Samstag, Mai 12, 2012

Top Ten der Misserfolge der KaPO

Der folgende Artikel ist in www.stolitsa.ee erschienen.

Über die Erfolge des estnischen Verfassungsschutzes KaPO informiert alljährlich das Jahrbuch. Über die Misserfolge sind es die Zeitungen und ihre Internet-Ausgaben.

Die Mitarbeiter der Geheimdienste sind Leute, die aufgrund ihres Berufes nicht auffällig sind. Der breiten Öffentlichkeit werden sie in der Regel in zwei Fällen bekannt: falls eine Operation glänzend durchgeführt wurde oder komplett vermasselt wurde.

Eine kurze Übersicht über die vergangenen 15 Jahre zeigt, dass es solche Misserfolge in der jüngsten Geschichte der Geheimdienste der estnischen Republik zu genüge gab. Durchgefallene Mitarbeiter der KaPO reicht es für eine Art Top-Ten.

Die Bezeichnung des "unauffindbarsten" Mitarbeiters der KaPO sollte man aller Wahrscheinlichkeit nach dem Rauno Aas anhängen.

Am 20. Juni 1997 kehrte er nach Tallinn zurück über die Paldiski Chaussee. Bei der Tankstelle "Statoil" war auf dem Weg seiner Jeeps ein Fahrradfahrer. Der Schlag mit der Seite des Jeeps, der mit sehr überhöhten Geschwindigkeit fuhr war für ihn tödlich.

Die an den Ort der Tragödie angekommenen Polizisten haben ein verlassenes Auto gefunden, Aas hat es vorgezogen, sich zu verdünnisieren. Nach dem Gerichtsurteil und Feststellung ihn als Schuldigen, fand er es nicht nötig, im Gefängnis zu erscheinen.

Sieben Mal waren die Polizisten am Wohnort von "unauffindbarem" Aas - ohne irgendein Ergebnis. Schliesslich wurde das Verfahren abgeschlossen. Passiert schon mal.

Kaljo Juurik hat sich den Titel des "sorglosesten" Mitarbeiters der KaPO verdient. Oder den "selbstsichersten", je nachdem wie man draufschaut.

Zufällige Passanten haben ihn in winterlichem Dunkel im Jahr 1998 gesehen, als sie die Treppen in einem mehrstöckigen Haus in Lasnamäe bestiegen. Der Mitarbeiter des Verfassungsschutzen schief friedlich. Seine Waffe lag neben ihm.

Zuerst haben die Zeitungen Juurik verdächtigt, dass er sich eins über die Binde gekippt hat. Doch es fanden sich keine Spuren von Alkohol in seinem Blut. Es stellte sich heraus, dass die Situation weit absurder war, nach seiner eigenen, mit niemandem abgestimmten Initiative hat er beschlossen eine Wohnung zu überwachen.

Doch nachdem er nichts verdächtiges fand, hat Juurik, vom Dienst müde geworden, beschlossen in seiner Kampfstellung zu schlummern. Die Vorgesetzten bezichtigte des Mitarbeiters der äußersten Unprofessionalität und erteilte ihm eine Rüge.

Der "verantwortungsloseste" aus den durchgefallenen Mitarbeitern der KaPO ist ohne Zweifel Toomas Sõrgel.

Anfang Oktober 1997 hat er abends Feuer aus der Dienstwaffe eröffnet und zwar hundert Meter entfernt von einer Polizeistation in Mustamäe. Danach setzte er sich zum Schlummern an einer Bushaltestelle.

Bei der Festnahme des tapferen Schützen wurden 2,74 Promille Alkohol im Blut gefunden. Es stellte sich heraus, dass seine Alkoholsucht der Grund für die Kündigung Sõrgels aus den Reihen der KaPO war.

Das Gericht bezeichnete das Verhalten Sõrgels als "schweren Rowdytum mit Waffenanwendung". Bestraft wurde er mit ein-jährigen Gefängnisaufenthalt und drei Jahren auf Bewährung. Anders als die "kränklichsten" Mitarbeiter der KaPO Mait Põldmaa und Jullar Hints kann man kaum nennen: wegen Depression und chronischen Schnupfen haben sie unzählige Male ihr Erscheinen vorm Gericht verzögert.

