Sonntag, Januar 29, 2012

Facebook ist voll...

behauptet der estnische Verteidigungsminister Mart Laar. Auf die Frage warum er seinen kritischen Beitrag über ACTA (ein internationales Gesetzespaket gegen Copyright-Verletzungen) gelöscht hat, antwortete Laar "Kui on kadunud, siis ruum kippus otsa saama", was sinngemäß: "Es war weg, weil der Platz weg war": schreibt Õhtuleht. Darafhin bildete sich eine Facebook-Gemeinschaft, die ständig neue Späßchen auf Kosten des Verteidigungsministers betreibt. Mir gefällt das hier am besten, wobei die Vergleiche mit Chuck Norris auch nicht schlecht sind.

Donnerstag, Januar 26, 2012

Neue Schritte zur Anerkennung des offiziellen Status der russischen Sprache in EU

Der Vorstand der europäischen Partei European Free Alliance (EFA) unterstützt den Vorschlag der Abgeordneten des Europäischen Parlaments von der lettischen Partei Zaptschel (ЗаПЧЕЛ) Tatjana Zhdanok für die Durchführung einer europaweiten Unterschriftensammlung für die Anerkennung des offiziellen Status für die Sprachen der traditionellen Völker Europas, die keinen eigenen Staat auf dem Territorium der EU haben. Darüber berichtet der Pressedienst der Partei Zaptschel.

Das sind baskische, bretanische, walisische, gallische, katalanische, korsische, russische und friesische Sprachen.

Auf diese Weise fängt die Arbeit am Organisationsplan der Unterschriftensammlung an, der schon Ende März diesen Jahres bestätigt werden könnte. Die Sammlung von einer Million Unterschriften in nicht weniger als 7 Ländern der EU wird in Übereinstimmung mit dem am 1. April 2012 in Kraft tretenden Regelwerk der EU über die "Europäische Bürgerinitiative" durchgeführt. Die Mindestanzahl der Unterschriften in jedem Land wird durch bestimmte Quoten festgelegt. In Lettland müsste man z.B. 6000 Bürgerstimmen sammeln, in Großbritannien und in Frankreich jeweils 54000 Stimmen, in Spanien 37500, in Irland 9000.

Die Campagne der EFA zur Unterschriftensammlung für die Sprachinitiative wird in Großbritannien, Frankreich, Spanien, den Niederlanden, Deutschland, Lettland, Estland, Litauen und Irland durchgeführt. In Irland werden die Stimmen aller ständigen Einwohner berücksichtigt, also Bürger jeden EU-Landes. Das gibt den russisch-sprachigen Immigranten aus dem Baltikum in Irland die Möglichkeit für die Anerkennung der russischen Sprache als offizielle Sprache der EU abzustimmen.

Im Fall eines Erfolges für die Campagne wird der Gesetzesentwurf an die Europäische Kommission gereicht, die verpflichtet ist, es anzuschauen und an das Europaparlament und den EU-Rat weiterzuleiten. Doch kann sowohl die Europäische Kommission, als auch das Europaparlament und der EU-Rat Einwände gegen das Projekt erheben und zwar bis zu zwei Monate nach seiner Registrierung. Im Falle des Fehlens einer Begründung des Einwands, oder Fehlen der Einwände, tritt das Gesetz in Kraft.

Unter der Berücksichtigung, dass fünf Parteien, die in EFA Mitglieder sind, auf regionalen Ebenen regieren und es alleine in Spanien und Frankreich über 9 Mio. Katalanen leben, hat die Sprachinitiative der EFA reelle Chancen auf Erfolg.

