Donnerstag, November 30, 2006

England neunte Woche

1. Die Liebe zu Marks & Spencers geht bei den Englaendern so weit, dass es eine Restaurantkette gibt mit dem simplen Namen “EAT”, in dem Marks & Spencers Sandwiches und Salate im Regal liegen, originalverpackt, man kann sie kaufen und gleich im Restaurant essen. Im Prinzip eine kosequente Weiterfuehrung des Flaschenbiergedanken, oder dieser Assi-Gaststaetten, wo man eine Dose bekommt, wenn man nach Coca-Cola gefragt hat.

2. Apropos Kochen. Nach Jahren der Fastfood Kultur und Dank Jamie Oliver sind die Kochsendungen die beliebtesten Sendungen im Fernsehen. Heulende Hausfrauen, die nicht mal ein Ruehrei bereiten konnten, stellen am Ende der Sendung ein 4-Gaenge Menue zusammen und behaupten, dass das ihr Selbstwertgefuehl gesteigert hat. Ehemann gluecklich, Kinder gluecklich, der sich von den Ueberresten ernaehrende Hund eher ungluecklich. Aber fuer ihn gibt es ja Victoria, die Hundequeen. Mehr ueber sie irgendwann mal spaeter.

3. Warum gibt es in Deutschland eigentlich keine Fernsehserien oder Kinofilme ueber BND, MAD oder Verfassungsschutz? Immer wenn diese Dienste im Fernsehen auftretten, sind die Personen entweder extrem Gute oder extrem Schlechte, aber auf jeden Fall so geheimnissumwittert, dass man selten ueberhaupt mal einen Agenten vor die Kamera bekommt, es heisst immer nur: “Diese Information kommt direkt aus Pullach” und alle verdrehen wissend die Augen. Von James Bond mal abgesehen, gibt es hier eine Kultserie namens Spooks, wenn man sie nicht angeschaut hat, kann man am naechsten Morgen im Buero nicht mitreden. Es geht um Agenten von MI5 (fuer die Unwissenden: MI5 ist Innengeheimdienst, MI6 der Auslandsgeheimdienst), die relativ bedrohliche Szenarien mitten in London bewaeltigen muessen. Wenn es darum geht, dass die Umweltterroristen (gibt es inzwischen wohl auch) die Ueberflutungsschutzanlagen besetzt haben und in wenigen Studen halb London metertief im Wasser stehen wird, ueberlegt man sich schon wie weit man von der Themse entfernt wohnt. Das entsprechende Szenario fuer Deutschland waere es wie Alkoholgegner-Terroristen (wird es bestimmt auch welche geben) drohen wuerden Polonium 210 in die Wasserversorgung von Hofbraeuhaus zu kippen. Die tapferen Verfassungsschutzer pressen unter Einsatz von Folter und Volksmusik den Versteck des Giftes heraus, doch beim Ausheben des Verstecks bekommt einer einen Niesanfall, Pulver wirbelt auf, alle werden kontaminiert und im Anfall von Balkan-Krieg bedingtem posttraumatischen Stressyndrom schuetet ein BND-Mitarbeiter das Zeug selbst in die Wasserversorgung des Hofbraeuhauses. Bangevolle Stunden vergehen, alle warten, ob ihnen die Haare ausfallen und sie sich erbrechen. Mindestens zwei Agenten haben den Apokalypse-Sex. Endlich kommt die Nachricht aus dem Pullach-Labor, dass der Informant ein Doppelagent war und es gar nicht die Alkoholgegner-Terroristen waren, sondern ehmalige Love-Parade Geschaedigte und das Zeug nicht Polonium210, sondern Extasy. Zum Glueck wird das Bier direkt zum Oktoberfest ausgeliefert, so merkt am Ende keiner was, am wenigsten die unfreiwilligen Konsumenten. Alle sind high und gluecklich. Happy End.


4. Wiedermal ein Fall fuer die deutsche Paragrafenreiterei: Ich moechte meinen Mitbewohner mit der bayerischen Kueche bekannt machen, also kaufe ich 100ml suessen Senf und eine Konservendose mit Weisswuersten. Den suessen Senf kann ich durch die Sicherheitskontrolle am Flughafen bringen, die Wuerstchen werden konfisziert, weil da wahrscheinlich mehr als 100ml Fluessigkeit befinden. Ohne Messer oder Dosenoeffner kriege ich die Dose gar nicht auf, aber das ist egal. Befehl ist Befehl. Eine kleinere, aber im Verhaeltnis teuerere Dose bekomme ich im Duty-free Shop. Ich warte, bis ein Feuerspucker mit im Duty-free Shop eingekauften Whiskey und geschmuggelten Streichhoelzern einen schoenen Brand im Flugzeug veranstaltet, oder einfach ein Molotov-Cocktail bastelt.

5. Wie locker sind dagegen die Englaender, die anstatt MINDESTHALTBARKEITSDATUM in etwa so was schreiben: If you can resist the desire to eat this yummi pizza immidiately, you can put it in a freeezer till... Dafuer versuchen sie selbst auf einer Chipsverpackung zu erklaeren, wie Chips unter Umstaenden gut fuer die Gesundheit sein koennen

6. Gestern habe ich etwas unglaeubig geschaut, als um das Firmengebaeude ein Mann mit einem Falken auf dem Arm rumspazierte. Mit wurde erklaert, das ist der Taubenjaeger. Darauf ist mir eingefallen, dass ich wirklich kaum eine Taube in England gesehen habe, nicht mal am Trafalgar Square, wo sie frueher einem auf den Kopf gesetzt haben. Scheint wirksam zu sein.

7. Die Briten sind unuebertroffen in Bush-Bashing. Gestern kam eine Doku namens "638 ways to kill Fidel Castro", ueber alle Versuche Fidel zu ermorden. Gleich am Anfang kam ein Ausschnitt aus der beruehmten Bush-Rede: "Everyone who gives a home to terrorists, is a terrorist, simple as that". Daraufhin wurden Exil-Kubaner gezeigt, die Photos von sich selbst mit Bush senior und Jeb Bush (dem Bruder und Gouverneur von Florida (meiner Meinung nach der naechste Praesident von USA)) zeigen und dabei prahlen, wie sie Befehle gaben, Bomben in zivile kubanische Flugzeuge zu plazieren oder kubanische Hotels in die Luft zu jagen. Selbst als sie gefragt wurden, ob sie Terroristen seien, haben sie nicht "Nein" gesagt. Tja, Mr. Bush, simple as that.

Zum Schluss noch ein Witz, stammt von meiner Freundin: "Was sagt eine Meck-Pom Mutter, die nach ihrem Sohn sucht?"

"Ich werde mal nach dem Rechten schauen"

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