Das Interesse der Femide zu ihren Personen haben sie erweckt, nachdem sie Ende März 1996 aus zwei Mitarbeitern des Nachtclubs Hollywood Geständnisse wegen Klauens von Tickets und 77 000 Kronen rausprügelten. Einer der Verdächtigen hatte einen Nasenbruch.

Das Gerichtsverfahren dauerte 9 Jahre. Und endete mit der Einstellung des Verfahrens wegen "des Vergleiches mit den Beschuldigen und dem Staatsanwalt wegen Fehlens des öffentlichen Interesses und der Nichtigkeit des Vergehens".

Schlag mit der Faust auf die Nase ist natürlich eine schlechte Sache. Sagen wir direkt - brutal. Doch es geht noch brutaler.

Zum Beispiel hat der Mitarbeiter der KaPO aus Ida-Virumaa Oleg Andronov einen Verdächtigen wie es sich herausstellte nicht nur mit den Füssen, sondern auch mit einer Hantel traktiert. Dabei wurde die Festnahme und die Inhaftierung der Person ausschliesslich auf die Initiative von Andronov durchgeführt.

Der Titel des "brutalsten" Ex-Mitarbeiters der KaPO geht deswegen an Andronov. Das Gericht hat ihn als Schuldigen des Missbrauchs seiner Dienststellung anerkannt. Und verhängte über ihn eine Gefängnisstrafe über ein Jahr und zwei Monate.

Den Titel "die Aufmerksamsten" haben Peeter Ojsaar und Pavel Kotkin aus guten Gründen für sich zu beanspruchen: denn anders als den Wunsch auf ihrer eigenen Haut die Aufmerksamkeit der Lehrer der Tartuer Universität zu überprüfen, kann man ihr Verhalten nicht erklären.

Der Direktor der Virumaaer Abteilung der KaPO Ojsaar lernte in dritten Jahr Jura an der bekanntesten Uni des Landes. Er machte das als Fernstudium, deswegen hat er beschlossen zur Prüfung nach Tartu Kotkin zu schicken, der als Rechtsanwalt in der KaPO arbeitete.

Die Aufmerksamkeit des Pädagogen Prijt Kama war gut, er merkte den Betrug. Den Studentenplatz an der TU musste Ojsaar verlassen. Auch die Reihen der KaPO musste er auf eigenen Wunsch verlassen, genauso wie sein "Partner".

Doch dieser Fall hat ihn nicht daran gestört in die Reihen der KaPO nach einigen Jahren zurückzukehren. Er nahm an der Operation zur Befreiung der Radfahrer-Geiseln in Libanon teil und bekam ein Adlerkreuz verliehen. Sein zweites, übrigens.

Als den "raffgierigsten" sollten man den "Helden" unserer Zeit anerkennen: Indrek Põder, den der Harjuer Bezirksgericht wegen mehrfachen Bestechungsgeldannahme von einigen Geschäftsleuten schuldig gesprochen hat.

Der "integrierteste" ist Aleksej Dressen, den man des Staatsverrats und der Übergabe von geheimen Information, die nicht nur Estland, sondern auch Lettland betrifft, an den "Nachbarstaat" beschuldigt.

Dressen hat übrigens auch wegen seines Berufes auch mit dem bis zum heutigen Tage bekanntesten Staatsverräter Hermann Simm zu tun gehabt, über der sogar ein Dokumentarfilm über seine Spionagetätigkeiten gedreht wurde.

Der letztere hatte soweit bekannt kein Verhältnis zu der KaPO. Deswegen droht die Top-Ten sich nicht in die Top-Eleven" zu verwandeln. Noch?

In den letzten 15 Jahren ist der Ausmass der Gesetzesübertretungen durch die Mitglieder der KaPO größer: vom banalen Rowdytum und Unverantwortlichkeit zu Staatsverrat und Bestechlichkeit in besonders hohem Ausmaß.

Steigerte sich die Professionalität der KaPO proportional in den letzten Jahren? Aus der Sicht des unverbesserlichen Optimisten - man möchte aufrichtig daran glauben.

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