Ein offizieller Status in Institutionen der EU bedeutet nicht, dass die russische, katalanische oder walisische Sprachen auf dem gesamten Territorium der EU zu offiziellen Sprachen werden. Sie werden zu offiziellen Arbeitssprachen der Institutionen der EU, also der Europäischen Kommission und des Europäischen Parlaments, als auch Sprachen der offiziellen Kommunikation der Einwohner der EU mit diesen Organisationen.

http://evrokatalog.eu/efa-podderzhal-jazikovuju-kampaniju

Samstag, Januar 14, 2012

Veteranen der Waffen-SS als Freiheitskämpfer? (lange Version)

Bei dem letzten Veteranentreffen der Waffen-SS auf Sinimäe kamen schon die ersten Gerüchte auf, dass der Verteidigungsminister Mart Laar plant die Veteranen der Waffen-SS oder allgemein estnische Soldaten, die deutsche Uniformen im zweiten Weltkrieg getragen haben, zu Kämpfern für die Freiheit Estlands zu erklären. Die Veteranen sagten, dass wenn "unser" Mart sich einer Sache angenommen hat, dann wird er sie auch zu Ende bringen.

Am 27. Dezember 2011 zeigte delfi.ee einen Artikel, dass ein entsprechendes Gesetz in Vorbereitung sei und im Frühling dem Parlament und der Öffentlichkeit vorgestellt werden soll. Ein ähnliches Gesetz wollte man schon 2005 durchs Parlament schleusen, doch die Regierung vertagte es. Am 30. März 2006 hat das Justizministerium befunden, dass dieses Gesetz für Unruhen in estnischen Zivilgesellschaft sorgen könnte, die auf verschiedenen Seiten gekämpft hat. Auch der Versuch im Jahr 2010 das Gesetz zu verabschieden ist gescheitert. Doch jetzt ist die Verabschiedung eines solchen Gesetzes ein Teil des Koalitionsvertrages zwischen IRL und der Reformpartei: "Unterstützen wir diejenigen, die für die Unabhängigkeit Estlands gekämpft hat mit dem Beschluss des Riigikogu (also des Parlaments)"

Am 03. Januar 2011 veröffentlichte die englische Zeitung DailyMail einen Artikel über das Vorhaben. Interessanterweise wurde der Artikel recht bald wieder von der Webseite runtergenommen, es finden sich aber noch einige Verweise auf die Existenz dieses Artikels auf der Webseite. Glücklicherweise wurde der Text kopiert und kann hier in voller Länge gelesen werden. Warum der Text runtergenommen wurde, kann man nur spekulieren, DailyMail gibt keine Kommentare ab.

Am 12. Januar veröffentlichten auch die deutschen Zeitungen umfangreiche Artikel zu dem Thema, die sich sehr kritisch mit dem Vorhaben der estnischen Regierung auseinandersetzen. Da wird von der Auferstehung der braunen Ungeheuer gesprochen und Blinder Ehrung der Waffen-SS, auch die grünen Politiker protestieren scharf. Selbst die konservative Welt glänzt mit Fakten, die ich bisher in der westeuropäischen Presse vermisst habe. In der Haaretz wurde ein Artikel von Efraim Zuroff veröffentlicht, in dem er aufruft nicht die Schuldigen zu rehabilitieren.

Dem Verteidigungsministerium wurde es schliesslich zu bunt und am 5. Januar 2012 wurde ein Artikel auf den Seiten des Verteidigungsministeriums veröffentlicht, der die erschienen Presseberichte richtigstellen soll. Das ist eine gute Zusammenstellung der Geschichtsbetrachtung in Estland, deswegen lohnt es sich genauer angeschaut zu werden:


Regarding the article “Laar intends to recognize men who fought in German uniform officially as freedom fighters” published in the Estonian online newsportal Delfi on December 27th 2011, the Estonian Ministry of Defence would like to make the following statement.

The government of the Republic of Estonia has not drafted nor will it draft something as absurd as a bill that would allow for honours to be given to Nazi collaborators.

