1. Viel saufender blauaeugiger Blondin unbestimmter Herkunft und Alters, zutraulich und simpel wie die Towerbridge.
2. Schwarze mit japanischen Schwertern, Schwarze mit viel Geld, Afroamerikaner aus Langley, die alles obenaufgefuehrte haben, aber kein Talent zum Kartenspielen.
3. Das grosse britische Empire repraesentiert durch den Agent “M”.
4. Ein blutige Traenen weinende Person, die viel Geld bei allen geliehen hat, sie an der Boerse verlor und alle Personen hasst, die oben aufgefuehrt wurden
5. Fraeulein mit ausgezeichneter Statur und Ausschnitt, ihrer Kosmetik und Frisur nach ist es nicht schwer zu urteilen, dass sie vor ein paar Jahren Handschuhe aus nachgemachtem Kunstleder in einem Shop bei Bahnhof Paddington vertickt hat
6. Ein zweites Fraeulein mit nicht weniger schoener Figur, das, so seltsam es auch scheint, kein Geld braucht, aber den atlethisch gebauten Koerper von Mister J.Bond
7. Einige Menschen, deren Teilnahme im Film sich auszeichnet durch ihre Schreie “Da ist er!”, “listen to me”, “keine Garantien” und Kraempfen ihrer Muskel sobald sie einen Tritt von Agent 007 bekommen haben.
Hauptmitwirkende:
1. Line-Up der neuesten Handies und Laptops einer sehr bekannten Firma. Im weiteren einfach Gadgets genannt.
2. Aston Martin DBS (obwohl er nur fuer wenige Sekunden erscheint)
3. Coctail "Vesper"
Nun ueber die Handlung:
Regisseur Martin Campbell, der schon einmal James Bond aus der Vergessenheit mit “Golden Eye” rausgeholt hat, wollte ganz klar nicht den austretenen Pfaden folgen. Vor 10 Jahren hatte er eine aehnliche Aufgabe, neues Leben in den Epos einhauchen und dem verehrtem Publikum einen neuen Agenten 007 vorstellen, dargestellt von Pierce Brosnan. Diese Aufgabe hat er hervorragend geloest, die Kritiker haben applaudiert, das Publikum gab das Geld fuer die Eintrittskarten, ein glattgebuegelter und wie im Smoking, mit einer “Walter” in der Hand geborener Bond zwinkerte schlau von den Werbeflaechen. Seitdem wurde Campbell als Reserve gehalten und filmte noch einige gute Filme wie Die Maske Zorros und "Vertical Limits". Er wusste, dass die Stunde kommt und die Besitzer der Filmreihe werden sich unbedingt an ihn erinnern, wenn Bond das naechste Mal ein neues Gesicht brauchen wird.
Die Nachricht, dass der britische Schauspieler Daniel Craig der neue Bond sein wird, hat nicht weniger Verwunderung ausgeloest als seinerzeit die Vorstellelung von Peter Jackson als Regisseur von Herr der Ringe. Wie kann dieser eher dramaturgischer Schauspieler mit dem Aussehen des Fahrers eines Schneepflugs einen Aristokraten spielen, der weiss was herauskommt, wenn man drei Einheiten Gin “Gordon”, eine Einheit Vodka und halbe Einheit des franzoesischen Apperetifs “Lillet” zusammenmischt? Aber, angesichts der fehlerhaften Vorurteile ueber Jackson, hielt sich die Allgemeinheit in Erwartung von etwas absolut nicht Dagewesenem zurueck. So musste Campbell nicht nur den vorher nicht gesehenen fruhen Bond zeigen, er musste auch viele seine seltsame Attitueden erklaeren, die zum ersten Mal in dem ersten Roman Flemmings ueber Agent 007 beschrieben wurden. Das Warten ist nun vorbei.
Es gab mal hochentwickelte Gadgets einer sehr bekannten Firma. Mit ihrer Hilfe konnte man nicht nur den genauen Aufenthaltsort eines schlechten blutweinenden Menschen auf dem Planeten Erde finden, man konnte sie sogar als GPS-Navigationssystem benutzen, als Fernbeidenung, als Datenbank und, ein schrecklicher Gedanke, man kann mit ihnen SMS schicken und nach Venedig telefonieren. Und was fuer Ruftoene haben sie?! Diesen, zum Beispiel, wenn eine Nachricht ankommt.
Gut, wenn diese Gadgets in die Haende von viel trinkenden Blondinen geraten, schlecht, wenn diese Dinge sich in Besitz von Jungs befinden, die nur daran denken irgendwas in die Luft zu jagen, nicht im Sinne des Terrorismus, Gott bewahre, nur im Sinne Akziencrashs an der Boerse. Aber von der anderen Seite, Gadgets sind weder gut noch schlecht, sie sehen in der Nahaufnahme gut aus, egal in wessen Haenden. Und jetzt in die Kamera, bitte schoen. Das waere eigentlich alles.
Das Werk von Campbell ist ein ausgezeichneter Werbeblock ueber 2 ½ Stunden Dauer mit unbedeutenden Handlungsakten, um die kinoschirmfuellende Huldigungen von verschiedenen Produkten miteinander zu verbinden. "Fahr mal mein Auto weg", - sagt einer der Mitwirkenden J.Bond und er faehrt es weg, so dass die Zuschauer ausfuehrlich ihre Marke und Fahreigenschaften begutachten koennen. “Und was fuer eine Uhr haben Sie?” - томно fragt dasselbe Fraeulein in Kriegsbemalung und undenkbarer Frisur. “Ja wie, ist doch klar welche” - antwortet Mr. Bond. Und so weiter.
