Müssen die Nachrichten immer ernst sein? Was eignet sich besser als Satire, um die Absurdität mancher Neuigkeiten zu unterstreichen und dem Leser vor Augen zu führen? Nach dem anfänglichen Lachen begreift man, dass hinter anfänglichem Witz doch ein harter Kern steckt, der eventuell gar nicht zum Lachen ist.
Lange Rede kurzer Sinn, hiermit möchte ich zwei Seiten vorstellen, die sich den Nachrichten aus Estland von der humoristischen Seite her nähern:
The Livonian Chronicle rühmt sich zwar als The Baltic region's Paper of record since 1175 A.D., doch interessanterweise sind die ältesten Artikel vom November diesen Jahres. Die Macher scheinen die verlorene Zeit gerne aufholen zu wollen, denn 59 Artikel in einem Monat ist eine stolze Anzahl. Der Urheber und die Autoren geben sich nicht zu erkennen, die Leser von BBN haben gewissen Verdacht, wer dahinterstecken könnte (der unnachahmliche Count of Mount Kopli), aber gesichert ist das nicht. Für jeden, der der englischen Sprache mächtig ist, sehr lustig zu lesen und dabei einen guten Überblick über die aktuellen Themen aus der Wirtschaft und Politik in Baltikum zu bekommen.
Bei Stalnuhhin ist es absolut klar, wer der Autor ist. Mihail Stalnuhhin ist einer der bekanntesten und beliebtesten russisch-sprachigen Politiker des Landes. Er ist Vorsitzender des Stadtrates von Narva und Mitglied der Zentristenpartei. Es ist unglaublich, woher er die Zeit nimmt, quasi täglich eine neue Geschichte aus dem Ärmel zu schütteln. Manchmal sind es
ersthafte Artikel, wenn er etwa über die KAPO-Befragungen von einer schwangeren Frau berichtet, deren Kind jetzt behindert ist, wegen dem Stress in der Schwangerschaft, oder von Schuldnern, die von gewissenlosen Wohnungseigentümern quasi auf die Strasse gesetzt werden. Doch sehr viele seiner Geschichten beschäftigen sich mit der aktuellen Regierung, deren Mitglieder er gerne in verschiedenste Rollen schlüpfen lässt. Besonders die Kenner der russischen Literatur werden viele Querverweise erkennen. Die Artikel beschäftigen sich mit aktuellen Themen, ein grosses Thema
ist die Integration der russisch-sprachigen Bevölkerung, wobei der Autor Kraft seines Amtes und Parteizugehörigkeit gemäßigte Positionen einnimmt.
Ein bisschen Eigenwerbung kann auch nicht schaden. Vor zwei Jahren schrieb ich einen Artikel für Delfi, der unerwartet hohe Wellen geschlagen hat. Ich kann mir das nur damit erklären, dass Humor besonders dann gebraucht wird, wenn es sehr wenig zu Lachen gibt.
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