The government of Estonia has given a task to the Ministry of Defence to prepare a bill to give recognition to persons who have fought for the restoration of the independence of Estonia. The fight against Nazi and Soviet totalitarian regimes was also a part of the Estonian fight for freedom and the decision of the government to honour the struggle for the restoration of Estonian independence is a natural and unequivocal choice. A number of member states of the European Union have approved similar bills to honour their resistance fighters. The exact wording of the bill will be drafted by spring of this year.


Gab es also noch eine dritte Gruppe von Menschen, die weder für in der deutschen, noch in der Roten Armee für die Unabhängigkeit Estlands gekämpft haben?


In addition, the Estonian Ministry of Defence would like to emphasize the following.

Estonia has been terrorized by the regimes of Nazi Germany and communist Soviet Union. The Republic of Estonia has officially condemned the atrocities and crimes of Nazism and Communism and has the intention to continue this policy. Estonia is pleased to notice that the same principles have been followed in Europe. The European Parliament has decided to condemn the crimes of the Communist regime along with the crimes of the Nazi regime.

In 1939 the Soviet Union and Nazi Germany concluded the Molotov-Ribbentrop Pact, the secret protocols of which divided Central and Eastern Europe into respective spheres of influence. The same year Germany launched the Second World War with its attack on Poland and the Soviet Union started to fulfil its role by invading Poland from the east, at the same time concentrating large forces on the borders of the three Baltic States and Finland. The Soviet Union occupied Estonia along with Latvia and Lithuania in 1940.

The Soviet occupation was followed by Estonia’s occupation by Nazi Germany in July 1941. In September 1944 Estonia was again occupied by the Soviet Union. Estonia regained its independence in 1991. For the most part Estonians were forcedly mobilised by the totalitarian regimes that occupied Estonia what is against international law. Direct human losses during the Soviet and Nazi German occupations reached 180 000, which is 17.5 per cent of the nation’s population, and 90 000 of these people were killed.


Interessant ist der Satz über "forcedly mobilised". Was die Esten in der Roten Armee angeht, ich kann mich nicht daran erinnern, dass z.B. Arnold Meri gezwungen war in der Roten Armee zu dienen. Und wenn jemand gezwungen wird in Waffen-SS zu dienen, warum zieht man 70 Jahre später immer noch mit Stolz seine Uniform an, zeigt seine Orden und lässt sich verehren? Nach einem Treffen der Selbsthilfegruppe der Anonymen Waffen-SS Veteranen sieht das Treffen auf Sinimäe nicht aus. Unklar ist der letzte Satz, direct human losses waren 180 000 und 50% davon wurden getötet. Erstens, was passierte mit den anderen 50% und zweitens von wem wurden die anderen 50% getötet? Und natürlich wurde kein Wort über die Taten der estnischen Kollaborateure verloren, schuld sind nur die anderen.

Dieses Statement fügt sich nahtlos in die Politik, die auch der estnische Präsident Ilves betreibt. Die israelische Zeitung Haaretz schreibt über den Besuch von Ilves in Israel, wo er die Leiden von Juden während des Holokausts und der Esten während der beiden Okkupationen als gleich darstellt.

Aber abseits von den Betrachtungen der Vergangenheit, was würde es denn bedeuten, falls so ein Gesetz wirklich verabschiedet wird und zwar in der Form wie befürchtet? Das allerkleinste Problem wird sein, dass die Veteranen mit dem neuen Status evtl. besser vom Staat behandelt werden, höhere Rente usw. Der Status ihrer Zusammentreffen wird komplett geändert, es ist nicht mehr das Treffen der Veteranen der Waffen-SS, sondern das Treffen der Kämpfer für die Freiheit Estlands. Alle, die dagegen protestieren, protestieren gegen die estnische Unabhängigkeit, sind also für eine neue Okkupation, evtl. ist so was schon strafbar. Die estnische Armee wird neue Helden haben, auf die sie sich bezieht und in die Tradition einschliesst, schliesslich verteidigt ja die Armee die Freiheit Estlands. Die Schulkinder werden auch neue Helden haben, die tapfer gegen die Russen gekämpft haben, die Fälle, wo die Kinder ihre russisch-sprachigen Eltern als Okkupanten beschimpfen, werden sich also häufen.

