Wenn man morgen an meine Tür klopft,
werde ich nicht mehr sein - ich kann nicht beschreiben,
wie ich vergangenen Abend mir Gedanken gemacht habe
über einen ehemaligen Hotelwächter,
der in "Viru" arbeitete. Er hiess Jüri. Jetzt ist Jüri Minister,
und alle seine Träume sind nur über eins: Ein Hotel namens Estland,
in dem er zum allmächtigen Besitzer werden könnte.
Wenn man mich morgen verhaften wird,
werde ich nicht mehr sein - und ich kann nicht beschreiben,
wie ich vergangenen Abend mir Gedanken gemacht habe
über einen ehemaligen Kommunisten aus der Stadt Tartu
namens Andrus. Heutzutage ist er Premierminister.
und träumen tut er nur, wie man Hunde, wie früher, losläßt,
auf alle, die er zu seinen Feinden zählt
Wenn man mir morgen früh Handschellen anlegen wird,
werde ich nicht mehr sein - und ich kann nicht beschreiben,
wie ich vergangenen Abend mir Gedanken gemacht habe
über einen Journalisten aus der örtlichen Zeitung,
heutzutage ist er Minister. Über Reino. Denjenigen,
der darüber träumt jeden hinter Gitter zu bringen,
der riskiert ein Photo von ihm zu machen.
Wenn man mich morgen verhaftet,
werde ich nicht mehr sein - und ich kann nicht beschreiben,
wie ich vergangenen Abend mir Gedanken gemacht habe
über ehmals ehrlichen Bauern Ivari,
der jetzt für den Premier zum Prügelknaben geworden ist
und nur davon träumt sich den Koffer vollzustopfen,
und nach Brüssel mit der ersten Maschine abzuhauen.
Wenn man mir morgen die Klappe halten befiehlt,
werde ich nicht mehr sein - und ich kann nicht beschreiben,
wie ich vergangenen Abend mir Gedanken gemacht habe
über einen Staatsmann. Entwaffnend ehrlich,
mit dem Namen Mart. Der jetzt unter dem Premier dient,
und nur davon träumt, wie
man Russland Krieg erklärt.
Wenn man mir morgen die Seele rausreißt,
werde ich nicht mehr sein. Und ich kann nicht flüstern,
dass meinem Land schlecht ist,
dass mein Land in Haft ist
und dass seine Arme hinter seinem Rücken zusammengebunden sind.
Ich kann nicht flüstern,
dass mein Land
am Boden eines Polizeiautos ist
halbtod verprügelt
mit trockenem Hals
und will nur verschwinden
Ich kann nicht flüstern,
über die blauen Spuren der Schlagstöcke
auf seiner Brust. Und über die Rippen,
die sie auch gebrochen haben.
Und über zerrissene Knorpel.
Ich kann nicht flüstern,
dass seine Füsse zusammengebunden,
die Knie zerschlagen sind
und Knochen gründlich zertrümert wurden
Ich kann nicht flüstern,
welche Krämpfe seine Muskeln zerrten,
wie seine Zunge angebissen ist
und wer ihm die Augen auspickte
Ich kann nicht schreiben,
denn meine Arme werden zusammengebunden sein
Ich kann nicht erzählen,
denn man hat mir befohlen zu schweigen
Ich kann nicht flüstern,
denn meine Seele wurde mir rausgerissen
Mein Land ist gebrochen,
seine Seele traf der Schlag
Irja Tähismaa, Bloggerin, Coautorin "Vaba ühiskonna raamatust" (Buch der freien Gesellschaft)
Montag, September 14, 2009
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