Ein Artikel aus der Zeitung dzd.ee
In der letzten Zeit sollte man in Estland und in Russland eine Kolumne "Wie zwei Tropfen Wasser" einführen, wie es in verschiedenen Zeitungen in anderen Ländern es schon mit leichten Abweichungen schon gibt. Um zu zeigen, dass die Zeit dafür reif ist, reicht es auf die sogenannten "Nationalen Leader" einen Blick zu werfen.
Sie sind sogar äußerlich sich ähnlich, diese stramme, hagere Männer unter 60, Andrus Ansip ist zwar ein paar Jahre später geboren als Vladimir Putin, doch auch im Oktober im demselben Sternzeichen Waage. Beide haben recht zweifelhafte sowjetische Vergangenheit, die ihnen bei jeder Gelegenheit von ihren Gegnern unter die Nase gerieben wird - Ansip machte eine erfolgreiche Karriere in der Tartuer Abteilung der Kommunistischen Partei, Putin im Geheimdienst.
In der Epoche des aufblühenden Kapitalismus hat man die beiden aus dem Nichts … na gut, sagen wir nicht aus dem nichts, sondern aus der Stadt - die Gegenrolle zur Hauptstadt einnimmt - auf die große politische Bühne rausgezogen, zuerst als "Erben" und danach in weniger als einem Jahr als höchste Repräsentanten des Landes. Beide stützen sich auf die Regierungspartei. Die Reformisten erklärten schon lange vor der Gründung der "Einheit Russlands" offen erklärt, dass ihre Anwesenheit in der Regierung ihr Hauptziel sei. Beide haben zur Unterstützung ihres Images in der Vergangenheit nichts gegen einen Bürgerkrieg gehabt, deren Größe durchaus der Größe des Landes entspricht. Die "Bronzene Nacht" ist natürlich nicht Tschetschenien, doch vom Prinzip recht ähnlich.
Beide führen ohne Rücksicht auf die Kritiker, kompromisslos die Gesetze ein, die sie brauchen. Beide haben keine Schamgrenze in ihrer Ausdrucksweise, sowohl wenn sie die von ihnen geführte Heimat in ungeahnte Höhen zu heben versprechen, als auch wenn sie ihren Gegnern mit Scheißhäusern, den Ohren einen toten Esels, betrunkenen Panzerfahrern oder Aluhüttchen drohen. Zwar haben die Landmänner von Putin ihn noch nicht ins Weltall geschickt, im Gegensatz zum UFO-Ansip, doch wenn man die grenzenlose Liebe des russländischen Noch-Premiers zu verschiedenen technischen Gerätschaften anschaut, ist dieser Tag nicht weit weg.
Beide mögen wohl Kinder, doch knuddeln sie sie in der Öffentlichkeit äußerst unprofihaft. Dafür verehren unsere brutalen Männer den Sport und haben nichts dagegen ihre ausgezeichnete für ihr Alter sportliche Form zu demonstrieren: Putin und Ansip sind Profis auf den Skiern, doch wenn der russländische "nationale Leader" sich auf dem Tatami bespaßt, unser fährt Rollerblades und wenn WWP seine Untergebenen mit Federball quält, fährt AA seine ausländischen Gäste mit dem Fahrrad, damit sie ihr Fett loswerden.
Bei Ansip und Putin hat man bei den Wahlen massiv neue Technologien eingeführt, wodurch Estland und Russland auf der ganzen Welt berühmt wurden. Beide konnten sich eine Rekordzeit an der Macht halten, indem sie künstlich im Wahlvolk die Überzeugung aufwachsen liessen, dass nur dank dem nationalen Leader und der Regierungspartei das Land lebend aus der Krise rauskam und eine bestimmte Stabilität erreichte, jede Abweichung vom gewählten Kurs ist dem Tode gleich. Und obwohl immer mehr Menschen denken, dass zum Wort "lebend" in diesem Fall man das Wörtchen "kaum" hinzufügen sollte, haben Putin und Ansip es geschafft sich auf eine neue Periode wählen zu lassen und zwar mit beeindruckenden Ergebnissen.
Dabei haben die beiden angefangen ihre politische Wirkung nicht wegen der Anstrengungen der politischen Gegnern zu verlieren, die bis jetzt es nicht geschafft haben einen ähnlich populären Kandidaten aufzustellen. Zum ersten Mal seit vielen Jahren demonstrierten öffentlich auf den Strassen die Bürger ihre Unzufriedenheit mit der Macht in Russland und in Estland. Russland muss selbst ihre Wahl treffen. Doch wir möchten heute die Frage stellen: braucht Estland einen Wechsel der politischen Richtung?
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7 Kommentare:
Mhh, wer sollte es denn sein? Ansip ist nur wegen Gegenstimmen wo er ist.
Mhh, gute Frage. Saavisar als Premier möchte ich eigentlich auch nicht sehen. Er hat schon seine besten Tage hinter sich. Und Nachfolger hat er auch keine aufgebaut. Sobald ihm jemand gefährlich wird, wird er aus Partei ausgeschlossen.
Die Nachfolger haben Savisaar ja "verraten" :D und den wurde die Tür gezeigt. Man muss nur hoffen, dass der Nachfolger nicht aus IRL kommt, da gibt es nur schräge Typen.
Der einzige Lichtblick - Sven Mikser, drücken wir den Sotsid doch mal die Daumen. Scheinen ja mittlerweile eine sehr weit gefasste Anhängerschafft zu haben und in den Umfragen zu steigen...
Ja, Mikser wäre eine Variante. Die letzte Umfrage zeigt Sozialdemokraten bei 30%, also auf dem ersten Platz, interessant, ob sie das durchhalten können und wenn sie sich als Koalitionspartner vorstellen können.
Ich traue den Sozialdemokraten durchaus zu, diese 30% zu halten. Schwierig wird jedoch die Suche nach Koalitionspartnern, wie du schon sagtest. DieProgramme der aktuellen Koalitsionsparteien unterscheiden sich zu deutlich vom dem der Sotsid, und Keskerakond ist schwer zu verkaufen. Ohne Edgar noch am wahrscheinlichsten...
Ach, warum gibt es keine starke Piratenpartei in Estland? Nach den ACTA-Protesten wäre es doch eigentlich naheliegend, dass sich da eine politische Kraft bildet, die sich diesen Themas annimmt, besonders in E-stonia. Bisher hat sich keine Partei für das Thema interessiert. Vielleicht reift bis zu den nächsten Wahlen da was heran, ähnlich wie die Grünen vor 8 Jahren?
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