Abschliessen möchte ich mit dem Zitat aus der TAZ: Die Heroisierung der SS- und der Waffen-SS-Angehörigen zu Freiheitskämpfern ist somit nicht nur eine Beleidigung der Opfer - sondern auch ein gefährliche Geschichtsverdrehung, die einzig und allein der Auferstehung des braunen Ungeistes von anno dazumal dient.

Freitag, Januar 13, 2012

Mitglieder der Waffen-SS als Freiheitskämpfer?

Eigentlich wollte ich einen längeren Text zu dem Thema schreiben, aber da waren andere schneller. Ich bin ehrlich erstaunt und begeistert, mit welchen Fakten die deutschen Journalisten auf einmal glänzen können. Warum wurden bei Interviews mit estnischen Politikern, sie nie damit konfrontiert?

Auferstehung der braunen Ungeheuer
Die SS als Freiheitskämpfer
Estland denkt über Ehrung der Waffen-SS nach
Blinde Ehrung der Waffen-SS
Grüne protestieren gegen Ehrung von SS-Mitgliedern

Bin mir sicher, dass da noch mehr kommen wird.

Nachtrag: Die britische DailyMail hat schon am 3. Januar eine Story zu diesem Thema veröffentlicht. Nach der Information von Algemeiner verschwand der Artikel nach einem Tag von der Seite, angeblich nach der Intervention der estnischen Regierung. Der volle Text kann hier gelesen werden.

Donnerstag, Januar 12, 2012

Stellenausschreibung für Journalisten

Das Netzwerk für Osteuropa-Berichterstattung n-ost setzt sich mit einem europaweiten Korrespondentennetz in Berlin für eine hintergründige und differenzierte Berichterstattung aus Osteuropa ein. Mit seinem Artikel- und Radiodienst beliefert n-ost Print- und Online-Medien sowie Rundfunkanstalten in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Die Organisation führt medienpolitische Projekte, Fachkonferenzen und Recherchereisen durch und verleiht jährlich den n-ost Reportagepreis.

Im Auftrag der Bundeszentrale für politische Bildung (bpb) erstellt n-ost die tägliche europäische Presseschau euro|topics. Auf www.eurotopics.net bietet die Presseschau täglich Kommentarausschnitte aus den 27 EU- Ländern und der Schweiz in drei Sprachen (Deutsch, Englisch, Französisch).


Für euro|topics sucht n-ost ab dem 1. Februar 2012

eine/n Estland-Korrespondent /in


Voraussetzungen:

· journalistische Ausbildung (Journalistik-Studium, Volontariat oder vergleichbare Ausbildung) sowie journalistische Erfahrung (bevorzugt im Online- oder Agenturbereich)
· Fähigkeit, auf den Punkt knackige Teaser zu schreiben
· Breite und fundierte Kenntnis aktueller europäischer Themen
· sehr gute Estnisch-Kenntnisse und Beherrschung von Deutsch auf muttersprachlichem Niveau
· ausgeprägte Kommunikationskompetenz und Offenheit für die gemeinsame Arbeit in einem internationalen Netzwerk unter dem Dach einer medienpolitischen NGO
· Lust, früh zu arbeiten, aber auch früh fertig zu sein
· Fähigkeit, auch unter hohem Zeitdruck zuverlässig zu arbeiten
· Wohnsitz und Lebensmittelpunkt in Estland
· Bereitschaft, sich mit dem Online-Redaktionssystem vertraut zu machen
Bewerber, die zusätzlich sehr gute Lettisch- und/oder Litauisch-Kenntnisse haben, können sich gleichzeitig auf die entsprechenden Stellen für Lettland bzw. Litauen bewerben, die wir zeitgleich ausschreiben.