Der Agent ihrer Majestaet ist muskuloeser geworden und erheblich volksnaher. Fuer die Witze J.Bonds, ueber die sich die Drehbuchautoren bestimmt koestlich amuesiert haben, sollte man dem Film einen besonderen Preis verleihen. Hier sind einige von ihnen:
1. “Schau mir in die Augen. Gib mir Geld”, - an das Fraeulein mit der Kriegsbemalung
2. “O, Du kennst bestimmt gut den Finger der MI6 Agenten”, - auch an sie
3. “Wofuer brauche ich Zeit? Die Arbeit ist getan, die Schlampe ist tot” – an seinen Arbeitgeber ueber die Frau, die ihm zweimal das Leben gerettet hat.
4. “Kratz mir mal dort, rechts, diese, na Du weisst schon was” – an den Hauptschurken
Und diese hervorragende Tricks und Zweikaempfe, die Bond nur wegen unglaublicher Zusammenfallen der Umstaende ueberlebt? Was ist nur der treibstoffverlierender Tanklastzug wert, der nicht explodiert, nicht mal Feuer faengt, nicht nur wegen der Schuesse, die auf ihn abgefeuert wurden, sondern auch von heissen reaktiven Auspuffgasen eines transatlantischen Flugliners? Nach dieser Vorstellung denkt man mit Wehmut an aehnliche Szenen aus “True Lies”, die viel aesthaetischer, ironischer waren und die den kuenftigen Gouvernoer Kaliforniens dem Bond viel aehnlicher machten, als der Bond selbst.
Wie bekannt, eine der Hauptsehenswuerdigkeiten der Bond-Filme sind immer die Frauen des liebestollen Agenten 007. Durch seine … Haende gingen die bekanntesten Hollywood-Schoenheiten, die eine lebhafte Anteilnahme bei der maennlichen Haelfte der Zuschauer hervorriefen und einen gesunden Hass der weiblichen Haelfte. Martin Campbell ging auch hier seinen Weg. Die Franzoesin Eva Green, die ausfuehrlich ihre koerperlichen Vorteile in "Dreamers" und viel bescheidener in "Kingdom of Heaven" demonstiert hat, erschien ihm aus wenigverstaendlichen Gruenden die passendste Kandidatin fuer die Rolle der ersten Passion von J. Bond. Solche Wahl kann man nur mit einem erklaeren – ein tiefdurchdachter Regiezug. Mister Bond, der kaum seine begehrten zwei Nullen bekam, war noch sehr wahlunerfahren in Frauen und war bereit auf ES zu glubschen, auch wenn es eine passende Statur hat. Tja, auf jeden Fall ist es jetzt verstaendlich, woher Bond so eine Verbrauchseinstellung zu Frauen hat.
So und jetzt ein Tropfen Wein im Bottich voll Essig.
So paradox es auch ist, manchmal ist Craig tatsaechlich Bond. Trotz der bluehenden Vorstellungskraft des Regissers, trotz monstroeser Dialoge und schrecklichem Produkt-Placement. Wenn er nicht schmolt und nicht Karten spielt. Er ist Bond, wenn er auf die Frage des Barkeepers “Geschuettelt oder geruehrt”, mit “Mir doch egal” antwortet. Er ist Bond, wenn er aus dem Handschuhfach diese “Walter” holt mit dem Schalldaempfer. Und auch die letzte Einstellung des Films, da ist er Bond, trotz blauer Augen und Gesichts des viel trinkenden Schneepflugfahrers.
Und, meine Damen und Herren, wie gut ist Judy Dench! Jedes Erscheinen von ihr ist ein kleines Fest fuer die, von Ansicht der Gadgets einer sehr bekannten Firma gequaelten Augen. Alleine wegen ihr lohnt sich die fuer den Film aufgewendeten Zeit und Geld.
Nun und zu guter Letzt. Jetzt ist es vollkommen klar, warum die Produzenten der Bond-Filme die Verfilmung der naechsten 22en Episode verschoben haben. Man braucht einen neuen Regisseur, der Bond den Charm und die Lebendigkeit eines Harry Tuckers aus “True Lies” verleihen kann.
Dem kann ich nur zwei Feststellungen hinzufuegen.
Ich wuerde zu gerne wissen wie Guenther von Hagen es geschafft hat, sich derartig in die Szene zu setzen. So viel Geld wie die sehr bekannte Firma kann er doch gar nicht haben und alleine wegen der exotischen Ausstellung wird doch auch nicht sein Poster gezeigt.
Alle Serben, die sich den Film angeschaut haben, muessen sich kraeftig in den Ellenbogen gebissen haben. Wie konnten sie nur so doof sein, und Montenegro sich abspalten lassen? Wenn naechstes Jahr nicht Millionen von Urlaubern nach Montenegro kommen, dann hat Kinowerbung ueberhaupt keine Wirkung auf die Zuschauer, so dass die sehr bekannte Firma sicherlich viel Geld verpulvert hat. Das es nicht so ist, duerfte klar sein.
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