Stellenprofil:

· tägliche Auswertung meinungsbildender estnischer Online- und Printmedien (inklusive wichtiger Blogs)
· tägliche Ausarbeitung und Übersetzung von ein bis zwei Zitaten aus den wichtigsten Meinungsartikeln, Reflexionen, Essays und Kommentaren (jeweils rund 1.000 Zeichen)
· Schreiben von Teasern bzw. Einleitungen und Überschriften

Wir bieten:

· Zusammenarbeit mit einem europaweiten Team
· Honorarvertrag über eine monatliche Pauschale.

Wir freuen uns über aussagekräftige Kurzbewerbungen (max. eine Seite Motivation und kurzer tabellarischer Lebenslauf, Angabe von zwei Referenzen) als ein (!) PDF-Dokument (maximal 1 MB) bis 19. Januar 2012, 10 Uhr, per E-Mail an bewerbung@n-ost.or g.

Rückfragen an Christian Mihr: +49-(0)30-2593283-0

Mittwoch, Januar 11, 2012

Leise rieselt der Schnee

ich komme gerade aus zugeschneitem Estland, wo ich vier Tage mit meiner Freundin, die vor 11 Jahren zum letzten Mal Estland besucht hat, und einem Freund, der zum ersten Mal in Estland war, verbracht habe. Deswegen sind viele Beobachtungen nicht nur meine, sondern auch ihre.

1. Estland ist teuer. Was schon 2007 spürbar war, ist jetzt endgültig zur Wirklichkeit geworden. Insbesondere die Preise in der Tallinner Innenstadt für Essen, Kleidung, Eintritte sind so gestiegen, dass selbst deutsche Touristen sich zweimal überlegen müssen, was sie unternehmen und wo sie essen gehen. Dieses Gefühl kenne ich von keiner anderen osteuropäischen Stadt, hier ist Tallinn skandinavisch geworden. Am teuersten sind interessanterweise die estnischen Erzeugnisse (nicht alle, aber die Ausnahmen bestätigen die Regel)


Tafel estnische Schokolade für 5,29 EUR gefällig?

2. Tallinn ist voll mit russischen Touristen. Deutsche gibt es kaum, Englisch hört man auch recht selten, aber dafür Russisch an jeden Ecke. Die Macht des Faktischen ist deutlich spürbar, so haben die Buchhandlungen die Waffen-SS Kalender aus der Vitrine geräumt, und dafür estnische Kochbücher auf Russisch platziert. Bedienungen, die nicht russisch sprechen, sind die Ausnahme geworden, alle Restaurantmenüs gibt es auch in russischen Sprache. Am Rathausplatz beim Weihnachtsmarkt ist der estnische Weihnachtsmann gezwungen sich mit den Kindern auf Russisch zu unterhalten, sonst versteht ihn dort niemand.

3. Auch die estnische Elite beginnt zwischen den "nützlichen" und "unnützen" Russen zu unterscheiden. Die "nützlichen", das sind diejenigen, die Geld in das Land bringen, denn nur die Touristen-Russen akzeptieren es ohne Murren, die teueren Preise zu bezahlen und kommen sogar evtl. wieder. Die "unnützen" Russen leben in Lasnamäe, verbreiten Geschlechtskrankheiten und machen Arbeit, die sonst kein Este tun würde, so O-Ton einer jungen Estin, die irgendwie ins Fernsehen geschafft hat.

4. Tallinn hat sich sehr herausgeputzt und sieht besonders im Schnee wunderschön aus. Manchmal ist es schon zu viel an Weihnachtseffekten, man muss nicht unbedingt die Dächer der Viru-Tore mit roten Lichterketten bedecken, aber der Weihnachtsmarkt, der Weihnachtsbaum sind sehr gelungen. Nur lasst bitte beim nächsten Mal die armen Rentiere aus dem 5x5m grossen Käfig raus, 6 Wochen darin ist reinste Tierquälerei.

5. Letztes Mal habe ich moniert, dass es keine estnischen Märchen in russischen Sprache in den Buchhandlungen gibt. Es gibt auch keine estnischen Klassiker in deutschen Sprache. Mein Freund wollte Jaan Kross auf deutsch kaufen. No luck.

6. Estland entwickelt sich zu einem Land für Feinschmecker. Das nötige Kleingeld vorausgesetzt kann man Elchleber probieren, Vorschmack (eine Art Labskaus) mit Elementen der Molekularküche degustieren, oder auch Wildschweingulasch essen. Selbst Bärenfleischkonserven bestehen aus 85% Bärenfleisch, in Russland sind es ca 15%, obwohl in Russland viel mehr Bären leben. Sehr empfehlenswert ist Lido in Solaris, wo man für wenig Geld recht gut essen kann und braucht nicht auf die Bedingung zu warten.

7. Die coolste Bar in Tallinn ist immer noch die DM Baar (für Uneingeweihte DM steht für Depeche Mode). Jeder, der zwischen 1970-1980 geboren wurde, wird mir zustimmen.

8. Wintersportanfänger kommen am Sängerfestplatz auf ihre Kosten, es gibt da Schneekanonen und sogar ein Miniskilift, also kann man da schon die ersten Schritte auf dem Snowboard ausprobieren. Wer Langlauf bevorzugt, kommt erst recht auf seine Kosten. Wir haben viele Touristen aus Russland gesehen, die in Estland Skilaufen. Wahrscheinlich denken sie, dass sie sich hier nicht verlaufen können und nicht vom Bären gerissen werden. Man kann sich auch täuschen, angeblich leben noch 500 Bären in Estland.

9. Im estnischen historischen Museum läuft gerade die Ausstellung 11.000 Jahre estnische Geschichte. Das ist der neue Rekord, wie alt das estnische Volk nun eigentlich ist. Den letzten Rekord hat der estnische Präsident Ilves aufgestellt, der in seiner Neujahrsansprache von 750 Jahren Warten auf die Freiheit gesprochen hat. Zur Ehrenrettung der Ausstellung muss man sagen, dass dort gesagt wird, dass erst 1805 die Esten sich als ein Volk zu fühlen begannen.



10. Noch ein Geheimtipp für die Liebhaber des Jugendstils. Die Standesamtmitarbeiter werden mich verfluchen, aber der Tallinner Standesamt ist definitiv ein Besuch wert. Einfach sich einer Hochzeit anschliessen, den wunderschönen Jugendstil-Leuchter anschauen und ja keine Gegenstände auf das Klavier legen, denn wie auf dem aufgeklebten Schild steht, ist das Instrument alt und wertvoll, für alle Schäden haftet das frischgetraute Ehepaar und wir wollen ja nicht ihnen ihren schönsten Tag vermiesen.

Donnerstag, Januar 05, 2012

Vene kool Eestis ühenduse jõulueelne pöördumine eesti rahvale

Nachdem keine estnische Zeitung den Weihnachtsgruss des Vereines zum Schutz der Russischen Schulen drucken wollte, hier ist die estnische Version:


Eesti haridusreform käib kogu hooga. Sealhulgas ka vene õppekeelega koolide üleviimine eesti õppekeelde. Näib, et kõik õige: ühine riik, üks riigikeel, üks haridussüsteem, ühised õppekavad. Aga see näilisus meenutab pigem sedasama sirget teed helgesse tulevikku, mis on alati viinud käijaid hoopis põrgusse. Ajalooliselt tõestatud, et vaid üksikriikidel ning ülipingutustega õnnestus sealt välja rabeleda. Kas väiksel ja vaesel Eestil selleks vajalikku jõuvaru leidub?

Kuni 5% elanikkonnast neile võõrasse keelde üleviia, sellesse „integreerida“, ehk ausalt öeldes – lasta nad assimileeruda 95%-ga on veel ettekujutatav tegu. See on tilk meres, ning ka selle ideaalne lahustamine nõuab suurt meisterlust ja pingutamist. Kui rääkida 1/3 elanikkona lahustamisest vaid kahekordselt seda ületavas koguses, sellest võib saada ainult mingi ettenähtamatu omadustega plahvatamiskaldumustega elujõutu mürk. Ning ise ei märka, kui selleks agressivseks tehisseguks muutub kogu uus Eesti põlvkond.
Iga rahva keel on selle iseloomu peegel. Me oleme nii erinevad, et niisama meid sobitada ühte, kumbagi raskelt vigastamata ei ole võimalik.Lihtsalt ei saa. Kooliaeg on loodud kõigepealt isiksuse arendamiseks. Ning kogu maailma pedagoogika üks põhimõtteid on see, et üldjuhul lapseareng peab toimuma emakeeles (kodukeeles). Kui laps selgelt aru ei saa, siis ka õpetada ei saa. Rääkimata sellest, et lapse päritolu süüdistavas õhkkonnas on võimatu üleskasvatada vaba, loominguline, elurõõmu tundev ning vaimselt terve isiksus.

Selles kontekstis on suureks patuks osutunud kõik need pealetungivad kümblused, lõimumised ja keeleinspektsiooni tegevus. Võõrsilt sissevoolava raha eest on loodud rangelt toimiv „riik riigis“, ning õppetaseme parendamise, efektiivsete metoodikate väljatöötamise asemel selle peategevuseks sai mõtetu repressioon. Kes, millal ja mis tingimustel hakkab neid veksleid kinni tasuma? Või see juba käib rahva mahasurumise, laialiajamise ning riigi ja riikluse laristamise kujul?

Eesti haridus on muudetud siiamikaksikuks, kus ühe (vene) tite peksmine ja suretamine viib kahtlemata ka selle teise (eesti) lahutamata osa hävitamisele. See lühinägelik, kurjust ja lõpmatut kättemaksu täis poliitika hävitab eelkõige eesti riiklust ja eesti keelt. Rahvusvähemusest laste mõnitamine, nende piinamine on üks ülimatest kuritegudest.

Nii madalale ei langenud isegi igast otsast nüüd kirutav nõukogude võimud: sõltumata rahvusest ja emakeelest, tol ajal kõigile lastele oli jäetud võimalus õppida emakeeles, arendati kõrgharidust, teadust, soodustati rahvakultuuri.

Samamoodi kui eesti rahvale on elutähtis eesti keele ja kultuuri säilitamine ning edasine areng, nii ka meile on elutähtis meie laste saatus ja meie identiteedi oma järeltulijaile edasiandmine. Meil ja teil, mõlemal osapoolel võtmesõnaks on ja jääb emakeelne haridus. Emakeel ja emakeelne haridus on need viimased põhiväärtused, mida peab teineteisele alles jätma, sest pärast nende mahamurdmist tulevikku jääb ainult pimedus ja kaos.

Oleme suures mures vene kooli saatuse pärast. Kutsume üles Riigikogu saadikuid, Valitsuse liikmeid, kogu eesti rahvast – igaüht oma isiklikule südametunnistusele: mõelge ja lõpetage see ebaõiglane laste kohtlemine! Ei või olla laps süüdi selles, et on sündinud siin ning mitte-eestlasena. Jõuluaeg on rahuaeg, las ta paneb teid ka selle üle mõtisklema.

Samas oleme tänulikud kõigile nendele eestlastele, kes vaatamata kogu propagandale on mõistusele jäänud ja vene kooli kaitseks oma allkirjad andnud. See annab loota, et nii Eestimaal ja kõigil eestimaalastel, kui ka haridusel Eestis on veel inimväärset tulevikku!

Lugupidamisega
MTÜ Vene Kool Eestis
e-post: russovet24@gmail.com
web: www.venekool.eu